Philosophische Praxis

Per­sön­li­che Über­zeu­gun­gen set­zen sich zusam­men aus einer Viel­falt von Moti­ven aus den unter­schied­lich­sten Sek­to­ren, die wir oft nur zum Teil selbst über­prüft haben. Vie­les davon ist nicht selbst erdacht, son­dern nur übernommen.

Im Zwei­fels­fall, also immer dann, wenn man es wirk­lich genau wis­sen will, stellt sich die Fra­ge, wie sicher, wie ent­schei­dend, wie bela­stungs­fä­hig unse­re Vor­an­nah­men und Vor­stel­lun­gen wirk­lich sind. Das­sel­be gilt für Lebens­er­eig­nis­se, die zu ver­ste­hen natur­ge­mäß schwer fal­len muß.

Die Kunst der phi­lo­so­phi­schen Pra­xis besteht dar­in, jedes Gesamt­ur­teil zunächst wie­der auf­zu­lö­sen in die ein­zel­nen Bestand­tei­le, aus denen es zusam­men gesetzt ist. Viel­leicht ergibt sich schluß­end­lich, daß, was gedacht wur­de, schon sehr ange­mes­sen gewe­sen sein muß, viel­leicht ergibt sich aber auch eine völ­lig neue Sicht der Dinge.

Es gilt, das eige­ne Urteils­ver­mö­gen noch­mals selbst zu beur­tei­len, denn Wis­sen allein genügt nicht. Es könn­te sich schließ­lich auch nur um gefühl­tes Über­zeugt­sein han­deln, also um etwas, das nur wie eine kon­se­quen­te Den­kungs­art erscheint. — Wenn etwas unbe­dingt gel­ten soll, dann muß es sich auch bewäh­ren kön­nen. Also soll­te es mög­lich sein, das eige­ne Wis­sen zu wis­sen, sich des eige­nen Bewußt­seins noch­mals bewußt zu wer­den und auch dem eige­ne Füh­len noch ein­mal nach­zu­füh­len. Alle­dem dient der Dia­log in der phi­lo­so­phi­schen Praxis.

Ent­schei­dend ist nicht das Ergeb­nis eines Gedan­ken­gangs. Viel wich­ti­ger ist es, auf wel­che Wei­se das eige­ne Den­ken zustan­de kommt. Daher ist es so wich­tig, auch das, was noch so selbst­ver­ständ­lich erscheint, zur Dis­po­si­ti­on zu stel­len, denn wenn es etwas Bewähr­tes ist und wirk­lich ver­läß­lich ist, dann wird es sich auch in einer Bewäh­rungs­pro­be wie­der als ver­läß­lich erwei­sen. — Wir soll­ten also genau­er in Augen­schein neh­men, was wir wirk­lich wis­sen, was wir wis­sen müß­ten und was wir viel­leicht gar nicht wis­sen kön­nen. So wird die Qua­li­tät aber auch die Begrenzt­heit des eige­nen Urteils­ver­mö­gens genau­er bewußt.

Phi­lo­so­phie ist inso­fern stets eine Fra­ge nach den Gren­zen des­sen, was sich sagen läßt. Die Fra­ge ist dabei immer, wie viel vom Gan­zen haben wir eigent­lich wirk­lich sicher im Blick? — Phi­lo­so­phie­ren bedeu­tet, ein fei­nes Gespür dafür zu ent­wickeln, wie weit ein­zel­ne Aus­sa­gen jeweils tra­gen, wann ein Wort sei­ne Bedeu­tung zu ver­lie­ren beginnt, wann irgend etwas an einer Aus­sa­gen nicht mehr zutref­fend sein kann…

Es gilt, um zu ver­ste­hen erst ein­mal den Dia­log zu eröff­nen. Das gelingt noch am ehe­sten durch den gemein­sa­men Ver­such über die per­sön­li­chen Nar­ra­ti­ve. Dem zu fol­gen ver­langt einen hohen Grad an Fle­xi­bi­li­tät, wir sind näm­lich oft nur vor­der­grün­dig, wie wir uns selbst und ande­ren erschei­nen. Also ist vor allem auch wich­tig, was sich eigent­lich hin­ter die­sen Kulis­sen abspiel

Cas­par David Fried­rich: Auf dem Seg­ler (1818f).

Dazu arbei­te inten­siv mit Sym­bo­le und Alle­go­rien aus Mythen und Mär­chen, ins­be­son­de­re mit­hil­fe von Idea­len, wie sie die Göt­ter ver­kör­pern. Dahin­ter ver­birgt sich man­ches, was unse­rem Den­ken in abstrak­ten Begrif­fen wie­der mehr Inhalt, mehr Leben, Geist und Gefühl ver­mit­teln kann. — Phi­lo­so­phie ist weit mehr als nur trocke­ne Theo­rie, eis­kal­te Metho­de. oder rhe­to­ri­sche Spie­gel­fech­te­rei. Phi­lo­so­phie hat auch eine Pra­xis, die sich ganz anders dar­stellt, die nicht nur unter­halt­sam, son­dern auch erhel­lend und erhei­ternd sein kann. — Das Lachen ist schließ­lich ein immer wie­der­keh­ren­der Topos in der Philosophie.

Es gilt, mit der Spra­che bis zu den Gren­zen des bis­her Sag­ba­ren vor­zu­drin­gen. Dort sind die Quel­len für ein neu­es Selbst­ver­ständ­nis, für tie­fe­res Ver­ste­hen und neue Lebens­kon­zep­te, so daß sich wie­der neu­es Ver­trau­en und Selbst­ver­trau­en moti­vie­ren und fin­den läßt. Daher ist Inspi­ra­ti­on so wesent­lich. Es gilt, neue Ein­drücke, Gedan­ken und Gefüh­le zur Spra­che zu brin­gen, um neu­en Ein­drücken eben­so wie Gefüh­len mehr Raum zuzugestehen.

Phi­lo­so­phie ist nicht nur Theo­rie son­dern auch Pra­xis, geleb­te Pra­xis. Sie setzt daher eine gei­sti­ge Mobi­li­tät vor­aus, die dar­auf aus ist, stän­dig den Stand­ort zu wech­seln, um dabei nicht sel­ten auch die eige­ne Posi­ti­on, also sich selbst zu riskieren.

Arrangements:

Gesprä­che sind gene­rell mög­lich via Zoom, aber auch in Münster.

Ein erstes Vor­ge­spräch ist honorarfrei.

Mög­lich sind Mit­tag­essen bei Stuhl­ma­cher am Prinzipalmarkt:

Kaf­fee im Lux im Lan­des­mu­se­um Münster:

LUX-avatar

Abend­essen mit Blick auf den Aasee im Ristor­an­te Il DiVino:

Kon­takt:

Dr. H.-U. Nennen
heinz-ulrich.nennen@t‑online.de
www.nennen-online

Phi­lo­so­phi­sche Praxis
Albers­lo­her Weg 88
48155 Mün­ster

Tel.: 0171 4996709

Pro­fes­sor für Phi­lo­so­phie am
Karls­ru­her Insti­tut für Technologie,
Uni­ver­si­tät Karlsruhe