Ich stand vor wenigen Stunden noch vor einem monumentalen Werk von Auguste Rodin (1840–1970): Das Höllentor, 1880–1970, — ein fast sieben Meter hoher und acht Tonnen schwerer Bronze–Guß für ein äußerst beeindruckendes Portal, das in einer Kopie seit 1949 vor dem Kunsthaus in Zürich steht. Es handelt sich dabei um eine von Dantes Inferno inspirierten Vision mit 186 Figuren, die sich um einen darüber befindlichen ›Denker‹ gruppieren, während alles derweil im Sturz begriffen ist.
Wieder einmal ist die Welt alles, was im Fall ist. Wieder einmal vollzieht sich ein Höllensturz; wieder einmal ist kein Halten mehr, wenn alle mit vergeblicher Verzweiflung einfach nur noch zu Objekten der näheren Umständen geworden sind und von einer unmenschlichen Bewegung, die einfach nur noch alles in die Tiefe reißt, mitgerissen werden.
Und über allem dann dieser Denker, es scheint, als thronte er über dem ganzen apokalyptischen Höllentheater. Er hockt brütend darüber und zermatert sich sein
Hirn über das Ganze. — Und dieser Denker thront genau dort, wo kurz zuvor noch der Gott des Christentums thronte.
So ist also der Mensch in die Verantwortung seines eigenen Schicksals getreten, auch
die Apokalypse bereiten wir uns nunmehr selbst. Die Weltgeschichte ist das Weltgericht,
der Mensch macht die Geschichte selbst und ist dabei Gott und Teufel in einer Person.