• Philosophie

    Philosophie als Lebenskunst

    Die Sonderrolle der Philosophie

    Weil wir gern das große Ganze in den Blick nehmen, sind einige Attitüden der Gegenwart nicht gerade hilfreich. — Rationalismus, Materialismus und Szientismus verfügen über eine Autorität, die ihnen nicht zusteht. Sie weisen uns in unserem Ansinnen auf Hintergründe in der Regel einfach nur ab. 

    Allenfalls bestimmte Erklärungsmuster werden anerkannt. So entsteht der Eindruck, alles andere sei nichtssagend. Aber das täuscht, denn die Angst vor der Metaphysik ist spürbar, ebenso wie die Dürftigkeit der Erklärungen, die so gar nichts mehr vom Entdecker–Geist der großen naturwissenschaftlichen Epochen haben. 

    Tatsächlich werden unsere Fragen nicht beantwortet, allenfalls abgefunden, abgelenkt und nicht selten sogar als „unwissenschaftlich” zurückgewiesen. Derweil inszeniert sich der Szientismus als allgemein verbindliche Weltanschauung. — Als wäre eine bestimmte Vorstellung von Wissenschaft inzwischen an die Stelle der Kirche getreten, wird inzwischen mit ähnlichen Sanktionen operiert, etwa wenn Exkommunikation gegen Andersdenkende und Kritiker verhängt wird. 

    Auch manche Philosophen versuchen, solchen Erwartungen zu entsprechen und verspielen, was Philosophie eigentlich ausmacht, was sie immer sein und bleiben wird: Philosophie läßt sich nicht einschränken, weder auf politische, gesellschaftliche, noch auf wissenschaftliche Ideologie. — Sokrates hat das demonstriert, als er den Schierlingsbecher nahm.

    François Xavier Fabre: Der Tod des Sokrates (1802).

    Alles war zur Flucht vorbereitet. Der Wächter war bestochen, die Pferde standen bereit, aber Sokrates floh nicht. — Wäre er geflohen, um sein Leben zu bewahren, er hätte allem widersprochen, was ihm zeitlebens lieb und teuer war.

    Sokrates wäre zur Witzfigur verkommen, die nur redet, im Zweifel aber einzig um den persönlichen Vorteil besorgt wäre. — Aber Sokrates entschied im Sinne seiner Lebenskunst. Er hat alles gegeneinander abgewogen und ist dann zum Entschluß gekommen, lieber zu sterben, als sich selbst zu demütigen. 

    Lebenskunst ist die Praxis der Philosophie, entscheidend sind konkrete Fragen der richtigen Lebensführung. Dabei geht es um Anerkennung, Glück, Selbstsorge, Werte und Askese. — Gerade Werte spielen eine bedeutende Rolle, denn es kommt immer darauf an, was, wogegen abgewogen werden soll. Und bei alledem geht es um eine Urteilsfähigkeit, die in der Lage sein soll, gerade auch in heiklen Fragen noch begründet und nachvollziehbar persönlich zu entscheiden. 

    Philosophie ist wandlungsfähig. Sie kann als Wissenschaft, Geschichte, als Literatur oder auch Kunst auftreten. Derweil verfügt sie über direkte Zugänge ins Zentrum jeder erdenklicher wissenschaftlichen Disziplin. Sie hat diesen Zugang, weil sie gewissermaßen bei der Geburt aller Wissenschaften nicht unbeteiligt war. — Aber auch weit darüber hinaus, etwa in Bereichen von Kunst,  Ästhetik, Meditation oder auch Trance kann sie heimisch werden.   

    Philosophie als Lebenskunst verfolgt eigene Ziele und geht eigene Wege. Es wird immer wichtiger, Alternativen in der Expertokratie zu bieten. Sich wirklich gut beraten zu lassen, ist selbst eine Frage der Lebenskunst. — Weniger unser Körper oder gar unsere Materie sind entscheidend, wesentlicher sind unsere Psyche mit Leib und Seele. 

    Wenn eine glückliche Existenz unser Ziel ist, dann sollten wir uns auch des Ästhetischen bedienen. Schönheit ist keine Nebensächlichkeit, sondern die heimliche Seele dessen, was uns begeistern und beseelen kann. Dann entwickeln sich so anspruchsvolle, ganz besondere Qualitäten wie Aufmerksamkeit, Achtsamkeit und Authentizität zwanglos und fast schon wie von selbst.

  • Philosophie

    Die Heldenreise

    Geschichte aller Geschichten

    Alle einschlägigen Mythen folgen dem Muster der Heldenreise: Ein Held oder auch eine Heldin, die anfangs rein gar nichts ahnen, werden bald schon aufbrechen, um endlich zu sich zu kommen und ›ganz‹ zu werden. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

    Die Heldenreise ist das Narrativ aller Narrative, ›die‹ Geschichte aller Geschichten. Eine bedrohliche Angelegenheit drängt sich immer mehr in den Vordergrund. — Es gilt, die Ursachen aufzusuchen, weil es so wie bisher einfach nicht weitergehen kann.

    Gustave Moreau: Herkules und die Lernäische Hydra (1876).

    Eine schon lange anstehende Auseinandersetzung muß endlich ausgetragen werden, um mit sich und der schon vor langer Zeit verlorenen Zukunft wieder ins Reine zu kommen. Erst dann läßt sich auch der fehlende Teil der eigenen Persönlichkeit entwickeln und integrieren, um neben dem Animus die nicht minder wesentliche Anima zu ›befreien‹.

    Einer 2019 im Literaturhaus Karlsruhe veranstalteten Reihe von Philosophischer Salons zum Thema Heldenreise, verdanke ich wertvolle Einsichten. Eine Veranstaltung mit dem Schriftsteller, Filmwissenschaftler und Drehbuchautor Joachim Hammann, dem Autor einer bemerkenswerten Studie über ›Die Heldenreise‹, gab tiefe Einblicke in die Abgründe der Narrative schicksalhafter Geschlechterrollen. (Joachim Hammann: Die Heldenreise im Film. Drehbücher, aus denen die Filme gemacht werden, die wirklich berühren; Frankfurt am Main 2007.)

    Die Klischees vermitteln einen männlichen Helden, der aufbricht in der Absicht, eine ›gefangene‹ Prinzessin zu befreien. Dagegen ist es eine interessante Spekulation, einmal bewußt zwischen Helden und Heldinnen zu unterscheiden.

    Die Antwort von Joachim Hammann war ebenso frappierend wie erhellend: Bei Männern ginge es darum, sich in der Welt zu beweisen, also ihre Position erst zu finden. — Bei Frauen hingegen ginge es zumeist darum, daß sie ›gebunden‹ seien und sich aus dieser fatalen Bindung erst befreien müßten.

    Tatsächlich wird männlichen Helden häufig ein ihnen eigentlich zustehendes Privileg verwehrt. Zumeist hat sich ein Anverwandter etwa des Throns zu Unrecht bemächtigt. Legitime Ansprüche werden verweigert, stattdessen sollen die Abgewiesenen haarsträubende Mutproben absolvieren. Das geschieht in der Erwartung, daß sie nicht wieder zurückkommen, sondern den Tod finden.

    Bei Heldinnen verhält es sich anders: Sie haben den sozialen Schutzraum verloren. Häufig ist die Mutter gestorben und nun herrscht ein anderes Regiment. — Die angehende Heldin ist in eine prekäre Lage ohne Ausweg geraten. Das ist beim Aschenputtel der Fall: Die Mutter ist gestorben, der Vater hat eine andere Frau. Aber auf dem Grab der Mutter steht ein Strauch mit Zaubernüssen…

    Die erstaunliche Rettung der Romantik

    Es ist nun interessant, darüber zu spekulieren, ob sich nicht in jeder Heldenreise stets zwei Helden auf den Weg begeben. — Ein männlicher Held und eine weibliche Heldin zugleich, die zwar getrennter Wege gehen, aber im entscheidenden Moment gemeinsam auftreten.

    Hinter jeder mustergültigen Heldenreise steht das dramatische Geschehen einer Initiation: Der Knabe oder auch das Mädchen, wird sich selbst überwinden und ›sterben‹ müssen. — Nach Bewältigung ihrer schicksalhaften Lebenskrise werden  die Protagonisten in neuer Gestalt ›wiedergeboren‹, nicht ›nur‹ als Mann oder Frau, sondern als ›ganzer‹, vielleicht auch als ›neuer‹ Mensch.

    Die typischen Kandidaten dieser Plots sind anfangs nicht im geringsten motiviert, sich irgendwie hervorzuheben. Oft eher notgedrungen machen sie sich schließlich doch auf den Weg, zunächst zu ihrem Mentor und dann auf den Weg ins Abenteuer. Es gilt, sich zu entfalten, denn da stecken einige bislang unbekannte, noch schlummernde Fähigkeiten in ihnen.

    Der eigentliche ›Sinn‹ und das Ziel jeder Heldenreise liegt darin, fast schicksalhafte Hemmnisse durch Entwicklung zu überwinden. — Das ist nur möglich durch die Konfrontation mit einem tief sitzenden, vielleicht noch gar nicht bewußt gewordenen Trauma.

    Längst gehen manche Zeichen der kommenden Zeit voraus. Aber sie werden nicht wahrgenommen. Man ist durch tagtägliche Verdrängungsarbeit auf der Hut und will auf gar keinen Fall daran erinnert zu werden, daß etwas im Argen liegt. — Aber dieser Bann wird jetzt gelöst, der Held oder die Heldin werden sich dem Problem nunmehr bewußt aussetzen. Man wird als das Ungeheuer aufsuchen, um persönlich mit ihm zu sprechen.

    Thomas Cooper Gotch: Unschuld (1904).

    Bis es jedoch zu dieser alles entscheidenden Begegnung kommt, sind lange Wege zu gehen, tiefe Ängste zu überwinden und neue Fähigkeiten zu erwerben, was erst allmählich zur Loslösung vom Althergebrachten führen wird.

    Auf dem Weg zur Selbstbegegnung in den Schattenwelten der unbewußten Erfahrungen, werden die zuvor traumatisierenden und daher unterdrückten Erfahrungen allmählich offenbar. Es sind immer auch Bewährungsproben, an denen nicht wenige scheitern. Aber mit dem aufkommenden heldenhaften Mut und zusätzlich erworbenen Kompetenzen entstehen neue, ganz ungeahnte Potentiale. — Mit zunehmender Selbsterfahrung und durch die Bewältigung mancher Krisen, kommt immer mehr Selbstvertrauen auf.

    Der Weg führt nicht nur an Grenzen, sondern darüber hinaus: Entscheidend ist echte Verzweiflung und wahre Liebe, erst das motiviert die Bereitschaft zur ultimativen Selbstaufgabe. — Im oft dramatisch inszenierten Showdown kommt es sogar zur unverhofften Errettung längst verloren geglaubter Ideale: Die wiederholte Selbstüberwindung aus Gründen der Liebe, ist bei alledem das heimliche Motiv aller Motive.

    Sogar die eigentlich längst dekonstruierten Ideale romantischer Liebe feiern dann fröhliche Urständ. Tatsächlich wird Helden ebenso wie Heldinnen abverlangt, in der Wahl zwischen Liebe und Risiko die Liebe zu wählen, was eigentlich Selbstaufgabe, also die Bereitschaft zur Selbstaufopferung bedeutet.

    Erst diese Arrangements gehen bis zum Äußersten, erst diese führen zum Meistern der gewaltigsten Wagnisse, bis hin zu ›Tod‹ und ›Wiedergeburt‹. — Tatsächlich schrecken die Helden und Heldinnen dieser Meistererzählungen auch vor ultimativer Selbstüberwindung keineswegs zurück. Sie gehen wirklich bis ans Äußerste und darüber hinaus. Genau das entspricht der romantischen Utopie und errettet schlußendlich ihre Ideale doch.

    Wo Romane, Erzählungen, Bücher, Filme oder Theorien viele Leser und Zuschauer fesseln, tief berühren und ihnen vielleicht sogar aus der Seele sprechen, dort steht das Narrativ einer Heldenreise stets im Hintergrund.

    In den Mythen  geht es immer wieder um Orientierungswissen, also werden universelle Erfahrungsmuster immer wieder neu in Szene gesetzt. Darauf hat der US–Amerikanische Kulturanthropologe Joseph Campbell in den Meistererzählungen
    der ganzen Welt den Metaplot der Heldenfahrt systematisch nachweisen können.

    Er ließ sich in seinen Studien leiten von der Tiefenpsychologie von Carl Gustav Jung, durch fernöstliche Schriften, die der Indologe Heinrich Zimmer übersetzt und kommentiert hat, durch die Experimentalphilosophie von Friedrich Nietzsche und durch das Konzept von Wille und Verzweiflung bei Arthur Schopenhauer.

    Seine Metatheorie der Mythen hatte Joseph Campbell in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts bereits publik gemacht, fand zunächst aber kaum Anklang. — Erst nach einer Reihe von Fernsehinterviews auf der Skywalker Ranch von George Lucas, dem Drehbuchautor, Produzenten und Regisseur von Star Wars, wurden dieses Theoriekonzept auch einem breiten Publikum bekannt.

    Inzwischen waren längst Filmschaffende auf dieses Metakonzept aufmerksam geworden. Allmählich wurde entsprechende Drehbücher zum Erfolgsrezept. — Seither lassen sich Autoren, Drehbuchschreiber, Filmemacher, aber auch Psychotherapeuten von der hintergründigen Dramaturgie einer jeden Heldenreise mit ihren einzelnen, mustergültigen Wegstationen inspirieren.

    Das Theoriekonzept der Heldenreise ist ein Geniestreich, weil wir damit in die Lage versetzt werden, uns selbst beim Zuhören, Miterleben und Nachempfinden über die Schultern zu schauen: Was macht einen ›guten‹ Plot aus? Worum geht es wirklich in einer aktuellen Krise? Bei welcher der rund 64 Wegstationen befindet sich die betroffene Person gerade?

    Wenn wir uns nun einer solchen Erzählung spiegeln, wenn Leser und Zuschauer sich identifizieren können, weil sie sich selbst wiedererkennen, dann stehen uns nicht mehr nur die Narrative zur Verfügung, sondern gleich die ganze Dramaturgie aller dieser Geschichten.

    Nicht von ungefähr sehen wir anfangs allenfalls durchschnittliche Menschen in einer unspektakulären Alltagswelt, die vielleicht schon erste Risse bekommt. Aber diese Noch–Nicht–Helden denken noch nicht im Traum daran, bald schon auf eine abenteuerliche Reise zu gehen…

    Alle Mythen und Märchen folgen mit immer neuen Varianten dieser mustergültigen Dramaturgie: Das Gilgamesch–Epos, die Odyssee von Homer, oder Amor und Psyche von Apuleius, Wilhelm Meister von Goethes aber die Phänomenologie des Geistes von Hegel, alle diese Werke entsprechen dem Prinzip einer Heldenreise. — Derweil ist Kafkas Prozeß ein warnendes Beispiel, was passiert, wenn sich der vermeintliche Held nicht auf den Weg macht, sondern nur wartet, bis es zu spät ist: Das Leben wird dann in erschreckender Selbstverfangenheit einfach nur verwirkt.

  • Philosophie

    Vom Erkennen zum Handeln

    Theorie und Praxis

    Der Übergang vom Erkennen zum Handeln geht immer mit einem Verlust an kritischer Offenheit einher. Beim Handeln ist es nämlich nicht förderlich, jetzt noch fundamentale Zweifel geltend zu machen. — Wer zu handeln beginnt, wechselt von der Theorie zur Praxis und ist dann nicht mehr unbeteiligt.

    Es geht jetzt weniger ums Verstehen, sondern um ein Handeln mit Absichten und Zielen. Daher ist Kritik wie zuvor nicht mehr angebracht, denn es würde in Widersprüche führen. — Zaudern ist daher ein Zeichen, daß wir uns unserer Sache vielleicht noch nicht sicher sind. 

    William-Adolphe Bouguereau:
    Inspiration (1898).

    Entscheidend ist ein Wechsel der Perspektiven. Der vormalige Zuschauer muß seine Position aufgeben, um ins Geschehen einzugreifen. Aber dann ist es kaum mehr möglich, das Geschehen noch kritisch zu betrachten. — Aber es geht auch nicht mehr um Erkennen und Verstehen. Beim Handeln setzen wir andere Schwerpunkte, denn wir sind dann auf Gelingen aus. 

    Wir sind dann in einem Prozeß, den wir selbst angestoßen haben. Dann kommt es weniger darauf an, was wir gedacht, erahnt oder befürchtet haben, sondern was ist und werden soll. — Im Unterschied zum Erkennen, setzt das Handeln ganz eigene Präferenzen. Darauf sollte sich gerade auch die Selbstkritik einstellen, denn jetzt kann Kritik stärken oder auch schwächen.

    Die Initiative, der erste Schritt ist stets ein besonderes Ereignis. Infolgedessen kommt es zur Palastrevolution im eigenen Selbst. Die Aufmerksamkeit muß eine andere werden, weil jetzt die eigene Praxis auf dem Spiel steht. — Fortan spielt sich unsere Wirklichkeit nicht mehr allein in der Vorstellung ab. Das Handeln ist jedoch eine Welt für sich, daher zählen praktische Perspektiven.

    Dann erleben wir uns von ungewohnter Seite. Sich selbst dabei beizustehen, ist wesentlich. — Das Selbst hat die Aufgabe, die unterschiedlichen Perspektiven unseres Bewußtseins immer wieder neu zu organisieren. Sobald wir zum Handeln übergehen, müssen wir uns vergewissern können, worauf es eigentlich ankommen soll.

    Aufmerksamkeit muß angemessen sein. Derweil ist die Praxis erfüllt von einem besonderen Augenmerk für entscheidende Momente. Dazu gehören Erfahrung, Urteilsfähigkeit und vor allem Inspiration.

     

  • Anthropologie,  Diskurs,  Emanzipation,  Identität und Individualismus,  Kunst,  Künstler,  Leib,  Motive der Mythen,  Philosophie,  Psyche,  Psychosophie,  Schönheit,  Seele,  Theorien der Kultur,  Traum

    Was ist Bewußtsein?

    Beobachtung, Bewertung und Beurteilung 

    Unsere Sprache macht uns vieles möglich: Wir können einander durch Erzählen mitteilen, was wir erlebt und erfahren haben. — Allein durch Zuhören läßt sich bereits manches lernen.

    Gastón Charó: Obras sobre papel (2020). Via: Wikimedia.

    Wir können vieles zum Objekt unserer Beobachtungen machen. Es zählen dabei nicht nur die gemachten Erfahrungen, sondern auch die Art und Weise, wie etwas in Erfahrung gebracht wurde. 

    Darüber hinaus lassen sich nicht nur Wahrnehmungen, sondern auch Selbstwahrnehmungen zur Sprache bringen. Wir arbeiten dabei mit Übertragungen, um uns beim Verstehen an die Stelle anderer versetzen zu können. — Der Dialog ist die Königsdisziplin solcher Begegnungen, die tiefgreifend sein können.

    Sobald neue Erfahrungen ins Spiel gebracht werden, tun sich auch neue Differenzen auf. — Phänomene werden „von innen“ ganz anders erlebt, als wenn wir sie nur „von außen“ betrachten. Dann wird uns bewußt, daß wir den Standpunkt wechseln müssen, um zu verstehen. 

