“I’m not convinced.”

Die Vorwahl für das Land mit der Lizenz zum Lügen: 001

Am 5. Februar 2003 warf US-Außenminister Colin Powell dem Irak den Besitz von Massenvernichtungswaffen vor und begründete damit die US-Intervention im Irak. Später entschuldigte sich Powell für die in der Rede verbreiteten Lügen.

Die „Beweise“ für die Existenz von Massenvernichtungswaffen, die Powell an diesem Tag vorgelegt hatte und die als Begründung für die spätere Intervention herhalten mußten, bestanden aus Material, daß vom amerikanischen Geheimdienst manipuliert worden war.

Powell sagte: „Dies sind nicht Behauptungen. Wir geben ihnen Fakten und Schlussfolgerungen auf der Basis solider geheimdienstlicher Erkenntnisse.“ Zu den „Fakten und Schlussfolgerungen“ gehört, dass der Irak weiterhin über biologische und chemische Waffen verfügt. „Hier wird getäuscht, hier wird versteckt und verborgen.“

Durch Lug und Trug war ein Krieg begründet worden. Der demokratische US-Senator Henry Waxman untersuchte ein Jahr nach Beginn des Irakkrieges alle Äußerungen der Bush-Regierung und registrierte bei 125 Auftritten 237 Irreführungen. Ausschmückungen, Unterlassungen, Verdrängungen und Übertreibungen waren die Regel, nicht die Ausnahme. 

(Malte Lehming: Als mich ein Lügner überzeugte. In: Der Tagesspiegel. 14.06.2019.) 

“I’m not convinced.” (Joschka Fischer)

Auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar 2003 kam es zu einem Wortlaut, der seither wie in Stein gemeißelt stets in Erinnerung gehalten werden sollte. 

You have to make the case,

and to make the case in a democracy

you have to be convinced yourself,

and excuse me I am not convinced.

Um in einer Demokratie eine Entscheidung zu treffen, müsse man erst mal selbst davon überzeugt sein. “Entschuldigung, aber ich bin nicht überzeugt und ich kann mich nicht vor die Öffentlichkeit stellen und sagen, laßt uns in den Krieg ziehen, wenn ich nicht daran glaube.“

Public Relations ist nur ein anderes Wort für Propaganda

Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit, heißt es. Nun, die Wahrheit ist das zweite Opfer des Krieges, weil die Neutralität schon vorher verloren geht.“

 

(Carolin Emcke: Von den Kriegen. Briefe an Freunde. 1. Auflage. Fischer, Frankfurt am Main 2004. S.  287.) 

Es ist daher sehr zu empfehlen, genau darauf zu achten, welche Medien bei Hetzkampagnen mitmachen. Diese können nicht die Medien des Vertrauens sein, weil sie selbst den Beweis gegen ihre Vertrauenswürdigkeit antreten. 

Es kann einfach nicht mehr akzeptabel sein, daß Lügen immer wieder vergessen werden, verziehen auch?

„Wenn wir den Mechanismus und die Motive des Gruppendenkens verstehen, wird es möglich sein, die Massen, ohne deren Wissen, nach unserem Willen zu kontrollieren und zu steuern.“ 

 

(Edward Bernays, Meister der Manipulation, Papst der Propaganda, Erfinder der Public Relations)

Die Lizenz zur Lüge kann und darf keinem Land dieser Welt zugestanden werden.

Auf die Diskurse kommt es an, auf die Wahrheit, auf alle Wahrheiten. 

Alles, wirklich alles an Menschen- und Lebenserfahrung, alle erdenklichen Narrative raten dringend davon ab, durch fortgesetztes Lügen am Ende jede Vertrauenswürdigkeit zu verlieren.

Alle auf das Recht anderer Menschen bezogene Handlungen,
deren Maxime sich nicht mit der Publizität verträgt,
sind unrecht.

 

(Immanuel Kant: Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf. In: Werke, Bd. VI. S. 245.)

 

 

Nur ein Beispiel: Die Brutkastenlüge

Die besonders dreiste Baby-Lüge für den Ersten Irakkrieg stammt von einer PR-Agentur: