Mauern im Schlamm

Exakter Unsinn mit Metaphern

Das passiert, wenn man offenbar nur Virologie, bzw. Gesundheitsökonomie studiert hat. Dann fehlt die humanistische Bildung, was zu sehen ist an der grotesken Unfähigkeit, mit Metaphern überhaupt umgehen zu können. — Dabei sind Modellvorstellungen gerade in den Naturwissenschaften, die ja angeblich nicht reden, sondern nur rechnen, von außerordentlicher Bedeutung.

Bei diesem irrwitzigen Gestammel über Reifen, Schlammpisten, Berge und Mauern, bleibt nur Ludwig Wittgenstein: “Worüber man nicht reden kann, darüber soll man schweigen.”

Es ist ein Anfängerfehler beim Metaphorisieren, den beide arglos begehen: Es ist zunächst einmal dringend zu vermeiden, etwas Organisches mit etwas Mechanischem gleichzusetzen. Eine solche Übertragung muß schief gehen. Beispiel: Frauen sind wie Blumen, Männer wie Rasenmäher.  — Der Witz entsteht allein durch die Unvereinbarkeit der Metaphern. Und selbstverständlich werden Manche diese Aussage als solche rhetorisch zu nutzen verstehen. Das ist so.
 
Wer sich auf Metaphern einläßt, sollte schon wissen, was dann geschieht. Wer das nicht kann, ist eigentlich nicht einmal Wissenschaftler, weil die Fähigkeit, sich in und mit Modellen auch allgemein verständlich zu machen, schlichtweg dazu gehört. — Man wird sich nämlich schon fragen, wenn so gestammelt wird, was Drosten und Lauterbach eigentlich wirklich verstehen und verstanden haben, wenn sie so unbeholfen reden und dabei völlig verlassen sind von allen guten Geistern, die in der Sprache wohnen.

Wenn etwa Einstein sagt: “Gott würfelt nicht”. Dann will er zwar keine Theologie betreiben, sondern “nur” den Universalanspruch der Mathematik behaupten. Dennoch hat er zugleich auch Theologie betrieben, denn wenn Gott überhaupt nicht würfelt, dann wäre er gar kein Thema mehr, nicht nur für die Physik. Also hat er Theologie betrieben und sich deshalb übernommen.

Das ist das Schöne, Amüsante und für Unberufene auch Bedrohliche beim Metaphorisieren. Man kann förmlich sehen, wie die aus mangelndem Sprachgefühl oder auch, weil nicht zu Ende gedacht worden ist, falsch gewählten Metaphern daraufhin postwendend über den Redner herfallen oder ihm heimtückische Fallen stellen. Nicht selten wird Rednern dann etwas in den Mund legen, was sie gar nicht gesagt haben wollten. Ein berühmtes Beispiel ist die Jenninger–Rede.
 
Wenn beispielsweise irgendwo die Leitung einer Institution weitergegeben wird, dann gibt es immer diese grotesken Unbeholfenheiten, die zugleich sehr tief blicken lassen. Die bei der “Wachablösung” allseits beliebte Metapher vom “Kapitän eines Schiffes”, also dem “Steuermann”, ist selten schwer beherrschbar. – Daher ist es immer besonders spannend, dabei zu sein, um zu sehen, wann und wie der Schiffbruch solcher Redner kommt, die nicht selten blank ziehen, ohne es zu wollen.
 
Hinter den Kulissen lassen sich aufgrund der heimtückischen Attacken widerspenstiger Narrative viele der eigentlichen Intentionen, der Selbstzweifel und auch der Anmaßungen ziemlich genau erkennen. Das geschieht unmittelbar dann, sobald eine Metaphorik fadenscheinig wird und aufgesetzt erscheint, also nur benutzt aber nicht auch als solche ernst gemeint werden soll. 
 
“Benutzen” lassen sich Metaphern schon mal gar nicht. — Das lassen sich die ansonsten so hilfreichen Geister überhaupt nicht bieten, also wenden sie sich gegen den, der sie als Geister rief. Und tatsächlich, wer sich den Sprachgeistern nicht würdig, dankbar und in gewisser Weise auch folgsam erweist, hat auch ansonsten wohl auch noch ganz andere Schwächen. — Und ei den meisten steckt nämlich Hybris dahinter und das fliegt auf, angesichts der Risiken, die die Seefahrt nicht nur metaphorisch nun einmal mit sich bringt. 
 
Mit Virologie hat das alles nichts zu tun, aber mit Sprache, Kultur, Vernunft und Geist, also mit einem Immunsystem, das von ganz anderer Klasse ist.
 
Schön ist dieser Beitrag, den ich hier empfehlen möchte deswegen, weil er mir erhebliche Arbeit abnimmt. Ich wollte die sprachliche Unbeholfenheit der Professoren Drosten und Lauterbach immer schon mal aufspießen, weil, wer so schlecht spricht, einfach Spott verdient. — Ich fand es aber irgendwie fies, mir das alles eigens noch einmal anzuhören, um es mit den Mitteln der Glosse dann noch aufzuführen.

Schön, daß diese Unbeholfenheit hier ineinander geschnitten wurden.