Der Bildungsnomade
Hochschullehrer Dr. Heinz-Ulrich Nennen arbeitet in einem amerikanischen Reisemobil am Kanal
Der Bildungsnomade
Westfälische Nachrichten, 26.06.2015
Münster – Unter einem grünen Schirm, zwischen Birkenstämmen, sitzt der Philosoph am Dortmund-Ems-Kanal und tippt in sein Notebook. (…) Warum er in Münster am Kanal arbeitet, in einem Heim auf Rollen? „Na“, antwortet der Mann, der in Rheine geboren ist, und schiebt sich eine silbrige Locke hinters Ohr, „weil Münster meine Heimat ist und ich ein geistiger Nomade. Ich brauche ständig Perspektivwechsel.“ Sesshaftigkeit ist nichts für einen wie ihn, der am Kanal „geduldet ist“ („man kennt mich hier“) und in Karlsruhe im Hotel übernachtet. Mit dem Winnebago dorthin zu fahren, das hat er schnell drangegeben. „35 Liter Super schluckt der, und es kostet Nerven, ihn zu fahren“, verrät Nennen und schickt ein belustigtes Blitzen aus Bernstein-Augen hinterher. Fährt er mit dem Wagen durch die Straßen, bleiben die Leute am Rand stehen und lachen. „Das ist einfach ein Ungetüm.“ Teil seiner philosophischen Existenz, sei der Winnebago eine Art Selbstversuch. Anders als Diogenes in der Tonne ist der 60-Jährige jedoch mit der Zeit gegangen – immerhin hat der Wagen Dusche und Klimaanlage.