Philosophisches Café, Philosophischer Salon
Wenn herkömmliche Werte und Orientierungen unsicher werden, dann sind viele vormals fraglose Fragen urplötzlich wieder offen.
Neue Antworten werden erwartet, dazu aber wäre es erforderlich, genügend Abstand zu bekommen, um das, worum es geht, erst einmal in den Blick zu nehmen.
Wenn es um Erfahrungen im Denken mit dem Denken geht, wenn es darauf ankommt, möglichst umfassend vorzugehen und auch den eigenen Standpunkt kritisch zur Disposition zu stellen, so dass das Neue ins Denken kommen kann, dann ist Philosophie unverzichtbar. Nur, man hat sie nicht, man kann sie nur immer wieder praktizieren.
Philosophieren bedeutet, sich im Denken zu orientieren
Philosophie bedeutet nicht, gordische Knoten einfach durchzuhauen, sondern zunächst einmal Freude daran zu entwickeln, wie unterschiedlich die Perspektiven sind, aus denen sich ein und dieselbe Angelegenheit auch noch betrachten lässt. Es geht nicht darum, Widersprüche sogleich aufzulösen, sondern sie erst einmal in aller Ruhe einwirken zu lassen.
Es geht auch nicht um Urteilsfindung, schon gar nicht um einen Urteilsspruch. – Entscheidend kann nur sein, was in der Sache weiter bringt, um erst einmal zu verstehen, was man zuvor womöglich gar nicht oder so noch nie gesehen hat.
Nicht erst bei Hegels Eule der Minerva, sondern bereits bei Platons Seelenwagen zeigt sich dieser innige Bezug der Philosophie zu allem, was Flügel verleiht, weniger um abzuheben, sondern um gute Überblicke und neue Einblicke zu erhalten. Alles was Flügel verleiht, hat daher einen symbolischen Bezug zur Philosophie, weil Federn zum Schreiben taugen, weil sie Gedanken beflügeln und weil dann nur noch die notwendige Seh-, Erkenntnis- und Urteilskraft dazu gehört, um erkennen zu können, was sich in der Dämmerung bereits abzuzeichnen beginnt.
Das ultimative Ziel solcher Reisen wäre Platon zufolge eine Expedition ins Reich der Ideen. Beim Ausritt mit den Göttern alle 10.000 Jahre kommt es darauf an, eine sehr schwere Himmelspassage zu bestehen, mit einem Gespann aus einem guten und einem schlechten Pferd.
Dabei stürzen viele ab, fallen unmittelbar wieder ins Sein. Aber erst hinter dieser schwierigen Stelle käme man dazu, die Ideen zu schauen. Dazu aber braucht es ‘Federn’ und die wachsen nur denen, die lieben, denn die Liebe in ihrem heiligen Wahn soll wiederum Ähnlichkeit haben mit dem, wie einem zumute ist, wenn man die Ideen schaut.
Ganz besonders wird dabei hervorgehoben, dass gerade die Philosophie solche Flügel verleiht, schließlich geht es ihr – nicht nur dem Namen nach, um die Liebe zur Weisheit.