• Corona,  Corona-Diskurs,  Diskurs,  Ethik,  Götter und Gefühle,  Identität und Individualismus,  Lüge,  Moral,  Philosophie,  Platon,  Politik,  Professionalität,  Psyche,  Schönheit,  Schuld,  Seele,  Theorien der Kultur,  Urbanisierung der Seele,  Utopie,  Wahrheit,  Zeitgeist,  Zivilisation

    Wohl beraten sein

    Über das Regieren seiner selbst

    Eigent­lich sind wir ja alle Köni­ge und Köni­gin­nen. Man­che sind Dik­ta­to­ren, ande­re Des­po­ten und nicht weni­ge sind die Reprä­sen­tan­ten von “fai­led states”.

    Fre­de­rick Leigh­ton: Römi­sche Vesta­lin, 1880.

    Wenn in der grie­chi­schen Phi­lo­so­phie von “sophro­sy­ne” gespro­chen wird, dann geht es um “Wohl­be­ra­ten­sein”. Also gut, man ist jetzt König oder Köni­gin, kann ziem­lich viel befeh­len und muß nicht wirk­lich dis­ku­tie­ren. – Dabei bin ich mir nicht ganz sicher, ob die­ser Vor­zug, nicht mal mehr mit sich reden las­sen zu müs­sen, weil man doch so hoch­wohl­ge­bo­ren ist, wirk­lich zum Vor­teil gereicht. 

    Gera­de am Wider­sprüch­li­chen kann man doch die eige­ne Auf­fas­sung minu­ti­ös schär­fen. Gera­de an klei­nen Unter­schie­den läßt sich genau­er erken­nen, wor­auf es denn nun wirk­lich ankom­men soll­te. – Aber nur die wenig­sten ver­ste­hen sich dar­auf, mit sol­che Fül­le an Mög­lich­kei­ten auch umge­hen zu kön­nen. 

    Es träu­men ja vie­le davon, ein guter Dik­ta­tor zu sein, weil sie neben dem Wet­ter auch gern noch die Poli­tik und viel­leicht gleich die gan­ze Schöp­fung ‘bes­ser’ machen wür­den, wenn man sie nur mal ran­lie­ße, an die Hebel der Macht, die es in Wirk­lich­keit nicht gibt. 

    Wir sind näm­lich spä­te­stens seit Niklas Luh­mann vor­ge­warnt: Soll­te man in die her­me­tisch ver­schlos­se­nen Kan­zeln der Pilo­ten, die wohl nicht von unge­fähr das­sel­be Wort haben, wie auch die Kol­le­gen in den Kir­chen. Soll­te man es also tat­säch­lich fer­tig brin­gen, dort ein­zu­drin­gen, die Flug­zeug-Kan­zeln wären leer. Kein Pilot nir­gends. Alles ist auf Autopilot. 

    Das hängt nun wie­der­um damit zusam­men, daß schon seit Jahr­mil­lio­nen gera­de bio­lo­gi­sche Pro­zes­se sich selbst steu­ern. Ins­be­son­de­re auch das Wett­rü­sten zwi­schen Viren und Wir­ten. – Hän­disch ist da nicht viel zu machen, höch­stens kol­la­bie­ren las­sen kann man das Gan­ze, sogar auf der Stelle.

    Ich hat­te mal einen Traum. Da war ich König oder so etwas. Jeden­falls hat­te ich die Befehls­ge­walt und sonst kei­ner. Also end­lich konn­te ich mal sagen, was Sache ist. – Und ich sag­te also zu mei­nem ersten Mini­ster, er möge “Frie­den” schaf­fen und die Leu­te “glück­lich” machen. 

    Ein lehr­rei­cher Traum war das, weil ich ziem­lich schnell hoch alar­miert auf­ge­wacht bin. Alles war aus dem Ruder gelau­fen. Der Unhold kam doch tat­säch­lich mit blut­ver­schmier­ten Hän­den zurück!

    Das ist, was man oder auch frau beim König­sein berück­sich­ti­gen soll­te. – Befeh­len ist viel zu ein­fach. Wohl­be­ra­ten­sein, das wäre es. Aber wer berät die Bera­ter und vor allem, wer ret­tet die Bera­te­nen? – Also wann wäre man denn nun wirk­lich “wohl beraten”? 

    Das Pro­blem mit den Bera­tern liegt dar­in, daß die­se ver­kau­fen wol­len und müs­sen. – Alle ver­hin­der­ten Köni­ge und Köni­gin­nen mögen daher ersatz­hal­ber an den letz­ten Arzt­be­such den­ken, in dem es ja auch ‘nur’ um Bera­tung ging. – Und was hat man “gekauft”, wozu man sich hat “breit­schla­gen” lassen? 

    Hat man eigent­lich ver­stan­den, was der Weiß­kit­tel einem hat­te weiß machen wol­len? – Sor­ry: War­um hat man einer Behand­lung zuge­stimmt, von der man gar nicht ver­stan­den hat, was sie eigent­lich mit einem macht? 

    Ach ja, das ist Ver­trau­en? – In wen oder was? Kann man Ver­ant­wor­tung abge­ben? Wer hät­te denn mit den Fol­gen zu leben? 

    Ich muß schon sagen, daß ich nie ver­stan­den haben, daß Pati­en­ten vor­geb­lich wirk­lich glau­ben, daß sie nur einen ganz tie­fen, höchst ver­trau­ens­voll insze­nier­ten Blick in die Augen ihres Arz­tes wer­fen müß­ten, und schon haben sie ihn für sich ein­ge­nom­men. – Wie naiv ist das denn?

    Ich bin heu­te im Semi­nar über die “Schön­heit der See­le” durch eine Ein­flü­ste­rung ret­ten­der Musen bei Wind­stil­le auf die ret­ten­de Idee gebracht wor­den, daß “Wohl­be­ra­ten­sein” zustan­de gebracht wird, wenn wir uns mit allen Instan­zen im “forum inter­num” regel­mä­ßig zum Arbeits­früh­stück ver­ab­re­den. Das wäre Wohlberatensein. 

    War­um besorgt man sich nicht als näch­stes einen Ter­min beim eige­nen Gewis­sen? Man könn­te genau­er abstim­men, was im eige­nen Inter­es­se wäre, daß das Gewis­sen in sei­ner ziem­lich klein­ka­rier­ten Auf­merk­sam­keit bit­te im Dien­ste der gemein­sa­men Sache sei­ne per­ma­nen­ten Son­die­run­gen zur Anwen­dung bringt, um dafür zu sor­gen, daß uns nichts wesent­li­ches entgeht. 

    Ein wei­te­res ist heu­te auf­ge­fal­len: Offen­bar gibt es eine Ver­bin­dung zwi­schen dem Selbst­be­wußt­sein und dem Gewis­sen. – Wer sich selbst wür­dig ver­hält, kann, darf und wird auf eine dem­entspre­chen­de Behand­lung einen gewis­sen Anspruch gel­tend machen.

    Mut­maß­li­cher­wei­se haben wir in unse­rer kri­sen­ge­schüt­tel­ten Gegen­wart inzwi­schen einen Ent­wick­lungs­stand in der Psy­cho­ge­ne­se erreicht, von dem ab an es mög­lich, aber auch erfor­der­lich gewor­den ist, Mul­ti­per­spek­ti­vi­tät an den Tag zu legen. – Das bedeu­tet, daß wir das EINE tun kön­nen, ohne das ANDERE las­sen zu müs­sen. Wir kön­nen nicht nur, wie soll­ten sogar “wider­sprüch­lich” agie­ren, ganz nach Art von Köni­gen und Königinnen. 

    Wäh­rend Kant noch “Ein­stim­mig­keit mit sich selbst” ein­for­dert, kön­nen wir es uns offen­bar neu­er­dings sogar lei­sten, mit wech­seln­den Mehr­hei­ten zu regie­ren. – Das wäre ohne­hin das Beste: Eine Gesell­schaft, in der solan­ge dis­ku­tiert wird, bis eine Par­tei auf­gibt und geht, weil ihr nichts mehr ein­fällt, der eige­nen Auf­fas­sung wei­ter­hin Auf­trieb zu verschaffen. 

    Das soll bei den India­nern im Älte­sten­rat der Fall gewe­sen sein. Darf man noch India­ner sagen? – Doch, weil es ein Ehren­wort vol­ler Hoch­ach­tung ist für ganz beson­de­re Men­schen, denen Zugän­ge zu Wel­ten zuge­traut wer­den, die wich­ti­ger sind als die unhei­li­gen Bot­schaf­ten aller Waren­fe­ti­schi­sten, die uns neu­er­dings in den Hype um die Kryp­to­wäh­run­gen ein­wei­hen wol­len, als wäre das so etwas wie eine Initiation. 

    Laß es Lie­be sein: Lie­be zur Welt, zum Men­schen, zur Natur und sogar zum Schick­sal. – Es bleibt uns schluß­end­lich nur eines: Ver­ste­hen. Und das in Zei­ten, die das Ver­ste­hen zur Sün­de erklärt haben. 

    Lie­be und Ver­ste­hen, war das nicht schon immer dasselbe?

  • Ethik,  Götter und Gefühle,  Identität und Individualismus,  Leib,  Lüge,  Philosophie,  Psyche,  Psychosophie,  Religion,  Schuld,  Seele,  Urbanisierung der Seele,  Wahrheit

    Instanzen der Psyche

    Warum belügen und betrügen wir uns selbst?

    Wenn man vor­zei­ten ein Semi­nar unter dem Rubrum “Iden­ti­tät” anbot, platz­ten die Räu­me aus allen Näh­ten. Mit dem “Selbst” ver­hält es sich ähn­lich, aber das “Selbst­be­wußt­sein” ist aus­ge­spro­chen beliebt bei denen, die auf Kar­rie­re aus sind. – Die Nähe zur Ver­stel­lung ist fatal, vor allem dann, wenn Ver­stel­lung als sol­che zum Erfolgs­prin­zip erklärt wird. Dabei wird ein­fach unter­stellt, daß man nur durch schlech­tes Thea­ter “auf­stei­gen” könne.

    Das heu­ti­ge The­ma im Semi­nar über “Die Schön­heit der See­le” soll den Blick hin­ter die Kulis­sen die­ser Schwin­de­lei­en öff­nen. – Wir machen nicht nur ande­ren, son­dern vor allem auch uns selbst alles erdenk­li­che vor. Dabei stellt sich die Fra­ge, wie das eigent­lich funk­tio­niert, also: War­um belü­gen, hin­ter­ge­hen, stra­fen und zer­stö­ren Men­schen sich selbst?

    Aber dazu müs­sen wir erst ein­mal ins Ver­ste­hen hin­ein­kom­men. Denn eigent­lich müß­ten da doch inne­re Instan­zen sein, die mehr ober min­der unbe­stech­lich sind. Aller­dings soll­ten wir uns auf eini­ges gefaßt machen, denn alle die­se Kate­go­rien sind Kon­struk­te. – Es “gibt” Iden­ti­tät, Selbst, Ich, Unter­be­wußt­sein, Geist und Selbst­be­wußt­sein nicht wirk­lich, eben­so wenig wie es gelin­gen kann, die See­le als sol­che “ding­fest” zu machen.

    Daher ist es hilf­reich, mit einem Kon­strukt zu begin­nen, das nicht zu hoch aber auch nicht zu tief liegt in die­sem kom­pli­zier­ten Gefü­ge von Beob­ach­tungs­be­ob­ach­tun­gen, die hin­ter allen unse­ren Selbst­wahr­neh­mun­gen ste­hen. – Wer sich bei­spiels­wei­se in Fra­gen der Erin­ne­rung zu sicher ist, daß es wirk­lich so war, was, wor­an und wie wir erin­nern, hat schon ein ganz hohes Poten­ti­al, sich selbst zu betrü­gen, ohne es auch nur zu bemerken.

    Wenn wir uns an etwas erin­nern wol­len, dann wird nicht wirk­lich rekon­stru­iert, was gewe­sen ist. Tat­säch­lich wird nur die letz­te Erin­ne­rung in Erin­ne­rung geru­fen. Wir grei­fen ledig­lich die­sel­ben Wor­te, Gedan­ken, Gefüh­le, Per­spek­ti­ven und Urtei­le wie­der auf, die wir beim letz­ten Mal schon ein­ge­setzt haben, als wir uns an die­se bestimm­te Bege­ben­heit erinnerten.

    Das ist eigent­lich so etwas wie Geschichts­klit­te­rung. Es ist nicht wirk­lich objek­tiv, viel­mehr höchst sub­jek­tiv, was kein Skan­dal wäre, wenn wir es denn tat­säch­lich auch von uns wüß­ten, daß wir uns nicht wirk­lich erin­nern, son­dern Erin­ne­rung nur zelebrieren.

    Um das alles näher zu ver­ste­hen, soll­te man auf das Selbst­be­wußt­sein ein beson­de­res Augen­merk legen. Immer­hin han­delt es sich um ein Bewußt­sein aller erdenk­li­cher Bewußt­seins­zu­stän­de. – Die­se Instanz weiß sehr viel von uns und über unse­re Fähig­kei­ten, aber auch über unse­re Gren­zen in der Viel­falt unse­rer inne­ren Wider­sprü­che. Die Nähe zwi­schen Selbst­be­wußt­sein und Gewis­sen ist daher höchst bemer­kens­wert und eigent­lich sogar ein Gewinn in der Selbst­er­fah­rung für alle die, die es wirk­lich wis­sen wollen.

    Fran­çois Chiff­lart: 
    Das Gewis­sen, 1877.

    Wann immer wir uns in eine bestimm­te Rol­le bege­ben, geschieht der Zugriff dar­auf über unser Selbst­be­wußt­sein, das über unse­re Poten­tia­le an Per­spek­ti­ven und Rol­len ver­fügt. – Der­weil ist das Gewis­sen idea­ler­wei­se so etwas wie ein per­ma­nen­ter Zeu­ge die­ser Selbst­be­ob­ach­tung, und das aus einer mög­lichst unvor­ein­ge­nom­me­nen, unpar­tei­li­chen Perspektive.

    Wir kön­nen uns in jedem belie­bi­gen Augen­blick auf eine bestimm­te Wei­se geben, aber auch anders. Die Fra­ge wäre also, war­um wir uns so geben, wie wir uns geben. – Auf die­se Wei­se erhal­ten wir Zugang zur Rol­len­be­set­zung in unse­ren Inszenierungen.

    Eigent­lich geht es in unse­re Psy­che zu wie in einem Thea­ter, wo es Stücke, Rol­len, Beset­zun­gen, eine Inten­danz, Regis­seu­re, Dra­ma­tur­gen, das Publi­kum und auch Kri­ti­ker gibt. – Inter­es­sant ist nun, daß wir das alles zugleich sind, weil wir in dem Thea­ter, das wir sind, alle die­se unter­schied­li­chen Per­spek­ti­ven selbst einnehmen.

    Also spie­len wir nicht nur Thea­ter, wir sind eines, nicht nur für ande­re, son­dern vor allem auch für uns selbst. – In der Wahr­neh­mung die­ser unter­schied­li­chen Per­spek­ti­ven liegt also unse­re Indi­vi­dua­li­tät, unser Selbst­sein und aus die­ser Selbst­er­fah­rung kann dann auch so etwas wie Selbst­be­wußt­sein ent­ste­hen, wenn, solan­ge und weil das Gewis­sen ein­ver­stan­den ist.

    Hin­zu kom­men dann auch noch Ansprü­che, wie etwa der nach Authen­ti­zi­tät oder auch Empa­thie, was nichts ande­res bedeu­tet als Ehr­lich­keit, Ein­füh­lungs­ver­mö­gen nicht nur ande­ren, son­dern auch sich selbst gegen­über. – Vor die­sem Hin­ter­grund stellt sich dann die Fra­ge, wie Selbst­be­trug eigent­lich über­zeu­gend funk­tio­nie­ren kann, wenn wir doch selbst stets unser eige­ner Zeu­ge sind.

    Aber es gibt kei­ne “objek­ti­ve Wahr­heit”. Wir kön­nen vie­les mes­sen oder auch nach­wei­sen, aber die Bedeu­tung und die Bewer­tung des Gemes­se­nen steht auf einem ande­ren Blatt. Es sind in der Regel daher auch nur Kon­ven­tio­nen, die sich von Zeit zu Zeit ver­än­dern kön­nen, auf die alle erdenk­li­chen Ein­schät­zun­gen, Beur­tei­lun­gen und Bewer­tun­gen zurück­ge­führt wer­den kön­nen. Ent­schei­dend bei alle­dem ist der Wunsch nach einer Aner­ken­nung, die uns selbst von Bedeu­tung ist.

    Daher kommt es oft zu gro­ßen Kon­flik­ten zwi­schen den ein­zel­nen Per­spek­ti­ven. Dann muß zwi­schen den kon­f­li­gie­ren­den Inter­es­sen ver­mit­teln wer­den. Das kön­nen wir auch als Anzei­chen von Frei­heit und Auto­no­mie deu­ten, daß es mög­lich ist, der einen Instanz den Vor­zug zu geben und die ande­re Per­spek­ti­ve zu marginalisieren.

    Das ist dann auch ein Zei­chen unse­rer Indi­vi­dua­li­tät, was durch­aus hei­kel wer­den kann, weil vie­les oft ein­fach nur vom Tisch gewischt wird, was viel­leicht aus ande­ren, sehr guten Grün­den wich­tig gewe­sen wäre.

    Es ist eigent­lich inter­es­sant, ande­re, aber auch sich selbst, in Hin­sicht auf die­se Meta­per­spek­ti­vi­tät zu beur­tei­len. Was wird für wich­tig erach­tet, was wird eher in den Hin­ter­grund gedrängt und in wel­chen Fäl­len setzt eine Selbst­ge­rech­tig­keit ein, die viel­leicht ein wenig zu weit geht, näm­lich bis hin zum Selbst­be­trug. – Wenn es gilt, sich erklä­ren zu wol­len, war­um Men­schen sich selbst belü­gen und betrü­gen, war­um sie sich selbst ver­let­zen oder auch zer­stö­ren, dann liegt es am Stel­len­wert, der den ein­zel­nen Per­spek­ti­ven ein­ge­räumt wird.

    Dabei ist es nun inter­es­sant, die Haupt­the­se die­ses Semi­nars gel­tend zu machen. Die so über­aus oft als Opfer von Umstän­den bemit­lei­de­te Psy­che ist offen­bar sehr häu­fig selbst nicht ganz so unschul­dig, wie ange­nom­men wird. Die Psy­che ist viel mehr ver­wickelt, als daß sich noch ihre Opfer­rol­len hoch­hal­ten lie­ße. – Das Kon­zept der Psy­che hat immer mehr welt­li­che Aspek­te in sich auf­ge­nom­men, die eher abträg­lich sind, und hier­in dürf­te auch die Ursa­che lie­gen, war­um man­che dazu nei­gen, sich selbst zu betrügen.

    In sol­chen Meta­kon­flik­ten läßt sich Gestal­tungs­frei­heit gewin­nen, wenn wir die ver­schie­de­nen Instan­zen gegen­ein­an­der aus­spie­len. Mehr noch, wenn wir es gut ein­rich­ten, dann könn­ten wir es fer­tig­brin­gen, daß wir gera­de durch die Dis­kur­se aller die­ser so unter­schied­li­chen Instan­zen unter­ein­an­der sehr gut bera­ten und gera­de­zu umfas­send werden.

    Wäh­rend es bei­spiels­wei­se die Psy­che eher auf welt­li­ches, mög­lichst gegen­wär­ti­ges Glück abge­se­hen hat, ver­tritt die See­le dage­gen eher über­zeit­li­che Wer­te. – Wenn wir vom Modell einer See­len­wan­de­rung aus­ge­hen, dann sind gera­de die­se Rück­sicht­nah­men von ent­schei­den­der Bedeu­tung in der Ent­wick­lung einer eige­nen Per­sön­lich­keit, die mehr ist als eine Fas­sa­de rei­ner Äußerlichkeiten.

    Anstel­le von Ethik und Moral haben Wer­bung und Unter­hal­tungs­in­du­strie inzwi­schen die Ori­en­tie­rungs­ori­en­tie­rung über­nom­men. – Es kommt fast nur noch auf den äuße­ren Schein an, auf Pro­duk­te, Kon­sum, Unter­hal­tung und Selbst­in­sze­nie­rung. Aber es sind zumeist nur Äußer­lich­kei­ten, die da insze­niert werden.

    Dabei man­gelt es an Geist und Ver­nunft, es fehlt an tat­säch­li­chem Selbst­be­wußt­sein, weil das Gewis­sen nicht wirk­lich mit von der Par­tie ist. Vor allem fehlt es an dem, was Mensch­sein aus­macht, die Ent­fal­tung des­sen, was in uns steckt und was erst noch ent­wickelt wer­den müßte.

  • Anthropologie,  Corona,  Corona-Diskurs,  Corona-Politik,  Diskurs,  Ethik,  Identität und Individualismus,  Ironie,  Kunst,  Künstler,  Leib,  Lüge,  Moral,  Philosophie,  Platon,  Politik,  Professionalität,  Psyche,  Psychosophie,  Schönheit,  Schuld,  Seele,  Theorien der Kultur,  Urbanisierung der Seele,  Wahrheit,  Wissenschaftlichkeit,  Zeitgeist

    Ich weiß, daß ich nichts weiß

    Über Urteilsvermögen im Umgang mit Nichtwissen

    Wer kennt die­se Selbst­aus­sa­ge nicht. – Aber wer hat wirk­lich ver­stan­den, was sie bedeu­tet? Ja, die Sen­tenz stammt von Sokra­tes und die mei­sten machen es sich zu leicht, wenn sie anneh­men, daß es Aus­druck sei­ner Beschei­den­heit ist. Irrtum!

    Sokra­tes ist ganz und gar nicht beschei­den, er will immer alles ganz genau wis­sen und geht dann bis an die Gren­zen des­sen, was über­haupt noch mög­lich ist. Nicht sel­ten steht er dann da, wie einst Keith Jar­rett bei einem Kon­zert in Ham­burg. – Der Flow kam ein­fach nicht und man kann ja nun die Göt­ter nicht zwin­gen, wenn sie offen­kun­dig ganz woan­ders was bes­se­res zu tun haben.

    Also hat er sich red­lich bemüht, ist dann auf­ge­stan­den und hat sich direkt ans Publi­kum gewandt mit der Fra­ge: “Ist hier ein Pia­nist, der das Kon­zert fort­set­zen kann?”

    In sol­chen Situa­tio­nen nei­gen die mei­sten Zeit­ge­nos­sen dazu, ins Glau­ben zu sprin­gen. Man gibt die Steue­rung aus der Hand und schal­tet das Den­ken auf Auto­pi­lot. Aber in Wahr­heit weiß man doch gar nicht, wo es hin­ge­hen soll. Und beur­tei­len, was man denn nun anneh­men oder gar glau­ben soll­te, kön­nen die wenig­sten, weil es ihnen an Urteils­fä­hig­keit fehlt.

    Will­kür­li­che Moti­ve, die mit der Sache selbst kaum etwas zu tun haben, spie­len dann immer her­ein. Aber der eigent­li­che Grund für die­ses Ein­knicken vor den Risi­ken der See­fahrt im Den­ken liegt woan­ders: Man kann das eige­ne Den­ken nicht in der Schwe­be halten!

    Und dann wird der Main­stream bemüht, man schließt sich irgend­ei­ner herr­schen­den Mei­nung an, die zuvor von den Alpha­tie­ren unter den Mei­nungs­ma­chern bei Twit­ter aus­ge­kas­pert wor­den ist. Dank­bar wird das dann von kar­rie­re­be­flis­se­nen Nach­wuchs­kräf­ten auf­ge­grif­fen und exe­ku­tiert. Alle, die jetzt noch anders den­ken, sol­len ent­we­der schwei­gen oder sie wer­den exkom­mu­ni­ziert. – Wo kämen wir hin mit der herr­schen­den Mei­nung, wenn jeder selbst den­ken wollte?

    Die wenig­sten Zeit­ge­nos­sen sind wil­lens und in der Lage, die eige­nen Gedan­ken in der Schwe­be zu hal­ten, um dann auch noch sank­tio­niert zu wer­den von Bes­ser­wis­sern und vor allem von Bes­ser­men­schen. – Und den­noch hat sich da eine neue Iden­ti­tät her­aus­ge­bil­det, es ist die derer, die dem Druck beacht­li­cher­wei­se stand­ge­hal­ten haben. Es sind die, die sich haben ver­un­glimp­fen las­sen, die sich tag­täg­lich haben “frei­te­sten” las­sen müs­sen, um noch ihrer Arbeit und ihren Ver­pflich­tun­gen nach­ge­hen zu können.

    “Zeit der Abrech­nung”, das klingt wie der Titel für einen schlech­ten Western. Wobei ich aller­dings zuge­ste­hen muß, daß mir ein wenig danach ist, Abrech­nung. – Die Dop­pel­mo­ral, sich einer­seits zu ver­bie­gen, weil man doch schon zeit­le­bens ein Häk­chen hat­te wer­den wol­len, um dann dop­pelt zu kas­sie­ren, ist gera­de­zu skan­da­lös. Einer­seits war man ja so etwas von vor­bild­lich des “klei­nen Pik­sens” wegen und ande­rer­seits wur­de man auch noch belohnt, durf­te wie­der ins Restau­rant und in den Urlaub flie­gen, wäh­rend Son­der­lin­ge wie ich nicht ein­mal mehr in den Bau­markt gehen durf­ten, um sich wenig­stens etwas zum Basteln zu holen.

    Ja, ich möch­te Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung, bevor ich über­haupt wie­der bereit bin, mich mit denen zu ver­stän­di­gen, die aus ihrem Her­zen eine Mör­der­gru­be gemacht haben.

    Ich will mir jetzt von den Impf­vor­dräng­lern nicht auch noch erklä­ren las­sen, daß ich nicht nur Impf­skep­ti­ker bin, son­dern auch noch Putin­ver­ste­her, wenn ich auf die Ver­ant­wor­tung des Westens unter der ego­ma­ni­schen Füh­rung der USA hin­zu­wei­sen nicht müde wer­de. – Die rhe­to­ri­schen Figu­ren sind die­sel­ben, man ist dann ein Leug­ner, der angeb­lich aus­ge­grenzt gehört. In den Augen der Über­an­ge­paß­ten ist Ver­ste­hen nun­mehr zur Sün­de geworden.

    Ich habe früh­zei­tig öffent­lich davor gewarnt, daß sich die Erwach­se­nen in ihrer pani­schen Angst nicht auch an Kin­dern, Jugend­li­chen und an alten und ster­ben­den Men­schen ver­grei­fen dür­fen. Aber die Angst hat vie­le ermäch­tigt, gewis­ser­ma­ßen über Lei­chen zu gehen. – Und jetzt will es wie­der mal kei­ner gewe­sen sein. Die Ver­tre­ter der Ethik-Kom­mis­si­on, die Bun­des­ver­fas­sungs­rich­ter und die Rie­ge der Scharf­ma­cher und Haß­pre­di­ger zucken ein­fach nur mit den Schul­tern und möch­ten nicht mehr dar­an erin­nert wer­den. Shit happens?

    Sor­ry, als es mir zu dumm wur­de, habe ich sei­ner­zeit schon zwi­schen Nicht­den­kern und Selbst­den­kern unter­schie­den. Und nicht sel­ten ging es mir in der Coro­na-Zeit, hin­ter den Git­ter­stä­ben des Lock­down-Syn­droms, wie dem Pan­ther von Ril­ke und wie Keith Jar­rett im miß­lun­ge­nen Kon­zert von Hamburg.

    Über dem Ein­gang zur Aka­de­mie von Pla­ton in Athen soll der Spruch gestan­den haben, es möge nie­mand ein­tre­ten, der nichts von Mathe­ma­tik ver­stün­de, was damals eher eine durch­aus anschau­li­che Geo­me­trie war. – Mein Prin­zip habe ich bei Hans Blu­men­berg gefun­den, der davon sprach, daß man den Augen­hin­ter­grund spie­geln soll­te, um zu sehen, wor­auf ande­re wirk­lich Wert legen.

    Es ist ja nun nicht so, daß nicht ein und der­sel­be Gedan­ke immer wie­der, in allen erdenk­li­chen Dar­rei­chungs­for­men gebo­ten wor­den ist. Hier etwa bei Fran­kie Goes to Hollywood:

    “Relax, don′t do it
    When you wan­na go do it
    Relax, don’t do it
    When you wan­na come”

    In mei­nen Semi­na­ren for­de­re ich dazu auf, auch stei­le The­sen zu ver­tre­ten. Die Kunst liegt schließ­lich dar­in, mög­lichst genau in Erfah­rung zu brin­gen, wann eine Theo­rie kol­la­biert. Nicht weni­ge bre­chen bereits an ihrem eige­nen Gewicht in sich zusam­men, man muß sie nicht ein­mal schief anschauen.

    Dann gibt es wel­che, die unter Bela­stung erstaun­lich lan­ge hal­ten, wor­auf ich dann aber den Mei­ster­test mache, ob eine hoch­mö­gen­de Auf­fas­sung auch in der Lage ist, sich selbst zu ertra­gen. – Eine gute Theo­rie soll­te fähig sein, “neben sich” auch noch ganz ande­re, womög­lich kon­kur­rie­ren­de Auf­fas­sung tole­rie­ren und mit ins Gespräch zie­hen zu können.

    Wenn eine Theo­rie die das nicht kann, weil deren Ver­tre­ter zumeist der­art über­zeugt sind von ihrer “Alter­na­tiv­lo­sig­keit”, dann dis­qua­li­fi­zie­ren sie sich selbst, denn das ist unphi­lo­so­phisch und nicht sel­ten auch unmo­ra­lisch. – Sokra­tes war gera­de nicht beschei­den, ganz im Gegen­teil. Die ande­ren, haben ihn zum Tode ver­ur­teilt, weil sie das Phi­lo­so­phie­ren nicht mehr ertru­gen, weil sie nicht wei­ter­hin bei ihren Dumm­hei­ten öffent­lich über­führt wer­den mochten.

    Sokra­tes glaubt den Prie­stern des Ora­kels nicht, weil er es doch bes­ser von sich weiß, weil er weiß, daß er nichts weiß. – Dar­auf beginnt er sei­ne Kam­pa­gne, mit der er sich in den Augen der Hono­ra­tio­ren unmög­lich macht, wenn er sie der Rei­he nach alle vor­führt. – Ich habe schon oft dar­über nach­ge­dacht, ob es nicht auch ein geschick­tes Manö­ver der Prie­ster von Del­phi gewe­sen sein könn­te, dafür zu sor­gen, daß Sokra­tes sich selbst unmög­lich zu machen beginnt.

    Mark Anto­kol­ski: Death of Socra­tes, 1875.

    Ich stel­le mir vor, wie Sokra­tes in sei­ner gan­zen Bar­fü­ßig­keit an einer Sei­te die Ago­ra betritt und auf der ande­ren Sei­te die gefühlt Wis­sen­den flucht­ar­tig das Wei­te suchen. Wer nicht schnell genug ist, wird sich einem Gespräch stel­len müs­sen, das eigent­lich nicht dazu dient, den ande­ren nur vor­zu­füh­ren, denn das machen die Bes­ser­wis­ser schon selbst.

    Ihr Feh­ler ist kar­di­nal, sie mei­nen, daß man die­ses und jenes wirk­lich so ver­bind­lich und ein­deu­tig wis­sen kön­ne, so daß man rich­ten kann über ande­re, die eben nicht “rich­tig” den­ken. – Genau die­se hoch­mö­gen­den Zeit­ge­nos­sen wer­den jetzt aber vor­ge­führt, indem ihnen die Gele­gen­heit gege­ben wird, sich selbst vorzuführen.

    Aber es geht dabei kei­nes­wegs um eine Kampf, wie so vie­le noch immer mei­nen. Als wäre Phi­lo­so­phie so etwas wie eine Lust am Schar­müt­zel, wobei es dar­auf ankä­me, ande­re der­art in Ver­le­gen­heit zu brin­gen, so daß sie “nichts mehr sagen kön­nen”. – Ein wirk­li­cher phi­lo­so­phi­scher Dia­log hat dage­gen immer etwas Kon­sen­su­el­les. Man spricht gemein­sam etwas an und ent­wickelt dann auch gemein­sam wei­ter­ge­hen­des Denken.

    Dabei wird es aber immer kom­ple­xer, weil wir ganz all­mäh­lich gemein­sam immer mehr sehen und “ein­se­hen”, was auch auf irgend­ei­ne Wei­se rele­vant sein dürf­te. – Genau das aber hal­ten die wenig­sten aus. Sie glau­ben ernst­haft, am Ende käme immer nur die ein­zi­ge, unteil­ba­re, wis­sen­schaft­lich-wis­sen­schaft­li­che Wahr­heit über die wirk­lich wirk­li­che Wirk­lich­keit dabei her­aus. Und alle hät­ten sich nun die­ser ein­zi­gen Wahr­heit wie beim Göt­zen­dienst zu unterwerfen.

    Gera­de die­se Zeit­ge­nos­sen haben sich gehen las­sen wäh­rend der blei­er­nen Zeit. Man konn­te mal wie­der so rich­tig einer ein­zig rich­ti­gen Auf­fas­sung sein und end­lich auch mal wie­der den Block­wart geben. Ich habe mich gern von man­chen Men­schen getrennt in die­ser Zeit, weil ich gese­hen habe, daß sie mir auch bis­her eigent­lich immer nur mei­ne Denk­zeit gestoh­len und die Musen ver­grault haben.

    Die ganz gro­ße Feig­heit kam bei denen hin­zu, die sich in die Schwei­ge­spi­ra­le zurück­ge­zo­gen haben, und rein gar nichts mehr kund getan haben. Sie haben ihr Süpp­chen im Stil­len gekocht. – Aber auch sie sind mit ver­ant­wort­lich für de Irr­sinn, in den sich ein Groß­teil der Gesell­schaft vor allem in Deutsch­land hat von einer Pres­se trei­ben las­sen, die sich plötz­lich wie die Hei­li­ge Inqui­si­ti­on auf­ge­führt hat. – Ja, und jetzt kommt die Abrech­nung, wenn die unse­li­gen Unsäg­lich­kei­ten aus den Pro­to­kol­len der Pan­ther­zeit wie­der zum Besten gege­ben wer­den. Im Nach­hin­ein klingt das alles noch schau­der­haf­ter, so daß man sich fra­gen möch­te, wie sehr wol­len eigent­lich die, die sich da so haben gehen las­sen, mit ihrem Scham­emp­fin­den klar kommen?

    Sie haben sich ver­füh­ren, in ihrer ein­ge­bil­de­ten Gewiß­heit zu wis­sen, was sie nicht wis­sen kön­nen, und das alles mit gefähr­li­chem Halb­wis­sen. Mit Ent­set­zen den­ke ich an die vie­len unbe­hol­fe­nen Gesprä­che über natur­wis­sen­schaft­li­che Zusam­men­hän­ge zurück, die ein­fach nur heil­los verliefen.

    Ja, es ist so. Wir wis­sen nichts! – Das hat der gries­grä­mi­ge Her­bert Weh­ner in dem berühm­ten Fern­seh­in­ter­view mit Hans Die­ter Lueg mit aggres­si­ver Hoch­po­tenz unbe­zwei­fel­bar klar gestellt. – Übri­gens ist es köst­lich, wie sich bei­de behar­ken und Weh­ner sein Gegen­über als “Herr Lüg” titu­liert, wor­auf die­ser, gar nicht ver­le­gen mit “Herr Wöh­ner” kontert.

    Unge­fähr so stel­le ich mir eine phi­lo­so­phi­sche Per­for­mance des Phi­lo­so­phen unter den Phi­lo­so­phen vor, wie er, gefolgt von einer Entou­ra­ge hoch­wohl­ge­bo­re­ner Jün­ger den Hono­ra­tio­ren wie­der ein­mal eine Abfuhr nach der ande­ren erteil­te und die Jüng­lin­ge dar­über in wie­hern­des Geläch­ter aus­bra­chen. Nichts ist schlim­mer als die ein­ge­bil­de­te Weis­heit, daher habe ich auch kein Mit­leid, denn die Ver­tre­ter des Nicht­selbst­den­kens haben sich den Spott red­lich verdient.

    Und nein, wir ste­hen kei­nes­wegs nackt da, son­dern ganz im Gegen­teil. Es wird sogar immer bun­ter, sobald das Den­ken ins Schwe­ben kommt, weil sich immer mehr gute Gei­ster ein­stel­len, denn wo einer ist, kom­men bald schon ande­re hin­zu. – Das geschieht aber nur, wenn gar nicht mehr irgend­ein Anspruch erho­ben wird, irgend­et­was jetzt aber nun ernst­haft und unbe­zwei­fel­bar mit Gewiß­heit wis­sen zu kön­nen und zwar so, daß sich ande­re gefäl­ligst dar­an zu hal­ten haben.

    Wor­auf es beim Umgang mit Nicht­wis­sen ankommt? – Wir ver­fü­gen hof­fent­lich über eine Urteils­kraft, die sich auf das Schwe­ben ver­steht. Und die­ses Urteils­ver­mö­gen ist für Situa­tio­nen zustän­dig, in denen wir ein­fach nicht genug wis­sen können.

    Phi­lo­so­phie ist daher auch nicht ein­fach nur eine Tätig­keit, es geht auch nicht nur um Tech­ni­ken des Den­kens, Schluß­fol­gerns und Bewei­sens. Es geht viel­mehr um eine Lebens­hal­tung, die aller­dings auch ein­ge­übt wer­den kann.

    Wenn Dia­lo­ge und Dis­kur­se sich in unse­rer ein­fäl­ti­gen Zeit und unter Abse­hung der vie­len Ein­di­men­sio­na­li­tä­ten end­lich ein­mal lösen von der Gedan­ken­schwe­re ihrer Blind­heit und ris­kie­ren, mit dem Schwe­ben zu begin­nen, dann ist es der Aus­druck von Selbstbewußtsein.

    Man muß es sich eben auch lei­sten kön­nen, vie­len Gedan­ken ihre Chan­cen zukom­men zu las­sen. Dann ist Schluß mit die­sem grim­mi­gen Recht­ha­ben­wol­len, wenn end­lich die Ein­stim­mung in die phi­lo­so­phi­sche Grund­hal­tung auf­kommt, um bereit­wil­lig Platz zu machen für den Auf­tritt aller erdenk­li­cher Gedan­ken, Gefüh­le und Gei­ster, von denen einer bemer­kens­wer­ter als der ande­re ist. 

    Wenn dem so ist, dann kann Geist auf­kom­men. Aber die­ser macht das nur in Aus­nah­me­si­tua­tio­nen, weil er anson­sten weit bes­se­res zu tun hat. – Wenn wir uns aber die­se Frei­hei­ten her­aus­neh­men im Gespräch, dann kommt auf, was in den alten Schrif­ten als “Lachen der Wei­sen” dar­ge­stellt wird.

  • Anthropologie,  Ausnahmezustand,  Diskurs,  Ethik,  Götter und Gefühle,  Identität und Individualismus,  Kunst,  Künstler,  Leib,  Moderne,  Moral,  Motive der Mythen,  Platon,  Psyche,  Psychosophie,  Religion,  Schönheit,  Schuld,  Seele,  Theographien,  Theorien der Kultur,  Urbanisierung der Seele,  Utopie,  Wahrheit,  Zeitgeist,  Zivilisation

    Über Wildheit und Schönheit

    Ariadne reitet den Panther des Dionysos

    Mär­chen, Mythen und Meta­phern sind so etwas wie Algo­rith­men. Es ist daher nicht nur inter­es­sant, son­dern hilf­reich, sich je nach Fra­ge­stel­lung stets ein­ge­hen­der mit den ein­schlä­gig bekann­ten mythi­schen Figu­ren zu befassen.

    So läßt sich genau­er nach­voll­zie­hen, was im Zuge der Kul­tur­ge­schich­te an Erfah­run­gen in die Mythen ›hin­ein­ge­schrie­ben‹ wor­den ist, denn das läßt sich auch wie­der ›her­aus­le­sen‹. — Dar­in liegt der eigent­li­che Hin­ter­sinn von Mytho­lo­gie, es geht näm­lich um mehr als erbau­li­che Geschichten.

    Der Ein­gang ins Ver­ste­hen läßt sich fin­den, indem wir unter den vie­len Mythen die­je­ni­gen aus­wäh­len, die viel­ver­spre­chend erschei­nen, weil ähn­li­che Pro­ble­me ver­han­delt wer­den. — Das ›pas­sen­de‹ Nar­ra­tiv einer mythi­schen Bege­ben­heit wird dann ›über­tra­gen‹ auf unse­ren Sach­ver­halt, über den wir die über­zeit­li­chen Erfah­run­gen auf­schlie­ßen sollten.

    In die­sem Fall scheint Ari­ad­ne hilf­reich zu sein, weil sie sich gene­rell mit Laby­rin­then aus­kennt. Die Prin­zes­sin von Kre­ta war The­seus dabei behilf­lich, sich im eigens für den stier­köp­fi­gen Mino­tau­rus geschaf­fe­nen Laby­rinth zu ori­en­tie­ren. Daß es sich beim Ari­ad­ne­fa­den aber um ein bana­les Woll­knäu­el gehan­delt haben soll, ist nicht wirk­lich über­zeu­gend. — Selbst­ver­ständ­lich steht es uns frei, im Zwei­fels­fall unzu­frie­den zu sein mit dem, was uns die kinds­ge­rech­ten Les­ar­ten bieten.

    Die Mythen sind von einer Kul­tur auf die näch­ste über­ge­gan­gen, so daß wir über vie­le Mög­lich­kei­ten ver­fü­gen, in den Fein­hei­ten zwi­schen den Vari­an­ten genau­er zu lesen, um den dar­in ver­bor­ge­nen Sinn her­aus­zu­le­sen: Ari­ad­ne ist Schü­le­rin der Cir­ce, die wie­der­um auf die Isis zurück geht, einer über­aus mäch­ti­gen ägyp­ti­schen Göt­tin der Zauberkunst.