    Es ist ein großer Unterschied, anderen nur zuzuschauen oder aber selbst aktiv zu werden. Wer nur beobachtet, hat zwar eher einen unvoreingenommenen Blick, aber keine wirkliche Vorstellung davon, wie es ist, selbst zu handeln. — Zu handeln bedeutet, einen Entschluß zu fassen, der dann aber auch kritisiert werden kann. 

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    Im Dialog

    Schwebendes Denken

    Sprache erlaubt uns, einzelne Sichtweisen und Urteile der Reihe nach durchzuspielen. Jede einzelne Hinsicht soll ihren großen Auftritt haben. — Verstehen ist eine besondere Weise des Miteinanderseins. 

    Paul Klee: Abenteurerschiff (1929).

    Im Dialog zelebrieren wir unsere Einfühlungsvermögen, jeder einzelnen Perspektive ihre Eigenart zuzugestehen. — Aber Verstehen ist mit Aufwand verbunden, daher fragen wir uns oft, ob es aussichtsreich sein kann, uns auf neue Perspektiven näher einzulassen. 

    Entscheidend sind umfassende Einblicke in die Hintergründe. Wir erwarten schließlich von uns einen hohen Grad an Aufmerksamkeit, um dann souverän darauf zu reagieren. — Unser Bewußtsein erlaubt uns, von uns selbst zu wissen, daß und was wir wissen.

    Daher spielt Sprache eine außerordentliche Rolle. In Dialogen und Diskursen verständigen wir uns darüber, wie sich Wahrnehmungen machen lassen, was sie bedeuten und wie mit möglichen Widersprüchen umgegangen werden kann. — Jedes Bewußtsein lebt in einer eigenen Welt und manche davon sind eigentümlich. 

    Das Durchspielen von Möglichkeiten und das Erwägen entscheidender Hintergründe ist eine anspruchsvolle Kunst, die ihre Anregungen von weit herholt. Aber dazu verfügen wir über Mythen, Symbole und Geschichten, so daß es möglich ist, jede davon als eigene Innenwelt zu erleben.

    Allerdings haben neue Perspektiven oft auch etwas Ketzerisches. Sie nehmen nicht die gebotene Rücksicht auf etablierte Standards und gehen stattdessen unvoreingenommen vor. — Sie möchten sich bewähren, was oft zu Überraschungen führt, mit denen niemand rechnen konnte. 

    Dazu müssen mitunter fundamentale Ängste überwunden werden, weil mancher Gedanke an etwas rührt, das vielleicht noch nie zur Sprache gebracht wurde. — Das wiederum können jedoch viele gar nicht ertragen. Sie möchten bei einem möglichst einfachen, oft auch beim bereits gefällten Urteil bleiben. 

    In neuem Licht betrachtet wirkt manches höchst bedrohlich. Deshalb ist es so bedeutend, sich auf den Weg zu begeben, um die neuen Erfahrungen nicht nur zu machen, sondern auch zu verstehen. — Wir können ganze Welten in Erfahrung bringen und erläutern, warum sie sich wie verhalten. Aber diese Vielfalt bringt auch Unsicherheit mit sich.

    Hinter den Kulissen steht das „Selbst”, es sorgt sich um Integrität. Wir sind in Geschichten verstrickt und setzen sie auch wie Masken auf, weil wir ins selbst anhand unserer Geschichten verstehen. — Wir identifizieren uns mit unserem Selbst und seiner Geschichte. Mithilfe dieser Instanz versuchen wir uns auf Selbstkonzepte, die im Dialog gesucht werden.

  • Identität und Individualismus,  Philosophie,  Platon,  Psyche,  Psychosophie,  Schönheit,  Seele,  Wahrheit

    Selbsterkenntnis

    John Collier (1850–1934): Collier: Priestess of Delphi (1891). — Quelle: Public Domain via Wikimedia.

    „Erkenne Dich selbst“

    Der berühmte Spruch war über dem Eingang zum Tempel des Apollon in Delphi angebracht. Dort residierte das berühmte Orakel, zu dem die Fragesteller oft auch in offiziellem Auftrag von weit herkamen. 

