Karlsruhe Institut für Technologie
House of Competence
Online–Seminar via ZOOM,
ab Freitag, den 8. Mai 2020, 11:30–13:00 Uhr.
Kommentar:
Corona allüberall. Es ist das erste Virus mit umfassender Ansteckung.

Johann Heinrich Füssli: Die schlafwandelnde Lady Macbeth. Übertragung einer Monolog-Situation aus Shakespeare’s Tragödie (1784). Louvre, Room 719, Paris.
›Infiziert‹ wurden nicht nur die Körper, sondern auch die Köpfe, die Medien, die sozialen Netzwerke, die Politik, die Wirtschaft, Kultur und die Freizeit, eigentlich alles. Das reicht bis ins Sozialverhalten: Nähe scheint plötzlich fahrlässig, ja gefährlich geworden zu sein. Es ist eine umfassende Krise.
Aber Krisen bieten auch Chancen. Es sind besondere Zeiten, ein schneller Wandel kündigt sich an, mit vielem ist Schluß. Zugleich kommen aber neue Möglichkeiten auf. Die alte Welt wird untergehen, es ist die Frage, wie die neue sein wird oder sein sollte.
Es gilt viel zu bedenken und noch mehr zu bereden. Persönliche Erfahrungen sind ebenso wichtig wie Visionen vom Großen und Ganzen. – Wie wird das eigene Leben weitergehen, in welcher Gesellschaft wollen wir leben? Was ist mit den Ängsten? Was ist mit der Verantwortung, nicht andere zu infizieren? Was, wenn die Welle wiederkommt…
Fragen über Fragen und Antworten, von denen noch viel zu wenige in der Welt sind. – Kommt jetzt eine Wendezeit? Was läßt sich tun? Wie steht es um Fridays for Future?
Wie steht es mit dem eigenen Lebensentwurf, mit dem Studium, den Jobs, mit Freunden und der Familie?
In der Philosophischen Ambulanz geht es darum, daß alle erdenklichen Sachen thematisiert werden können. Alledem gemeinsam auf den Grund zu gehen, mit eigenen Worten, darin liegt der Reiz. – Diskurse sollen entstehen, über die unterschiedlichsten Themen, so wie sie gerade auf den Nägeln brennen. Eine ganz besondere Erfahrung ist dabei von großer Bedeutung, daß es wirklich möglich ist, sich gemeinsam zu verständigen, so daß sich dabei überraschende Einsichten auftun.
Vorerst findet diese Veranstaltung wöchentlich via Zoom statt, ab Freitag, den 8. Mai 2020, 11:30–13:00 Uhr.






Mythen bieten ganz großes Theater. Wer sich darauf einläßt, findet sich alsbald schon in einer sehr privilegierten Position, nahe genug am Geschehen, um alles mitzubekommen, aber weit genug entfernt, nicht selbst mit hineingerissen zu werden.—Mythen dienen unserem Anspruch auf Sinn, wenn sie mustergültig durchspielen, was der Fall gewesen sein könnte, um uns anstelle von Erklärungen eine Erläuterung anzudienen. Eben das macht Kultur und Bildung aus,anhand zeitübergreifender Motive einschlägige Erfahrungen zu machen, um Vielfalt und Komplexität würdigen zu können und nicht als Bedrohung empfinden zu müssen.
Nicht von ungefähr wird diese Ergriffenheit im Symposion bei Platon als Wahn begriffen und sodann als ›heiliger‹ Wahn geadelt.—Von einem Augenblick zum anderen kann es aus unerfindlichen Gründen geschehen, was nicht selten ohne Mühe auch Umstehende beobachten können: Eine tiefgreifende Wesensveränderung geht damit einher; Gefühle, Herz und Verstand, Kopf und Bauch, der ganze Körper spielt verrückt.
Ein neues Verständnis von Politik steht auf der Agenda. Es geht um ein neues Miteinander, das in der Anonymität unserer Städte inzwischen kaum mehr möglich scheint.—Im Vergleich zu vormaligen Epochen sind wir seit den 70ern jedoch sehr viel selbstbewußter, selbstbestimmter, emanzipierter und insofern tatsächlich ›mündig‹ geworden. Also wer braucht wirklich noch Politiker, um die eigenen Interessen zu vertreten? Wer braucht noch politische Parteien mit Gesamtpaketen, die man von Fall zu Fall anders schnüren würde?