    Wie Medea ist auch Ari­ad­ne bestens mit dem Zau­bern ver­traut, die Wege blockie­ren aber auch öff­nen kön­nen. Dabei wird das Laby­rinth bald zum Sym­bol für den Lebens­weg, der oft in aus­weg­lo­se Lagen führt aber nicht wie­der her­aus. — Die eigent­li­che Bedeu­tung von Ari­ad­ne liegt also dar­in, Ori­en­tie­rung zu bie­ten, gera­de auch in Kon­stel­la­tio­nen, die etwas von einem Laby­rinth haben.

    Der Zau­ber, mit dem Ari­ad­ne gan­ze Laby­rin­the zu bewäl­ti­gen hilft, liegt jedoch rät­sel­haf­ter­wei­se im Geheim­nis von Schön­heit. — Das Prin­zip lau­tet: Bezäh­mung der Wild­heit durch die Schönheit.

    Auf die­se geheim­nis­vol­le For­mel kommt der würt­tem­ber­gi­sche Bild­hau­er Johann Hein­rich von Dannecker auf­grund sei­ner Stu­di­en­rei­se nach Rom. Damit bringt er sei­ne Inspi­ra­ti­on auf den Begriff. — Der Geist sei­ner vor­zei­ten über­aus popu­lär gewor­de­nen Skulp­tur: Ari­ad­ne auf dem Pan­ther, ent­birgt eine phi­lo­so­phi­sche Spe­ku­la­ti­on von ganz beson­de­rer Bedeutung.

    Johann Hein­rich von Dannecker, Ari­ad­ne auf dem Pan­ther, 1803–1814, im Lie­bieg­haus in Frank­furt am Main.

    Der Pan­ther ist das Wap­pen­tier für den Wein– und Rausch­gott Dio­ny­sos, der im übri­gen nicht nur der Vor­läu­fer von Jesus Chri­stus in vie­len Aspek­ten sei­ner Sym­bo­lik ist, son­dern der dabei auch noch tie­fer blicken läßt in sei­ne bipo­la­re Psyche.

    Die­ser Gott der Eksta­se hat selbst eine über­aus kom­pli­zier­te Ver­gan­gen­heit, und die macht ihn zum Bor­der­li­ner. Sobald er auch nur den gering­sten Ver­dacht ver­spürt, er könn­te even­tu­ell auch nur schief ange­schaut wor­den sein, greift er zu dra­ko­ni­schen, uner­bitt­li­chen und scheuß­li­chen Rache­ak­ten, die völ­lig unver­hält­nis­mä­ßig sind.

    Da wird dann das, was die­se Skulp­tur zu sagen ver­steht, zur fro­hen Bot­schaft über die Poten­tia­le einer not­wen­di­gen hei­li­gen Hand­lung: Ari­ad­ne bewäl­tigt das Wil­de, Rohe und Unmensch­li­che sol­cher Rach­sucht durch Schön­heit! Die­ser Gedan­ke ist vor allem phi­lo­so­phisch von der­ar­ti­ger Bri­sanz, so daß ich sagen wür­de, ver­su­chen wir es doch! Immer­hin hat sich bereits Han­nah Are­ndt an die­sem Pro­jekt nicht ganz ver­geb­lich ver­sucht, eine Poli­ti­sche Theo­rie auf der Grund­la­ge der Ästhe­ti­schen Urteils­kraft zu ent­wickeln. — Wir soll­ten end­lich wie­der nach den Ster­nen greifen

    Es gibt inzwi­schen hin­rei­chen­de Anhalts­punk­te für die Annah­me, daß die Ver­nunft als Mei­ste­rin der Mul­ti­per­spek­ti­vi­tät mit Ästhe­tik vor­geht, wenn es gilt, in irgend­ei­ner Ange­le­gen­heit ›das Gan­ze‹ zu ver­ste­hen. Erst dann kom­men Dia­lo­ge und Dis­kur­se wirk­lich zur Ent­fal­tung, wenn alle, die nur Recht haben wol­len, end­lich ergrif­fen wer­den und sich zu fas­sen versuchen.

    Es kann näm­lich in der Ästhe­ti­schen Urteils­kraft gar nicht mehr ums Recht­ha­ben gehen. — Wir kön­nen nur noch an den Ande­ren appel­lie­ren, er möge doch auch so wie wir, etwas Bestimm­tes so emp­fin­den wie wir, um dann auf die tie­fe­ren Beweg­grün­de zu spre­chen zu kom­men, die sich ein­stel­len, wenn man es ver­steht, sich end­lich für Höhe­res zu öffnen.

    Im Mit­tel­al­ter wur­de die Höfi­sche Gesell­schaft auf ähn­li­che Wei­se geschaf­fen, als man die rauh­bei­ni­gen War­lords von Raub­rit­tern auf ihren zugi­gen Bur­gen abbrin­gen woll­te, von ihrem lukra­ti­ven Tun und Trei­ben, nach eige­nem Gesetz auf Beu­te­zug zu gehen. — Sie wur­den nach­hal­tig ›gezähmt‹ im Min­ne­sang, also durch Schön­heit. Für ihre Dame opfer­ten sie ihre Wild­heit, ihre Unge­stümt­heit und wohl auch einen nicht unbe­trächt­li­chen Teil einer Männ­lich­keit, die inzwi­schen man­chen Frau­en bei Män­nern fehlt.

    Es kommt dar­auf an, die Mul­ti­per­spek­ti­vi­tät mit allen ihren Zumu­tun­gen und Her­aus­for­de­rung zu wür­di­gen in einer Welt, die immer mehr zum Amok­lau­fen neigt. — Irgend­was muß den stän­dig dro­hen­den Irr­sinn im Zaum hal­ten. Und genau das macht sie, die Göt­tin der ästhe­ti­schen Urteils­kraft: Ariadne.

  • Anthropologie,  Diskurs,  Ethik,  Identität und Individualismus,  Moderne,  Psyche,  Religion,  Schönheit,  Seele,  Theorien der Kultur,  Urbanisierung der Seele,  Zeitgeist,  Zivilisation

    Burnout der Gesellschaft

    Über die Macht der Medien und das Unbehagen in der Kultur

    Vortr., geh. am 31. Oktober 2022 im Studium generale: »Zeitenwenden – ein Kommen und Gehen«. Hochschule Konstanz – Technik, Wirtschaft und Gestaltung, Wintersemester 2022.

    Eine neue Medi­en­re­vo­lu­ti­on, die dem des Buch­drucks in nichts nach­steht, hat soeben erst begon­nen. Wir erle­ben nur den Anfang die­ser Zei­ten­wen­de und sind jetzt schon maß­los über­for­dert. Das alles führt zum Burn­out der Gesell­schaft, zum Ver­lust der Dia­log­fä­hig­keit und zum Rück­fall in längst über­wun­de­ne Zeiten.

    Rein­hold Völ­kel: Café Grienst­eidl in Wien (1896). — Das berühmt–berüchtigte Künst­ler­lo­kal in Wien, auch bekannt als ›Café Grö­ßen­wahn‹, war ein bevor­zug­ter Treff­punkt der Lite­ra­ten. — Eines vor allem sieht man hier, wie sehr die Zei­tun­gen alles domi­nier­ten und sich die Gemü­ter erhitz­ten. Es gras­sier­te die ›Neur­asthe­nie‹, das ›Burn­out‹ jener Tage.

    Das ist der heim­li­che Hin­ter­sinn sol­cher Kri­sen und Wen­de­zei­ten: Die Mensch­heit wird sich ange­sichts die­ser neu­en Ver­bun­den­heit ent­we­der wei­ter ent­wickeln oder im Cha­os unter­ge­hen und dann zumin­dest eini­ge Stu­fen her­un­ter­fal­len in ihrer Ent­wick­lung vom Tier zum qua­si gött­li­chen Wesen.

    Bei alle­dem ist eine all­ge­mei­ne Ten­denz ersicht­lich, die offen­bar von Anfang an hin­ter die­ser Ent­wick­lung steht: Es geht um mehr Indi­vi­dua­li­tät, Auto­no­mie und Selbst­ori­en­tie­rung, es geht um mehr Bewußt­sein, Empa­thie­ver­mö­gen, Selbst­be­wußt­sein und Geist.

    Die Natur hat im Men­schen ein Auge auf­ge­schla­gen, um sich selbst in den Blick zu neh­men. Dabei spielt Reli­gi­on nach wie vor eine ganz bemer­kens­wer­te Rol­le, nicht unbe­dingt im her­kömm­li­chen Sinne.

    Aber als Gespür für Höhe­res, ins­be­son­de­re für Auf­klä­rung und Huma­nis­mus, wer­den reli­giö­se Moti­ve noch über lan­ge Zeit erfor­der­lich sein. Denn was der Psy­che gut tut, muß nicht unbe­dingt auch gut sein für die Seele.

    Audiodatei des Vortrags:

  • Anthropologie,  Diskurs,  Ethik,  Götter und Gefühle,  Identität und Individualismus,  Ironie,  Kunst,  Lüge,  Melancholie,  Moderne,  Moral,  Motive der Mythen,  Platon,  Psyche,  Psychosophie,  Religion,  Seele,  Theorien der Kultur,  Urbanisierung der Seele,  Zeitgeist

    Warum der Teufel den Schnaps gemacht hat

    Ein Kritiker vor dem Herrn

    Nur in bestimm­ten Reli­gio­nen ist der Teu­fel nicht wohl gelit­ten, son­dern gefürch­tet und sogar ver­haßt. Das sagt mehr über den schlech­ten Cha­rak­ter man­cher Reli­gio­nen, als über den Teu­fel selbst aus. Natür­lich muß auch er ein Geschöpf Got­tes sein, wenn nun mal alles aus einer Hand stam­men soll.

    Wenn es nur einen ein­zi­gen, noch dazu wah­ren, all­ge­gen­wär­ti­gen, all­wis­sen­den und güti­gen Gott geben soll, dann darf es kei­nen zwei­ten und schon gar kei­nen Gegen–Gott geben. War­um? — Eher aus Grün­den der Kon­kur­renz, die Prie­ster nicht mögen. Sie möch­ten viel­mehr das Mono­pol für alles Göttliche.

    Mit dem soge­nann­ten Bösen geht nicht nur in Hollywood–Streifen immer eine Her­aus­for­de­rung ein­her, so daß sich das soge­nann­te Gute bewäh­ren muß.

    An sei­ner Auf­ga­be, die er sich selbst gege­ben hat, läßt sich der Teu­fel am ehe­sten ver­ste­hen: Er ist der Ver­su­cher , das ist sei­ne Sache. — Mephi­sto­phe­les stellt sich in Goe­thes Faust vor als:

    Franz von Stuck: Luzi­fer (1890). — Quel­le: Public Domain via Wikimedia.

    Ein Teil von jener Kraft,
    Die stets das Böse will und stets das Gute schafft.
    (…)
    Ich bin der Geist, der stets verneint!
    Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,
    Ist wert, daß es zugrun­de geht;
    Drum bes­ser wär’s, daß nichts entstünde.
    So ist denn alles, was ihr Sünde,
    Zer­stö­rung, kurz das Böse nennt,
    Mein eigent­li­ches Element.
    (…)
    Ich bin ein Teil des Teils, der anfangs alles war,
    Ein Teil der Fin­ster­nis, die sich das Licht gebar, …

    (Johann Wolf­gang von Goe­the: Faust. Eine Tra­gö­die. In: Wer­ke; Bd. 3. S. 47.)

    Ein Geschöpf Got­tes soll er sein, sogar einer der Mäch­tig­sten, wenn nicht der Mäch­tig­ste über­haupt, dann aber sei er abtrün­nig gewor­den. — Das soll so gekom­men sein: Als der mit sich selbst jeden Schöp­fungs­tag immer zufrie­de­ner wer­den­de Schöp­fer sei­nen Engeln end­lich die fer­ti­ge Schöp­fung und dann auch deren ver­meint­li­che Kro­ne vor­stell­te, soll er von den Geist­we­sen ver­langt haben, vor dem Men­schen niederzuknien.

    Das haben auch fast alle folg­sam getan, nur einer nicht. Luzi­fer, einer vom Schla­ge der Erz­engel mit dem Flam­men­schwert soll die­se Hul­di­gung eben­so selbst­be­wußt wie kon­se­quent ver­wei­gert haben. — Und jetzt kommt, was nur Phi­lo­so­phen sich getrau­en: Der Sache nach­ge­hen, die mög­li­chen Grün­de prü­fen, um dann zu dem ket­ze­ri­schen Ergeb­nis zu kom­men: Recht hat er, der Luzifer!

    Es gehört stets gewis­ser Mut dazu, aus­zu­sche­ren und aus der Rei­he zu tan­zen, und das brin­gen nur weni­ge fer­tig. Wenn man sich in die so fei­er­li­che Situa­ti­on hin­ein­ver­setzt: Da ist der Schöp­fer die­ser Welt über alle Maßen stolz auf sich und sein Werk, dann kommt die­ser Kri­ti­ker daher. Die aller­er­ste Lek­ti­on erteilt Luzi­fer dem Schöp­fer­gott. — Das Sel­ber­den­ken macht ihn phi­lo­so­phisch höchst inter­es­sant, so wird er zum Kri­ti­ker aller Kritiker.

    Uner­müd­lich wie Sisy­phos ver­sucht der Teu­fel seit­her, mög­lichst kon­kret nach­zu­wei­sen, daß der Mensch es nicht ver­dient, daß Engel sich tat­säch­lich vor ihm ver­nei­gen. — Da wir uns den Sisy­phos auf­grund einer Bemer­kung von Albert Camus als einen glück­li­chen Men­schen vor­stel­len soll­ten, dürf­te es sich auch bei Luzi­fer um einen glück­li­chen Engel han­deln, weil er sich sei­ne Auf­ga­be selbst gege­ben hat.