    Eine Tempelpriesterin, die Pythia saß auf einem Dreispitz über einer Erdspalte, aus der narkotisierende Dämpfe hervortraten, so daß sie in Trance versetzt wurde.  Dabei hat sie oft eher gemurmelt, so daß sie von Priestern interpretiert werden mußte. 

    Hinter den Kulissen wirkte eine Priesterschaft, die sich auf das Orakelwesen offenbar sehr gut verstand. Ansonsten hätten Fragesteller nicht jahrtausendelang dieses Orakel immer wieder aufgesucht.

    Komplexe Anfragen wurden schriftlich eingereicht und auch schriftlich beantwortet. — Normalsterblichen antwortete die Pythia nur mit „Ja“ oder „Nein“. 

    Es kommt also darauf an, die richtigen Fragen zu stellen. Dazu wäre es aber erforderlich, sich zunächst einmal mit Selbsterkenntnis näher zu befassen.

    Zwangsläufig kommt die Frage nach dem „Selbst“ auf. Darin liegt auch die Voraussetzung, sich selbst orientieren oder auch umorientieren zu können. Das ist die Stunde für Dialoge über Philosophie in der Erwartung, sie möchte anstelle des Orakels sprechen. 

    Aber dazu ist es erforderlich, in den Tiefen der eigenen Person nach den Strukturen zu suchen, von denen alles andere getragen wird.  

  • Anthropologie,  Diskurs,  Emanzipation,  Ethik,  Identität und Individualismus,  Lehramt,  Lehre,  Leib,  Moderne,  Motive der Mythen,  Philosophie,  Platon,  Politik,  Professionalität,  Psyche,  Religion,  Schule,  Seele,  Theorien der Kultur,  Urbanisierung der Seele,  Utopie,  Wahrheit,  Wissenschaftlichkeit,  Zeitgeist,  Zivilisation

    EPG II a

    Oberseminar

    EPG II a – Online

    Ethisch–Philosophisches Grundlagenstudium II

    SS 2023 | donnerstags | 14:00-15:30 Uhr | online 

    Beginn: 20. April 2023 | Ende: 27. Juli 2023

    Zwischen den Stühlen

    Eine Rolle zu übernehmen bedeutet, sie nicht nur zu spielen, sondern zu sein. Wer den Lehrerberuf ergreift, steht gewissermaßen zwischen vielen Stühlen, einerseits werden höchste Erwartungen gehegt, andererseits gefällt sich die Gesellschaft in abfälligen Reden.

    Das mag damit zusammenhängen, daß jede(r) von uns eine mehr oder minder glückliche, gelungene, vielleicht aber eben auch traumatisierende Schulerfahrung hinter sich gebracht hat.

    Universe333: YogaBeyond Honza & Claudine Bondi; Beach, Australia 2013. — Quelle: Public Domain via Wikimedia Commons.

    Es sind viele potentielle Konfliktfelder, die aufkommen können im beruflichen Alltag von Lehrern. Daß es dabei Ermessenspielräume, Handlungsalternativen und vor allem auch Raum gibt, sich selbst und die eigenen Ideale mit ins Spiel zu bringen, soll in diesem Seminar nicht nur thematisiert, sondern erfahrbar gemacht werden.

    Das Selbstverständnis und die Professionalität sind gerade bei Lehrern ganz entscheidend dafür, ob die vielen unterschiedlichen und mitunter paradoxen Anforderungen erfolgreich gemeistert werden: Es gilt, bei Schülern Interesse zu wecken, aber deren Leistungen auch zu bewerten. Dabei spielen immer wieder psychologische, soziale und pädagogische Aspekte mit hinein, etwa wenn man nur an Sexualität und Pubertät denkt. — Mitunter ist es besser, wenn möglich, lieber Projekt–Unterricht anzuregen, wenn kaum mehr was geht.

