Welche Werte zählen nach Corona
Unter Corona wurde „Nähe“ paradox: Zuvor hieß es immerzu, man solle sich berühren lassen, Nähe zulassen und dann kamen die Masken und das Abstandhalten.
Das hat viel ausgelöst: Alte Werte gehen unter, andere treten auf. Innere Werte werden wichtiger, Äußerlichkeiten geraten ins Hintertreffen. Es fehlten echte und tiefe Begegnungen, in denen Gefühle tatsächlich mitgeteilt werden. Die Corona-Krise hat viele Ängste, Zweifel, Sorgen und Nöte bewußt gemacht, die bislang verdrängt wurden.
Die Corona-Krise hat eine innere Einkehr erzwungen, die selbst zum Problem wurde. Viele möchten, wollen und können sich mit dem eigenen Selbst aber nicht auseinandersetzen. Dann kämen Fragen auf, die bodenlos scheinen, obwohl sie es eigentlich nicht sind. – Albert Camus spricht von „Selbstmord“, ohne sich tatsächlich umzubringen. Das Aufgehen in permanenter Sorge ist ein solcher Fall, sich durch Selbstüberforderung permanent abzulenken vom eigenen Selbst.
Viele Meistererzählungen schildern dieses Wagnis, sich tatsächlich auf die imaginäre Reise zu begeben, um dem eigenen Selbst zu begegnen. Es gilt, sich wirklich mit dem dunklen Selbst auseinanderzusetzen und sich nicht abzulenken von dem, was unsere eigentliche Aufgabe wäre, unsere inneren Werte zu suchen, zu finden und zu entfalten.
Woher stammen eigentlich die eigenen Werte? Wir glauben zu wissen, wie eine romantische Begegnung auszusehen hat und inszenieren sie nur. Wir glauben zu wissen, wie ein Kuß ausschauen muß, um als Ausdruck von Zuneigung, Liebe oder Begehren zu gelten. Immerzu geht es nur um die Inszenierung von etwas, das erstrebenswert scheint.
Das zur Sprache zu bringen, habe ich mir theoretisch und praktisch zur Aufgabe gemacht in einer Kombination, die ich als philosophische Psychologie betreibe.