    Im jüdi­schen Glau­ben wer­den Engel sehr viel dif­fe­ren­zier­ter vor­ge­stellt. Das fin­det sich auch bei Rai­ner Maria Ril­ke in sei­nen Dui­ne­ser Ele­gi­en. — Dort sind sie nicht ein­fach nur lamm­fromm, viel­mehr mysti­sche Wesen. Sie sind schön und schreck­lich zugleich, und sie ste­hen dort, wo gro­ße Geheim­nis­se zu erwar­ten sind. Der Anfang der ersten Ele­gie hat etwas von dem, was hier dar­ge­stellt wer­den soll:

    Wer, wenn ich
    schriee, hör­te mich denn aus der Engel
    Ord­nun­gen? und gesetzt selbst, es nähme
    einer mich plötzlich
    ans Herz: ich ver­gin­ge von seinem
    stär­ke­ren
    Dasein. Denn das Schö­ne ist nichts
    als des Schrecklichen
    Anfang, den wir noch gra­de ertragen,
    und wir bewundern
    es so, weil es gelas­sen verschmäht,
    uns zu zer­stö­ren. Ein jeder Engel ist schrecklich.

    (Rai­ner Maria Ril­ke: Dui­ne­ser Ele­gi­en. In: Sämtl. Wer­ke; Bd. 1. S. 685.)

    Der Mensch ist zwi­schen Tier und Engel gestellt und ist nicht sicher zu Hau­se bei sich, wie Ril­ke sagt. — Das ist dann wohl auch der eigent­li­che Grund, war­um Luzi­fer in sei­ner Eigen­schaft als Licht­brin­ger und als der Ober­ste aller Teu­fel gewis­se Ent­wick­lungs­dien­ste lei­stet. Der Teu­fel ist also ein Selbst­den­ker, mehr noch, er ist ein Schöp­fungs­kri­ti­ker und dabei nicht unbe­dingt ein Feind des Men­schen, son­dern eher einer, der sich vom soge­nann­ten all­zu Mensch­li­chen eben­so­we­nig abhal­ten läßt in sei­nem Urteil, wie der ägyp­ti­sche Schrei­ber­gott Thot beim Jüng­sten Gericht. Auf der See­len­waa­ge wird das Gewicht einer Feder, in der einen Scha­le, gegen die mit Erden­schwe­re bela­ste­te See­le, in der ande­ren Scha­le, abge­wo­gen. Der­weil wirkt die Waa­ge wie ein Lügen­de­tek­tor, der auf jede Unwahr­heit reagiert. Für den Fall ist die See­le ver­lo­ren, sie wird ver­sto­ßen und dem hunds­köp­fi­gen Anu­bis zum Fraß zugeworfen.

    Rechts: Der ibis­köp­fi­ge Thot als Schrei­ber beim ›Wie­gen des Her­zens‹, hin­ter Anu­bis (1300 BC). — Quel­le: Public Domain via Wikimedia.

    Es ist in der Tat befremd­lich, des­öf­te­ren dabei zu sein, wenn Zeit­ge­nos­sen sich selbst und ande­ren eini­ges vor­ma­chen wol­len, was ein­fach nicht stimmt. Das ist schon eine wun­der­sa­me Art der Urteils­bil­dung, sich auf den eige­nen Leim zu krie­chen. — Es braucht nicht viel an gei­sti­ger Durch­drin­gungs­kraft und empa­thi­scher Beob­ach­tungs­ga­be, um zu sehen, daß man­che sich selbst und ande­ren gewis­sen­los etwas vor­ma­chen wollen.

    Wir haben aller­dings auch ein Gespür für Unstim­mig­kei­ten: Zumeist war­ten Spra­che und Gram­ma­tik mit Selt­sam­kei­ten auf, wobei man sehen kann, was alles zuein­an­der pas­sen muß, wenn etwas wirk­lich stimmt. — Wahr­heit ist weit mehr als eine Fra­ge der Logik, son­dern ein gan­zes Ensem­ble unter­schied­lich­ster Aspek­te, die nicht nur in der Aus­sa­ge, son­dern in ihrer gan­zen Dar­bie­tung har­mo­nisch abge­stimmt sein müs­sen. Es zeigt sich, was alles im Klei­nen und auch im Gro­ßen zusam­men­stim­men und im Ein­klang mit­ein­an­der sein muß.

    Wenn eine See­le bela­stet ist durch die Erden­schwe­re sol­cher Selbst­be­trü­ge­rei­en, dann wird sie gewiß kei­nen Frei­spruch erhal­ten. Es wür­de ohne­hin nicht funk­tio­nie­ren, sich im Leben zu bela­sten, um dann nach dem Tode ent­la­stet zu sein. — Da wirkt das Manö­ver der Christ­li­chen Kir­chen, daß die Schuld wie eine Lokal­run­de schon für alle Zei­ten im Vor­aus abge­tra­gen sei, kaum bes­ser als eine durch­sich­ti­ge Abofalle.

    Erlö­sen müs­sen wir uns schon selbst. Luzi­fer ist dabei einer der besten Rat­ge­ber, denn wenn etwas zu schwer ist, dann kann es auch nicht schwe­ben. Dabei wür­den wir so gern engels­gleich abheben.

    Bei Pla­ton gibt es dazu einen phan­ta­sti­schen Mythos vom gemein­sa­men Zug mit den Göt­tern über das nächt­li­che Fir­ma­ment bis zum Reich der Ideen am Ran­de der Welt.

    Die Göt­ter haben aller­dings ein Gespann mit zwei sehr guten Pfer­den. — Beim See­len­wa­gen der Men­schen ist jedoch nur eines der Pfer­de wirk­lich taug­lich für den Auf­stieg ins Reich der Ideen.

    Der Ver­su­cher ist ein begna­de­ter Prü­fer und wir tun gut dar­an, ihm zu ver­trau­en, denn wo er sich nicht bereit fin­den kann für sei­ne Zustim­mung, da haben wir sie auch noch nicht ver­dient. — Man soll­te daher eher auf die Hil­fe­stel­lung ach­ten, die Luzi­fer als Ver­su­cher zu lei­sten imstan­de ist.

    Bei Goe­the ist Mephi­sto ein Iro­ni­ker und manch­mal zynisch, aus guten Grün­den. Aber sei­ne Iro­nie hat Empa­thie und sein Intel­lekt ist mes­ser­scharf, man kann ihm nicht mit dum­men Aus­re­den kom­men, denn er kennt sie alle.

    Das Teuflische am Alkohol

    Da sich der Teu­fel aber nicht stän­dig um alle höchst­per­sön­lich küm­mern will, hat er den Schnaps gemacht. Daher ist es so wesent­lich, das Teuf­li­sche am Alko­hol zu ver­ste­hen, um dar­über sich selbst zu verstehen.

    Udo Jür­gens irrt, wenn er meint, der Teu­fel habe den Schnaps gemacht, um uns zu ver­der­ben. Das ist zu kurz gegrif­fen.— Wie bereits dar­ge­stellt, geht es ihm dar­um, uns zu prü­fen, ob wir es ver­dient haben, sei­ne Ach­tung zu erhal­ten und eine Flug­li­zenz ins Transzendentale.

    Der Song­text von Udo Jür­gens, hat aller­dings eine bemer­kens­wer­te Poin­te. Da sitzt ein Anti­held in sei­ner Stamm­knei­pe. Ein Mäd­chen von der Heils­ar­mee ver­sucht ihn engels­gleich zu ret­ten, indem sie dem Trin­ker ins Gewis­sen redet, was natür­lich mit­nich­ten ver­fängt. — Bekannt­lich kön­nen alle, immer und zu jeder Zeit auf­hö­ren, nur momen­tan gera­de nicht, und dar­auf trin­ken wir erst mal noch einen.

    Dann aber kommt die wirk­lich luzi­fe­ri­sche Poin­te: Er bringt das Mäd­chen nach Hau­se und sie nimmt ihn mit zu sich auf ihr Zim­mer. — Aber dort macht der ver­hin­der­te Held eine teuf­li­sche Selbsterfahrung:

    Sie lud mich in ihr Zim­mer ein
    Und dort erfuhr ich dann
    Wer zuviel trinkt
    Ist lei­der oft
    Nur noch ein hal­ber Mann.

    (Udo Jür­gens: Der Teu­fel hat den Schnaps gemacht (1973).

    Unver­geß­lich ist auch Wil­helm Busch:

    Es ist ein Brauch von alters her,
    wer Sor­gen hat, hat auch Likör!

    (Wil­helm Busch: Die From­me Hele­ne. In: Gesam­mel­te Wer­ke. Bd. 2, S. 282.)

    Der Spruch bringt es zuver­läs­sig auf den Punkt. Man ach­te wie­der auf den Kon­text: Wäre sie nicht ganz so fromm, die Hele­ne, dann hät­te sie nicht ganz so vie­le Sor­gen und bräuch­te auch nicht so viel Likör. — Wer der alko­ho­li­schen Ver­su­chung nicht wider­ste­hen kann, trö­stet sich also über etwas ganz Ande­res hinweg.

    Der Alko­hol ist wie ein Eis­berg, bei dem auch vier von fünf Tei­len unter der Ober­flä­che lie­gen. Aber weder Luzi­fer, noch der Alko­hol ist das Pro­blem, son­dern der ver­meint­li­che Trost, den er spen­det, durch Betäu­bung see­li­scher Schmer­zen. — Aber die Lin­de­run­gen hal­ten nicht vor, denn es wer­den nur die Sym­pto­me bekämpft. Dann kom­men die Schmer­zen wie­der, um erneut im Alko­hol ertränkt zu wer­den. Alles schreit förm­lich danach.

  • Anthropologie,  Diskurs,  Ethik,  Götter und Gefühle,  Identität und Individualismus,  Kunst,  Lüge,  Melancholie,  Moderne,  Moral,  Motive der Mythen,  Platon,  Psyche,  Psychosophie,  Religion,  Seele,  Theographien,  Theorien der Kultur,  Urbanisierung der Seele,  Wahrheit,  Zeitgeist,  Zivilisation

    Die Schönheit der Seele

    Psyche und Seele

    Das Sym­po­si­on ist schon weit fort­ge­schrit­ten, als sich uner­war­tet ein illu­strer Gast ein­stellt. Alki­bia­des, reich­lich berauscht und gestützt auf zwei Flö­ten­spie­le­rin­nen, begehrt Ein­laß, was ihm selbst­re­dend gewährt wird. — Und wie es in sol­chen Situa­tio­nen häu­fig so ist, läßt er sich kurz erläu­tern, daß man sich nicht zum Zechen, son­dern zu einem wei­te­ren Dich­ter­wett­streit zusam­men­ge­fun­den haben. Es gel­te, ein Lob­lied auf den Gott der Lie­be, auf Eros aufzuführen.

    Anselm Feu­er­bach: Das Gast­mahl. Nach Pla­ton (zwei­te Fas­sung: 1871). — Im Mit­tel­punkt steht der Gast­ge­ber Aga­thon, geschmückt mit dem Lor­beer­kranz, weil er den Dich­ter­wett­streit gewon­nen hat. In der rech­te Bild­hälf­te, mit dem Gesicht vom Gesche­hen abge­wandt, voll­kom­men in sich ver­sun­ken, sieht man auch Sokra­tes. — Quel­le: Public Domain via Wikimedia.

    Wer so spek­ta­ku­lär auf­tritt, steht ohne­hin im Mit­tel­punkt. Also legt der spä­ter nicht unum­strit­te­ne Macht­po­li­ti­ker einst­wei­len los mit sei­nem Lob­ge­sang auf den Gott der Lie­be. Er läßt sich nie­der und erzählt von einer unge­heu­ren Lie­be, der er ver­fal­len sei, die ihm aber uner­füllt blieb. Dabei sei die Ver­füh­rung bestens vor­be­rei­tet wor­den. Er habe die Die­ner weg­ge­schickt, die Bett­decken bis auf eine redu­ziert, so daß man ein­an­der zwangs­läu­fig habe näher­kom­men müs­sen, und den­noch habe er kein Glück damit gehabt. — Dabei sei doch die Per­son, um die es ging, rein äußer­lich nicht nur nicht schön, son­dern eigent­lich häß­lich, wäre da nicht die­se Schön­heit der See­le, die von innen her kommt.

    Pla­ton ist ein Schalk, wenn er dem über­schweng­li­chen Alki­bia­des erst in die­sem Augen­blick erlaubt, sich der ande­ren Sei­te hin­zu­wen­den, um dann unmit­tel­bar neben sich jenen zu erblicken, um den es ihm in allen sei­nen Lie­bes­be­kun­dun­gen die ganz Zeit geht: Sokra­tes. Die­ser hat­te zuvor sei­ne Lob­re­de auf den Gott der Lie­be gehal­ten, aber durch die Wie­der­ga­be eines weg­wei­sen­den Dia­logs über die Lie­be, mit einer Leh­re­rin namens Diot­ima. — Die­se prä­gen­de Unter­wei­sung hat er in jun­gen Jah­ren erfah­ren. Die wei­se Frau aus Man­ti­neia in Arka­di­en muß
    ihn sehr beein­druckt haben.

    Josef Simm­ler: Diot­ima. Por­trät der Jad­wi­ga Luszc­zews­ka (1855). — Quel­le: Public Domain via Wikimedia.

    Erneut geht es, wie bereits im Höh­len­gleich­nis oder beim See­len­ge­spann um einen Auf­stieg, nun­mehr aber in der Liebe.—Diotima emp­fiehlt eine Ori­en­tie­rung am Begeh­ren des Schö­nen, wobei nicht typi­scher­wei­se die Ero­tik schlecht gere­det und dann aus­ge­grenzt wird. Viel­mehr wird zuge­stan­den, daß die­se Form der Lie­be zum Schö­nen den Anfang macht.

    Inso­fern ist die Rede von ›pla­to­ni­scher Lie­be‹ als einer ohne Begeh­ren phi­lo­so­phisch nicht berech­tigt, weil aus­drück­lich jede Form der Lie­be zuge­las­sen wird. — Sie sei ein ›hei­li­ger Wahn‹, der von sich aus über sich selbst hin­aus in tran­szen­den­te Höhe füh­ren wer­de, wenn sich dem nichts ent­ge­gen­ge­stellt. Den Anfang macht das ero­ti­sche Begeh­ren und die Fixie­rung auf äuße­re und indi­vi­du­el­le Schön­heit, dann aber erwei­tert sich die­se Lie­be zur Schön­heit und wan­delt sich zur Freu­de an der Schön­heit der Lie­be. All­mäh­lich wird man mehr die inne­re und uni­ver­sel­le Schön­heit schät­zen ler­nen, was sich schließ­lich auf den gan­zen Kos­mos erwei­tern kann.

    Damit hat die Schön­heit einen bedeu­ten­den Rang erhal­ten, der kaum mehr über­trof­fen wer­den kann. Und tat­säch­lich gibt es eini­ge Hin­wei­se, die Anlaß geben kön­nen, dar­über zu spe­ku­lie­ren, ob womög­lich die­se ›inne­re‹ Schön­heit nicht tat­säch­lich dem Abso­lu­ten noch am aller­näch­sten kom­men kann.

    Auch über die Ver­nunft läßt sich glei­cher­ma­ßen spe­ku­lie­ren, daß sie, wenn sie damit betraut ist, ein Gan­zes als sol­ches vor Augen zu füh­ren, sich dabei stets auf die Per­spek­ti­ven der Ästhe­tik und der ästhe­ti­schen Urteils­kraft zu stüt­zen ver­steht. Das Inter­es­san­te dar­an liegt dar­in, daß beim Emp­fin­den von Schön­heit nur noch plä­diert aber nicht mehr argu­men­tiert und schon gar nicht mehr bewie­sen wer­den kann.—Das wie­der­um hat Han­nah Are­ndt zu einem bemer­kens­wer­ten Expe­ri­men­tie­ren moti­viert, eine Poli­ti­sche Theo­rie auf der Grund­la­ge der Ästhe­ti­schen Urteils­kraft zu entwickeln.

    Kri­sti­an Zahrt­mann: Sokra­tes und Alki­bia­des (1911). — Quel­le: Public Domain via Wikimedia.

    Damit ist ein tie­fes Geheim­nis ange­spro­chen, es geht dar­um, daß wah­re Schön­heit von innen her­kommt, von der Schön­heit der See­le. — Und wie sich den begehr­lich Vor­wür­fen des Alki­bia­des dem Sokra­tes ent­neh­men läßt, ist der Poli­ti­ker in sei­nen Besitz­an­sprü­chen und sei­nen Eifer­süch­te­lei­en eben weit weni­ger an wah­rer Lie­be inter­es­siert, son­dern viel­mehr an sei­ner eige­nen Eitel­keit. Er wird damit zu einem muster­gül­ti­gen Bei­spiel, wie man es bes­ser nicht hal­ten soll­te, mit der Liebe.

    Hier läßt sich der Faden auf­neh­men, um zu unter­su­chen und zu ver­ste­hen, wie denn der Zusam­men­hang zwi­schen See­le und Psy­che beschaf­fen sein mag. Vor allem inter­es­siert eines: Die zuneh­men­den Depres­sio­nen mögen auch als Hin­weis genom­men wer­den, daß wir uns viel zu sehr mit der Psy­che, aber viel zu wenig mit der See­le befassen.

    Es ist an der Zeit, man­che Begrif­fe end­lich auch all­ge­mein­sprach­lich wie­der in Gebrauch zu neh­men, die allen­falls noch von Theo­lo­gen bemüht wer­den, die daher in die­sen Sachen über das bes­se­re Arti­ku­la­ti­ons­ver­mö­gen ver­fü­gen. — Wir soll­ten nicht mehr nur vom Kör­per , son­dern auch vom Leib spre­chen, was nicht das­sel­be ist. Wir soll­ten nicht mehr nur von der Psy­che, son­dern auch von der See­le reden. Wir soll­ten nicht mehr nur von Ratio­na­li­tät, son­dern auch von Ver­nunft spre­chen. Und wir soll­ten nicht mehr nur Ratio­na­li­tät, Ver­stand und Ver­nunft bemü­hen, son­dern auch, was nicht leicht faß­bar ist, den Geist.

    Psyche und Seele

    Nur bei ober­fläch­li­cher Betrach­tung schei­nen Psy­che und See­le das­sel­be zu mei­nen. Wäh­rend die See­le häu­fig in reli­giö­sen, medi­ta­ti­ven und eso­te­ri­schen Kon­tex­te the­ma­ti­siert wird, erscheint die Psy­che inzwi­schen eher wie ein Part of the game mit all­täg­li­chen Belan­gen. — Und mögen wir noch so ver­hei­ßungs­voll von unse­rem ver­meint­li­chen Inne­ren spre­chen, die Psy­che ist nicht sel­ten auch nur ein Spiel mit der Alltagsmaske.

    Es scheint, als habe die Psy­che viel weni­ger von jener Tie­fe, wie sie der See­le zuge­spro­chen wird. Die Psy­che ist offen­bar sehr viel jün­ge­ren Datums und damit auch ein Spie­gel nar­ziß­ti­scher, selbst­be­züg­li­cher und mate­ria­li­sti­scher Belan­ge, von denen sich vie­le ver­spre­chen, gro­ße Sehn­süch­te zu stil­len. Es sin Illu­sio­nen, die durch Kon­su­mis­mus nicht bewäl­tigt wer­den können.

    Vor­der­grün­dig wirkt die Psy­che als beson­de­rer Teil unse­rer See­le, den wir uns über uns selbst bewußt machen möch­ten. — Das Gere­de von der ›Suche nach dem wah­ren Selbst‹ kann die Sehn­sucht nicht stil­len, denn die Psy­che ist selbst ein Teil des Thea­ters, das wir uns und ande­ren vor­spie­len. Ist die Thea­ter­maske erst ein­mal mit dem eige­nen Gesicht und den übli­chen Ober­fläch­lich­kei­ten fest ver­wach­sen, dann kann auch kein Aus­druck von Tie­fe mehr auf­kom­men, denn damit gehen auch Empa­thie und Authen­ti­zi­tät verloren.

    Der Geist der Narrative

    Zugang zu den Tie­fen in uns hat nur der Geist, der in den Nar­ra­ti­ven wohnt. Es kommt dar­auf an, mit Fein­ge­fühl die eige­ne Geschich­te in tief­grün­di­gen Dia­lo­gen ganz all­mäh­lich bewußt wer­den zu las­sen. — Um Freund­schaft mit sich selbst zu schlie­ßen, soll­te man sich einst­wei­len näher ken­nen­ler­nen. Dann kann man mit­hil­fe der Phi­lo­so­phi­schen Psy­cho­lo­gie noch eini­ge wesent­li­che Schrit­te dar­über hin­aus gehen.

  • Anthropologie,  Ausnahmezustand,  Corona,  Corona-Politik,  Diskurs,  Identität und Individualismus,  Moderne,  Psyche,  Seele,  Theorien der Kultur,  Urbanisierung der Seele,  Utopie,  Zeitgeist,  Zivilisation

    Nähe und Enge

    Wenn es eng wird ums Herz

    “Wann Krieg beginnt, das kann man wis­sen, aber wann beginnt der Vor­krieg. Falls es da Regeln gäbe, müß­te man sie wei­ter­sa­gen.” (Chri­sta Wolf: Kas­san­dra. Vor­aus­set­zun­gen einer Erzäh­lung. Frank­fur­ter Poetik–Vorlesungen; Darm­stadt, Neu­wied 1983. S. 76f.)

    Es gibt einen ethisch nicht zuläs­si­gen Tier­ver­such: Zwei Rat­ten wer­den in einen Käfig gesperrt, der eine ziem­lich klar defi­nier­te Grö­ße unter­schrei­tet. Dann gehen sich bei­de augen­blick­lich an die Gur­gel, bis nur noch eine übrig bleibt. 
    Auf mehr­tä­gi­gen Ver­an­stal­tun­gen gibt es die­sen magi­schen 3. Tag. Auch da gehen sich Teil­neh­mer aus einem inne­ren Zwang her­aus an, weil irgend­ei­ne Geduld am Ende ist und man vom vie­len Weg­lä­cheln all­mäh­lich Gesichts­krämp­fe bekommt. — Es ist auch komisch, wenn gleich ganz vie­le wie auf ein gehei­mes Kom­man­do ziem­lich unver­mit­telt und auf­grund von Nich­tig­kei­ten plötz­lich auf­ein­an­der losgehen.
    Wenn man als Refe­rent spä­ter dazu kommt und wis­sen möch­te, wie die Stim­mung so ist, kann man sehr gut Teil­neh­me­rin­nen befra­gen. Frau­en haben es wie selbst­ver­ständ­lich auf dem Schirm, wer mit wem, war­um nicht und wes­we­gen. — Ich bin da immer bass erstaunt, wie leicht frau Grup­pen­dy­na­mik dur­schau­en kann, weil ich dazu mit Bord­mit­teln ziem­lich lan­ge brau­che, bis ich es auch sehe.
    Jérô­me-Mar­tin Lang­lois: Cas­san­dra fleht Miner­va an, sich an Ajax zu rächen (1810).
    Es ist über­aus wich­tig, hin­ter die Kulis­sen zu schau­en. Das ist auch der Sinn von Höf­lich­keit, denn es gilt, ande­ren zuvor­kom­mend zu begeg­nen, so daß sie gar nicht erst Beklem­mun­gen bekom­men, son­dern sich wohl­füh­len, ver­stan­den, geach­tet, gewür­digt. — Das läßt sich sehr schön bei Knig­ge stu­die­ren, dem es mit­nich­ten um den Ein­satz des Fisch­mes­sers geht. 
    Tat­säch­lich ist Gesell­schaft immer auch Thea­ter. Wir spie­len unse­re Rol­len und dabei uns selbst und ande­ren etwas vor. Aber was wäre die Alter­na­ti­ve? — Der Unter­ti­tel bei Knig­ge lau­tet, vom Umgang mit Men­schen. Dabei geht es um eine Diplo­ma­tie, die alles ande­re ist als Schmei­che­lei oder Mani­pu­la­ti­on. Aller­dings ist dazu ein wenig Lebens­art und Lebens­er­fah­rung erfor­der­lich und vor allem ein huma­ni­sti­scher Geist. 
    Das Rol­len­spiel ist ja selbst wie­der ein Medi­um, eine Spra­che, mit der wir uns dar­stel­len. Das wird einem klar bei einer Emp­feh­lung, die Knig­ge gibt: Sei­ner­zeit war die Bewe­gungs­frei­heit nicht so wie heu­te. Nur Ade­li­ge und Hand­werks­ge­sel­len durf­ten und muß­ten rei­sen, um sich in der wei­ten Welt zu bewei­sen. In der Tat lernt man sich selbst am besten in der Frem­de ken­nen und vor allem dann, wie man mit dem Unbe­kann­ten umge­hen muß. 
    Wenn man in der Stadt eine Kut­sche gemie­tet hat und die Kut­scher wie ver­rückt los­fah­ren, soll­te man sich kei­nes­wegs dar­über beschwe­ren. Es geht nur um eine Bela­stungs­pro­be. Wenn näm­lich die Räder schwach sind, dann soll­ten sie hier und jetzt bre­chen – aber nicht im Wald, wo bekannt­lich die Räu­ber sind. 
    Die mei­sten Pro­ble­me ent­ste­hen durch nicht the­ma­ti­sier­tes Miß­ver­ste­hen. Es ist fal­sche Höf­lich­keit, irgend­ei­ne Form zu wah­ren, aber nicht auf das zu spre­chen zu kom­men, was wirk­lich von Bedeu­tung ist, um ein­an­der zu ver­ste­hen. — Das ist vor­aus­set­zungs­rei­cher als gedacht. Zunächst müß­te man erst ein­mal sich selbst ver­ste­hen und dann auch den Ande­ren. Dann braucht man eine gemein­sa­me Gesprächs­grund­la­ge, wie es schon im Jar­gon der Diplo­ma­ten heißt. Das alles ver­langt der Spra­che der­art viel ab, so daß vie­le lie­ber alles weg­lä­cheln und Meta–Toleranz–Gepflogenheiten vor sich her­tra­gen oder auch Par­tei­nah­men, je nach Tages­be­fehl, was 
    noch mehr Pro­ble­me bereitet.
    Die Welt ist in der Tat abhän­gig vom Wil­len und von der Vor­stel­lung, die man sich dar­über macht oder auch nur machen läßt. Das hat die Coro­na-Kri­se leid­lich unter Beweis gestellt. Die Gren­zen zwi­schen dem Öffent­li­chen und dem Pri­va­ten, zwi­schen Gesell­schaft und Gemein­schaft, wur­den stän­dig ver­letzt. Man hat sich in eine Stim­mung aus Panik, Furcht und Bedro­hung ver­set­zen und dau­er­haft hal­ten lassen.
    Und jetzt erscheint es so, als wäre Coro­na nur eine Art Vor­krieg gewe­sen. Die Pola­ri­sie­rung der Gesell­schaft, der Kul­tur, man­cher Gemein­schaf­ten und das Gefühl, im Ande­ren eine infek­tiö­se Bedro­hung zu sehen und Nähe gene­rell fürch­ten zu müs­sen, sich auf nichts mehr ver­las­sen zu kön­nen, schon gar nicht auf das eige­ne Immun­sy­stem, das hat alles sehr viel mehr Scha­den ange­rich­tet, als man­che bereit wären, sich zuzugestehen.
    Auch ist es kein Zufall, daß nun­mehr mit mög­lichst gro­ßer Öffent­lich­keit die­ses toxi­sche Männ­lich­keits­geh­abe wie­der fröh­li­che Urstän­de fei­ert. — Wie war es noch, als Deut­sche in den Krieg fuh­ren? Das taten sie ja nur, um dort mit ihrer neu­en, fran­zö­si­schen Gelieb­ten auf der Chaus­see de Ely­see fla­nie­ren zu gehen. Zurück kamen sie, wenn über­haupt, zutiefst traumatisiert.
    Die Welt­krie­ge haben die­se Schat­ten­fi­gu­ren des pre­kä­ren Mas­ku­li­nis­mus erzeugt, einen manisch-depres­si­ven Män­ner­typ, der nicht spre­chen kann über die Scheuß­lich­kei­ten, die nicht wie­der ver­schwin­den wol­len. Also liegt er den gan­zen Tag auf der Couch, bekommt aber ein­mal am Tag sei­nen Anfall, die gan­ze Fami­lie zu vermöbeln.
    Das gegen­wär­ti­ge, affen­haf­te Brust­klop­fen der Macho­ma­nie ist ja nur das, was im Vor­krieg demon­striert wird. Spä­ter wird sich die Gesell­schaft in gro­ßer Dank­bar­keit für die erbrach­ten Opfer von die­sen Hel­den nur noch ange­wi­dert abwen­den. Also was soll das?
    Es ist kein Kunst­stück, gegen den Krieg zu sein, gegen jeden, weil das ein­fach für nichts gut ist. Außer­dem befand man sich schon immer in der bes­se­ren Gesell­schaft mit denen, die sich ein eige­nes Urteils­ver­mö­gen zutrau­en und auch zumu­ten moch­ten. — Zwi­schen der Zustim­mung zur Imp­fung und der Zustim­mung zum Krieg gibt es eine gespen­sti­sche Gemeinsamkeit.
    I am not con­vin­ced. — Wo kommt nur das Bedürf­nis nach Haß her? Ist es nicht eine viel zu spä­te Reak­ti­on dar­auf, daß man sich wie­der ein­mal hat viel zu viel Duld­sam­keit abver­langt, zu viel Nähe zuge­mu­tet und zu wenig Ver­ste­hen auf­ge­bracht hat? War­um weh­ren sich so weni­ge gegen Über­grif­fe und lächeln sich weg? War­um kommt es dazu, daß man irgend­wann ein­fach platzt, wenn es bereits zu spät ist? Das ist fal­sche Höf­lich­keit, das ist Feig­heit, Unbe­darft­heit, Unselbst­stän­dig­keit, Unsi­cher­heit, Unmündigkeit.
    War­um haben so vie­le die Gele­gen­heit zum Bas­hing nicht ver­strei­chen las­sen, um auch mal ganz kräf­tig aus­zu­tei­len? — Die Grün­de lie­gen woan­ders, in einem all­ge­mei­nen Unglück­lich­sein, das mit dem eigent­li­chen Anlaß kaum etwas zu tun hat. 
    In einem Man­gel an Den­ken und Spra­che lie­gen die eigent­li­chen Grün­de. Daher lau­fen die Kon­flik­te völ­lig aus dem Ruder nach dem Mot­to: Und was ich Dir über­haupt immer schon mal sagen woll­te…! — Macht­wor­te sind Ver­laut­ba­run­gen einer Ohn­macht, aus Grün­den der Spra­che, des Den­kens und aus Man­gel an Geist.
    Als Etho­lo­gen einem Volk ohne Fern­se­her vom Welt­krieg erzähl­ten, haben sich die­se zunächst köst­lich amü­siert. So etwas bräuch­ten sie auch mal. Offen­bar dach­ten sie an eine zünf­ti­ge Wirts­haus­schlä­ge­rei, die sie auch noch nicht kann­ten. — In einem Sci­ence Fic­tion las ich mal über eine frem­de Spe­zi­es, sie sei­en ursprüng­lich sehr krie­ge­risch gewe­sen, dann aber hät­ten sie sich selbst immer wei­ter pazi­fi­ziert. Aber von Zeit zu Zeit bräuch­ten sie noch eine Drang­wä­sche, ein bemer­kens­wer­tes Wort für das, was da gera­de vor sich geht.
    Es ist vie­len zu eng gewor­den. Es wäre aber bes­ser, ein­an­der mehr Raum zu gewäh­ren. Raum gewäh­ren kann man auch durch mehr Ver­ständ­nis, etwa für die, die sich gera­de völ­lig ver­un­si­chert in den Geschäf­ten bewe­gen, daß jetzt kei­ne Mas­ken­pflicht mehr herrscht. Aber wo kom­men wir da jetzt hin, wenn jeder wie­der macht was er oder sie will! – Genau das ist das Pro­blem, die­ses unaus­ge­spro­che­ne Miß­trau­en, der ver­bor­ge­ne Selbst– und Menschenhaß.
    Der Libe­ra­lis­mus steht einer rechts­ka­tho­li­sche Tie­fen­ge­sin­nung gegen­über und einer Rei­he von selbst­über­zeug­ten Bes­ser­wis­sern, die in sich das Poten­ti­al zum guten Dik­ta­tor ver­spü­ren. Nicht nur Krieg, son­dern auch Dik­ta­tur scheint wie­der machbar.
    Aber der Libe­ra­lis­mus hat den Huma­nis­mus auf sei­ner Sei­te. Er kann sagen, war­um wir uns in unse­rer Frei­heit selbst fin­den und ent­wickeln müs­sen. Nur so wird aus Men­schen das, was sich aus ihrer Eman­zi­pa­ti­ons­ge­schich­te längst her­aus­le­sen läßt, Wesen indi­vi­du­el­ler Weis­heit, Selbst­ver­ant­wor­tung, Empa­thie, Authen­ti­zi­tät und einem immens gestie­ge­nen Verbalisierungsvermögen.
    Erst wenn wir sagen kön­nen, was mit uns und der Welt nicht stimmt, wenn wir auch in der Bewegt­heit noch die Con­ten­an­ce bewah­ren kön­nen, um uns gleich­wohl nicht unter­but­tern zu las­sen, erst dann sind wir auf dem rich­ti­gen Weg. — Dabei ist die Bezeich­nung Homo sapi­ens bis­lang nur eine Anmaßung.
    Die letz­te aller Kom­pe­ten­zen ist die schwer­ste von allen, das ist in jeder Ent­wick­lung so. Sich selbst mode­rie­ren zu kön­nen, freund­schaft­lich, ver­ständ­nis­voll und hoff­nungs­voll, das ist ein­zig das, was zählt. Der Staat hat über­haupt nicht das Recht, sich da ein­zu­mi­schen. Er hat nicht die Auf­ga­be, über die Gesell­schaft zu herr­schen, er hat ihr zu die­nen, um sie dar­in zu unter­stüt­zen, zu sich selbst zu kom­men. — In Päd­ago­gik und Psy­cho­lo­gie ist das der sta­te of the art, alle Eltern wis­sen das.
  • Anthropologie,  Diskurs,  Ethik,  Götter und Gefühle,  Identität und Individualismus,  Kunst,  Lehramt,  Lehre,  Lüge,  Moderne,  Moral,  Motive der Mythen,  Politik,  Professionalität,  Psyche,  Religion,  Schule,  Seele,  Theorien der Kultur,  Urbanisierung der Seele,  Utopie,  Wahrheit,  Wissenschaftlichkeit,  Zeitgeist,  Zivilisation

    EPG II b (online und Block)

    Ober­se­mi­nar

    EPG II b (Online)

    Ethisch–Philosophisches Grundlagenstudium II

    SS 2022 | Beginn: 30. Juni 2022 | Ende: 14. August 2022 | Online und Block
    Ab 30. Juni 2022: 5 Semi­na­re online | don­ners­tags: 14:00–15:30 Uhr, sowie
    3 Work­shops im Block: 12., 13., 14. August 2022 | 14–19 Uhr | Raum: 30.91–110

    Zum Kommentar als PDF

    Universe333: Yoga­Bey­ond Hon­za & Clau­di­ne Bon­di; Beach, Austra­lia 2013. — Quel­le: Public Domain via Wiki­me­dia Commons.

    Zwischen den Stühlen

    Eine Rol­le zu über­neh­men bedeu­tet, sie nicht nur zu spie­len, son­dern zu sein. Wer den Leh­rer­be­ruf ergreift, steht gewis­ser­ma­ßen zwi­schen vie­len Stüh­len, einer­seits wer­den höch­ste Erwar­tun­gen gehegt, ande­rer­seits gefällt sich die Gesell­schaft in abfäl­li­gen Reden. — Das mag damit zusam­men­hän­gen, daß jede® von uns eine mehr oder min­der glück­li­che, gelun­ge­ne, viel­leicht aber eben auch trau­ma­ti­sie­ren­de Schul­erfah­rung hin­ter sich gebracht hat.

    Es sind vie­le poten­ti­el­le Kon­flikt­fel­der, die auf­kom­men kön­nen im beruf­li­chen All­tag von Leh­rern. Daß es dabei Ermes­senspiel­räu­me, Hand­lungs­al­ter­na­ti­ven und vor allem auch Raum gibt, sich selbst und die eige­nen Idea­le mit ins Spiel zu brin­gen, soll in die­sem Semi­nar nicht nur the­ma­ti­siert, son­dern erfahr­bar gemacht werden.

    Das Selbst­ver­ständ­nis und die Pro­fes­sio­na­li­tät sind gera­de bei Leh­rern ganz ent­schei­dend dafür, ob die vie­len unter­schied­li­chen und mit­un­ter para­do­xen Anfor­de­run­gen erfolg­reich gemei­stert wer­den: Es gilt, bei Schü­lern Inter­es­se zu wecken, aber deren Lei­stun­gen auch zu bewer­ten. Dabei spie­len immer wie­der psy­cho­lo­gi­sche, sozia­le und päd­ago­gi­sche Aspek­te mit hin­ein, etwa wenn man nur an Sexua­li­tät und Puber­tät denkt. — Mit­un­ter ist es bes­ser, wenn mög­lich, lie­ber Projekt–Unterricht anzu­re­gen, wenn kaum mehr was geht.

    Es gibt klas­si­sche Kon­flikt­li­ni­en, etwa Eltern–Lehrer–Gespräche, in denen nicht sel­ten die eige­nen, oft nicht eben guten Schul–Erfahrungen der Eltern mit hin­ein­spie­len. Aber auch inter­kul­tu­rel­le Kon­flik­te kön­nen auf­kom­men. Das alles macht neben­her auch Kom­pe­ten­zen in der Media­ti­on erfor­der­lich. — Einer­seits wird indi­vi­du­el­le För­de­rung, Enga­ge­ment, ja sogar Empa­thie erwar­tet, ande­rer­seits muß und soll gerecht bewer­tet wer­den. Das alles spielt sich ab vor dem Hin­ter­grund, daß dabei Lebens­chan­cen zuge­teilt werden.

    Gera­de in letz­ter Zeit sind gestie­ge­ne Anfor­de­run­gen bei Inklu­si­on und Inte­gra­ti­on hin­zu­ge­kom­men. Auch Straf– und Dis­zi­pli­nar­maß­nah­men zäh­len zu den nicht eben ein­fa­chen Auf­ga­ben, die aller­dings wahr­ge­nom­men wer­den müs­sen. — Ein wei­te­rer, immer wie­der aku­ter und for­dern­der Bereich ist das Mob­bing, das sich gut ›durch­spie­len‹ läßt anhand von Inszenierungen.

    Es gibt nicht das ein­zig rich­ti­ge pro­fes­sio­nel­le Ver­hal­ten, son­dern vie­le ver­schie­de­ne Beweg­grün­de, die sich erör­tern las­sen, was denn nun in einem kon­kre­ten Fall mög­lich, ange­mes­sen oder aber kon­tra­pro­duk­tiv sein könn­te. Päd­ago­gik kann viel aber nicht alles. Bei man­chen Pro­ble­men sind ande­re Dis­zi­pli­nen sehr viel erfah­re­ner und auch zustän­dig. — Unan­ge­brach­tes Enga­ge­ment kann selbst zum Pro­blem werden. 

    Wich­tig ist ein pro­fes­sio­nel­les Selbst­ver­ständ­nis, wich­tig ist es, die eige­nen Gren­zen zu ken­nen, und mit­un­ter auch ein­fach mehr Lang­mut an den Tag zu legen. Zudem wer­den die Klas­sen immer hete­ro­ge­ner, so daß der klas­si­sche Unter­richt immer sel­te­ner wird. — Inklu­si­on, Inte­gra­ti­on oder eben Mul­ti­kul­tu­ra­li­tät gehö­ren inzwi­schen zum All­tag, machen aber Schu­le, Unter­richt und Leh­rer­sein nicht eben einfacher.

    Gesell­schaft, Poli­tik, Wirt­schaft und Öffent­lich­keit set­zen zwar hohe Erwar­tun­gen in Schu­le und Leh­rer, gefal­len sich aber zugleich dar­in, den gan­zen Berufs­tand immer wie­der in ein unvor­teil­haf­tes Licht zu rücken. — Unver­ges­sen bleibt die Bemer­kung des ehe­ma­li­gen Kanz­lers Gehard Schrö­der, der ganz gene­rell die Leh­rer als fau­le Säcke bezeich­net hat.

    „Ihr wißt doch ganz genau, was das für fau­le Säcke sind.“

    Die­ses Bas­hing hat aller­dings Hin­ter­grün­de, die eben dar­in lie­gen dürf­ten, daß viel zu vie­le Schüler*innen ganz offen­bar kei­ne guten Schul­erfah­run­gen gemacht haben, wenn sie spä­ter als Eltern ihrer Kin­der wie­der die Schu­le aufsuchen.

    Ausbildung oder Bildung?

    Seit 2001 ist das Ethisch–Philosophische Grund­la­gen­stu­di­um (EPG) obli­ga­to­ri­scher Bestand­teil des Lehr­amts­stu­di­ums in Baden–Württemberg. Es besteht aus zwei Modu­len, EPG I und EPG II. — Ziel des EPG ist es, zukünf­ti­ge Leh­re­rIn­nen für wis­sen­schafts– und berufs­ethi­sche Fra­gen zu sen­si­bi­li­sie­ren und sie dazu zu befä­hi­gen, sol­che Fra­gen selb­stän­dig behan­deln zu kön­nen. The­ma­ti­siert wer­den die­se Fra­gen im Modul EPG II.

    Um in allen die­sen Kon­flikt­fel­dern nicht nur zu bestehen, son­dern tat­säch­lich ange­mes­sen, pro­blem­be­wußt und mehr oder min­der geschickt zu agie­ren, braucht es zunächst ein­mal die Gewiß­heit, daß immer auch Ermes­sens– und Gestal­tungs­spiel­räu­me zur Ver­fü­gung ste­hen. Im Hin­ter­grund ste­hen Idea­le wie Bil­dung, Ent­fal­tung der Per­sön­lich­keit, die Erfah­rung erfül­len­der Arbeit und Erzie­hungs­zie­le, die einer huma­ni­sti­schen Päd­ago­gik ent­spre­chen, bei der es eigent­lich dar­auf ankä­me, die Schü­ler bes­ser gegen eine Gesell­schaft in Schutz zu neh­men, die immer for­dern­der auf­tritt. In die­sem Sin­ne steht auch nicht ein­fach nur Aus­bil­dung, son­dern eben Bil­dung auf dem Programm.

    Auf ein– und das­sel­be Pro­blem läßt sich unter­schied­lich reagie­ren, je nach per­sön­li­cher Ein­schät­zung las­sen sich ver­schie­de­ne Lösungs­an­sät­ze ver­tre­ten. Es ist daher hilf­reich, mög­lichst vie­le ver­schie­de­ne Stel­lung­nah­men, Maß­nah­men und Ver­hal­tens­wei­sen syste­ma­tisch durch­zu­spie­len und zu erör­tern. Dann läßt sich bes­ser ein­schät­zen, wel­che davon den päd­ago­gi­schen Idea­len noch am ehe­sten gerecht werden.

    So ent­steht all­mäh­lich das Bewußt­sein, nicht ein­fach nur agie­ren und reagie­ren zu müs­sen, son­dern bewußt gestal­ten zu kön­nen. Nichts ist hilf­rei­cher als die nöti­ge Zuver­sicht, in die­sen doch sehr anspruchs­vol­len Beruf nicht nur mit Selbst­ver­trau­en ein­zu­tre­ten, son­dern auch zuver­sicht­lich blei­ben zu kön­nen. Dabei ist es ganz beson­ders wich­tig, die Gren­zen der eige­nen Rol­le nicht nur zu sehen, son­dern auch zu wahren.

    Stichworte für Themen

    #„ADHS“ #Auf­merk­sam­keit #Bewer­tung in der Schu­le #Cyber­mob­bing #Digi­ta­li­sie­rung #Dis­zi­pli­nar­maß­nah­men #Eltern­ge­sprä­che #Erzie­hung und Bil­dung #Gen­der­di­ver­si­ty #Hel­den­rei­se und Per­sön­lich­keit in der Schu­le #Inklu­si­on #Interesse–Lernen–Leistung #Inter­kul­tu­rel­le Inklu­si­on #Isla­mis­mus #Kon­flik­te mit dem Islam in der Schu­le #Kon­flikt­in­ter­ven­ti­on durch Lehr­per­so­nen #Leh­re­rIn sein #Leh­rer­ge­sund­heit #Medi­en­ein­satz #Medi­en­kom­pe­tenz #Mit­be­stim­mung in der Schu­le #Mob­bing #Online-Unter­richt #Poli­ti­cal Cor­rect­ness #Pro­fes­sio­nel­les Selbst­ver­ständ­nis #Pro­jekt­un­ter­richt #Puber­tät #Refe­ren­da­ri­at #Respekt #Schu­le und Uni­ver­si­tät #Schul­fahr­ten #Schul­ver­wei­ge­rung #Sexua­li­tät und Schu­le #Stra­fen und Dis­zi­pli­nar­maß­nah­men #Zivi­ler Ungehorsam

    Studienleistung

    Eine regel­mä­ßi­ge und akti­ve Teil­nah­me am Dis­kurs ist wesent­lich für das Semi­nar­ge­sche­hen und daher obli­ga­to­risch. — Stu­di­en­lei­stung: Grup­pen­ar­beit, Prä­sen­ta­ti­on und Hausarbeit.

  • Anthropologie,  Diskurs,  Ethik,  Identität und Individualismus,  Lehramt,  Lehre,  Moderne,  Moral,  Politik,  Professionalität,  Psyche,  Religion,  Schule,  Seele,  Theorien der Kultur,  Urbanisierung der Seele,  Wahrheit,  Wissenschaftlichkeit,  Zeitgeist,  Zivilisation

    EPG II a (online)

    Ober­se­mi­nar

    EPG II a

    Ethisch–Philosophisches Grundlagenstudium II

    SS 2022 | frei­tags | 14:00–15:30 Uhr | online 

    Beginn: 22. April 2022 | Ende: 29. Juli 2022

    Zum Kommentar als PDF

    Universe333: Yoga­Bey­ond Hon­za & Clau­di­ne Bon­di; Beach, Austra­lia 2013. — Quel­le: Public Domain via Wiki­me­dia Commons.

    Zwischen den Stühlen

    Eine Rol­le zu über­neh­men bedeu­tet, sie nicht nur zu spie­len, son­dern zu sein. Wer den Leh­rer­be­ruf ergreift, steht gewis­ser­ma­ßen zwi­schen vie­len Stüh­len, einer­seits wer­den höch­ste Erwar­tun­gen gehegt, ande­rer­seits gefällt sich die Gesell­schaft in abfäl­li­gen Reden. — Das mag damit zusam­men­hän­gen, daß jede® von uns eine mehr oder min­der glück­li­che, gelun­ge­ne, viel­leicht aber eben auch trau­ma­ti­sie­ren­de Schul­erfah­rung hin­ter sich gebracht hat.

    Es sind vie­le poten­ti­el­le Kon­flikt­fel­der, die auf­kom­men kön­nen im beruf­li­chen All­tag von Leh­rern. Daß es dabei Ermes­senspiel­räu­me, Hand­lungs­al­ter­na­ti­ven und vor allem auch Raum gibt, sich selbst und die eige­nen Idea­le mit ins Spiel zu brin­gen, soll in die­sem Semi­nar nicht nur the­ma­ti­siert, son­dern erfahr­bar gemacht werden.

    Das Selbst­ver­ständ­nis und die Pro­fes­sio­na­li­tät sind gera­de bei Leh­rern ganz ent­schei­dend dafür, ob die vie­len unter­schied­li­chen und mit­un­ter para­do­xen Anfor­de­run­gen erfolg­reich gemei­stert wer­den: Es gilt, bei Schü­lern Inter­es­se zu wecken, aber deren Lei­stun­gen auch zu bewer­ten. Dabei spie­len immer wie­der psy­cho­lo­gi­sche, sozia­le und päd­ago­gi­sche Aspek­te mit hin­ein, etwa wenn man nur an Sexua­li­tät und Puber­tät denkt. — Mit­un­ter ist es bes­ser, wenn mög­lich, lie­ber Projekt–Unterricht anzu­re­gen, wenn kaum mehr was geht.

    Es gibt klas­si­sche Kon­flikt­li­ni­en, etwa Eltern–Lehrer–Gespräche, in denen nicht sel­ten die eige­nen, oft nicht eben guten Schul–Erfahrungen der Eltern mit hin­ein­spie­len. Aber auch inter­kul­tu­rel­le Kon­flik­te kön­nen auf­kom­men. Das alles macht neben­her auch Kom­pe­ten­zen in der Media­ti­on erfor­der­lich. — Einer­seits wird indi­vi­du­el­le För­de­rung, Enga­ge­ment, ja sogar Empa­thie erwar­tet, ande­rer­seits muß und soll gerecht bewer­tet wer­den. Das alles spielt sich ab vor dem Hin­ter­grund, daß dabei Lebens­chan­cen zuge­teilt werden.

    Gera­de in letz­ter Zeit sind gestie­ge­ne Anfor­de­run­gen bei Inklu­si­on und Inte­gra­ti­on hin­zu­ge­kom­men. Auch Straf– und Dis­zi­pli­nar­maß­nah­men zäh­len zu den nicht eben ein­fa­chen Auf­ga­ben, die aller­dings wahr­ge­nom­men wer­den müs­sen. — Ein wei­te­rer, immer wie­der aku­ter und for­dern­der Bereich ist das Mob­bing, das sich gut ›durch­spie­len‹ läßt anhand von Inszenierungen.

    Es gibt nicht das ein­zig rich­ti­ge pro­fes­sio­nel­le Ver­hal­ten, son­dern vie­le ver­schie­de­ne Beweg­grün­de, die sich erör­tern las­sen, was denn nun in einem kon­kre­ten Fall mög­lich, ange­mes­sen oder aber kon­tra­pro­duk­tiv sein könn­te. Päd­ago­gik kann viel aber nicht alles. Bei man­chen Pro­ble­men sind ande­re Dis­zi­pli­nen sehr viel erfah­re­ner und auch zustän­dig. — Unan­ge­brach­tes Enga­ge­ment kann selbst zum Pro­blem werden. 

    Wich­tig ist ein pro­fes­sio­nel­les Selbst­ver­ständ­nis, wich­tig ist es, die eige­nen Gren­zen zu ken­nen, und mit­un­ter auch ein­fach mehr Lang­mut an den Tag zu legen. Zudem wer­den die Klas­sen immer hete­ro­ge­ner, so daß der klas­si­sche Unter­richt immer sel­te­ner wird. — Inklu­si­on, Inte­gra­ti­on oder eben Mul­ti­kul­tu­ra­li­tät gehö­ren inzwi­schen zum All­tag, machen aber Schu­le, Unter­richt und Leh­rer­sein nicht eben einfacher.

    Gesell­schaft, Poli­tik, Wirt­schaft und Öffent­lich­keit set­zen zwar hohe Erwar­tun­gen in Schu­le und Leh­rer, gefal­len sich aber zugleich dar­in, den gan­zen Berufs­tand immer wie­der in ein unvor­teil­haf­tes Licht zu rücken. — Unver­ges­sen bleibt die Bemer­kung des ehe­ma­li­gen Kanz­lers Gehard Schrö­der, der ganz gene­rell die Leh­rer als fau­le Säcke bezeich­net hat.

    „Ihr wißt doch ganz genau, was das für fau­le Säcke sind.“

    Die­ses Bas­hing hat aller­dings Hin­ter­grün­de, die eben dar­in lie­gen dürf­ten, daß viel zu vie­le Schüler*innen ganz offen­bar kei­ne guten Schul­erfah­run­gen gemacht haben, wenn sie spä­ter als Eltern ihrer Kin­der wie­der die Schu­le aufsuchen.

    Ausbildung oder Bildung?

    Seit 2001 ist das Ethisch–Philosophische Grund­la­gen­stu­di­um (EPG) obli­ga­to­ri­scher Bestand­teil des Lehr­amts­stu­di­ums in Baden–Württemberg. Es besteht aus zwei Modu­len, EPG I und EPG II. — Ziel des EPG ist es, zukünf­ti­ge Leh­re­rIn­nen für wis­sen­schafts– und berufs­ethi­sche Fra­gen zu sen­si­bi­li­sie­ren und sie dazu zu befä­hi­gen, sol­che Fra­gen selb­stän­dig behan­deln zu kön­nen. The­ma­ti­siert wer­den die­se Fra­gen im Modul EPG II.

    Um in allen die­sen Kon­flikt­fel­dern nicht nur zu bestehen, son­dern tat­säch­lich ange­mes­sen, pro­blem­be­wußt und mehr oder min­der geschickt zu agie­ren, braucht es zunächst ein­mal die Gewiß­heit, daß immer auch Ermes­sens– und Gestal­tungs­spiel­räu­me zur Ver­fü­gung ste­hen. Im Hin­ter­grund ste­hen Idea­le wie Bil­dung, Ent­fal­tung der Per­sön­lich­keit, die Erfah­rung erfül­len­der Arbeit und Erzie­hungs­zie­le, die einer huma­ni­sti­schen Päd­ago­gik ent­spre­chen, bei der es eigent­lich dar­auf ankä­me, die Schü­ler bes­ser gegen eine Gesell­schaft in Schutz zu neh­men, die immer for­dern­der auf­tritt. In die­sem Sin­ne steht auch nicht ein­fach nur Aus­bil­dung, son­dern eben Bil­dung auf dem Programm.

    Auf ein– und das­sel­be Pro­blem läßt sich unter­schied­lich reagie­ren, je nach per­sön­li­cher Ein­schät­zung las­sen sich ver­schie­de­ne Lösungs­an­sät­ze ver­tre­ten. Es ist daher hilf­reich, mög­lichst vie­le ver­schie­de­ne Stel­lung­nah­men, Maß­nah­men und Ver­hal­tens­wei­sen syste­ma­tisch durch­zu­spie­len und zu erör­tern. Dann läßt sich bes­ser ein­schät­zen, wel­che davon den päd­ago­gi­schen Idea­len noch am ehe­sten gerecht werden.

    So ent­steht all­mäh­lich das Bewußt­sein, nicht ein­fach nur agie­ren und reagie­ren zu müs­sen, son­dern bewußt gestal­ten zu kön­nen. Nichts ist hilf­rei­cher als die nöti­ge Zuver­sicht, in die­sen doch sehr anspruchs­vol­len Beruf nicht nur mit Selbst­ver­trau­en ein­zu­tre­ten, son­dern auch zuver­sicht­lich blei­ben zu kön­nen. Dabei ist es ganz beson­ders wich­tig, die Gren­zen der eige­nen Rol­le nicht nur zu sehen, son­dern auch zu wahren.

    Stichworte für Themen

    #„ADHS“ #Auf­merk­sam­keit #Bewer­tung in der Schu­le #Cyber­mob­bing #Digi­ta­li­sie­rung #Dis­zi­pli­nar­maß­nah­men #Eltern­ge­sprä­che #Erzie­hung und Bil­dung #Gen­der­di­ver­si­ty #Hel­den­rei­se und Per­sön­lich­keit in der Schu­le #Inklu­si­on #Interesse–Lernen–Leistung #Inter­kul­tu­rel­le Inklu­si­on #Isla­mis­mus #Kon­flik­te mit dem Islam in der Schu­le #Kon­flikt­in­ter­ven­ti­on durch Lehr­per­so­nen #Leh­re­rIn sein #Leh­rer­ge­sund­heit #Medi­en­ein­satz #Medi­en­kom­pe­tenz #Mit­be­stim­mung in der Schu­le #Mob­bing #Online-Unter­richt #Poli­ti­cal Cor­rect­ness #Pro­fes­sio­nel­les Selbst­ver­ständ­nis #Pro­jekt­un­ter­richt #Puber­tät #Refe­ren­da­ri­at #Respekt #Schu­le und Uni­ver­si­tät #Schul­fahr­ten #Schul­ver­wei­ge­rung #Sexua­li­tät und Schu­le #Stra­fen und Dis­zi­pli­nar­maß­nah­men #Zivi­ler Ungehorsam

    Studienleistung

    Eine regel­mä­ßi­ge und akti­ve Teil­nah­me am Dis­kurs ist wesent­lich für das Semi­nar­ge­sche­hen und daher obli­ga­to­risch. — Stu­di­en­lei­stung: Grup­pen­ar­beit, Prä­sen­ta­ti­on und Hausarbeit.