    Es gibt klassische Konfliktlinien, etwa Eltern–Lehrer–Gespräche, in denen nicht selten die eigenen, oft nicht eben guten Schul–Erfahrungen der Eltern mit hineinspielen. Aber auch interkulturelle Konflikte können aufkommen. Das alles macht nebenher auch Kompetenzen in der Mediation erforderlich. — Einerseits wird individuelle Förderung, Engagement, ja sogar Empathie erwartet, andererseits muß und soll gerecht bewertet werden. Das alles spielt sich ab vor dem Hintergrund, daß dabei Lebenschancen zugeteilt werden.

    Gerade in letzter Zeit sind gestiegene Anforderungen bei Inklusion und Integration hinzugekommen. Auch Straf– und Disziplinarmaßnahmen zählen zu den nicht eben einfachen Aufgaben, die allerdings wahrgenommen werden müssen. — Ein weiterer, immer wieder akuter und fordernder Bereich ist das Mobbing, das sich gut ›durchspielen‹ läßt anhand von Inszenierungen.

    Es gibt nicht das einzig richtige professionelle Verhalten, sondern viele verschiedene Beweggründe, die sich erörtern lassen, was denn nun in einem konkreten Fall möglich, angemessen oder aber kontraproduktiv sein könnte. Pädagogik kann viel aber nicht alles. Bei manchen Problemen sind andere Disziplinen sehr viel erfahrener und auch zuständig. — Unangebrachtes Engagement kann selbst zum Problem werden.

    Wichtig ist ein professionelles Selbstverständnis, wichtig ist es, die eigenen Grenzen zu kennen, und mitunter auch einfach mehr Langmut an den Tag zu legen. Zudem werden die Klassen immer heterogener, so daß der klassische Unterricht immer seltener wird. — Inklusion, Integration oder eben Multikulturalität gehören inzwischen zum Alltag, machen aber Schule, Unterricht und Lehrersein nicht eben einfacher.

    Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit setzen zwar hohe Erwartungen in Schule und Lehrer, gefallen sich aber zugleich darin, den ganzen Berufstand immer wieder in ein unvorteilhaftes Licht zu rücken. — Unvergessen bleibt die Bemerkung des ehemaligen Kanzlers Gehard Schröder, der ganz generell die Lehrer als faule Säcke bezeichnet hat.

    „Ihr wißt doch ganz genau, was das für faule Säcke sind.“

    Dieses Bashing hat allerdings Hintergründe, die eben darin liegen dürften, daß viel zu viele Schüler*innen ganz offenbar keine guten Schulerfahrungen gemacht haben, wenn sie später als Eltern ihrer Kinder wieder die Schule aufsuchen.

    Ausbildung oder Bildung?

    Seit 2001 ist das Ethisch–Philosophische Grundlagenstudium (EPG) obligatorischer Bestandteil des Lehramtsstudiums in Baden–Württemberg. Es besteht aus zwei Modulen, EPG I und EPG II. — Ziel des EPG ist es, zukünftige LehrerInnen für wissenschafts– und berufsethische Fragen zu sensibilisieren und sie dazu zu befähigen, solche Fragen selbständig behandeln zu können. Thematisiert werden diese Fragen im Modul EPG II.

    Um in allen diesen Konfliktfeldern nicht nur zu bestehen, sondern tatsächlich angemessen, problembewußt und mehr oder minder geschickt zu agieren, braucht es zunächst einmal die Gewißheit, daß immer auch Ermessens– und Gestaltungsspielräume zur Verfügung stehen. Im Hintergrund stehen Ideale wie Bildung, Entfaltung der Persönlichkeit, die Erfahrung erfüllender Arbeit und Erziehungsziele, die einer humanistischen Pädagogik entsprechen, bei der es eigentlich darauf ankäme, die Schüler besser gegen eine Gesellschaft in Schutz zu nehmen, die immer fordernder auftritt. In diesem Sinne steht auch nicht einfach nur Ausbildung, sondern eben Bildung auf dem Programm.

    Auf ein– und dasselbe Problem läßt sich unterschiedlich reagieren, je nach persönlicher Einschätzung lassen sich verschiedene Lösungsansätze vertreten. Es ist daher hilfreich, möglichst viele verschiedene Stellungnahmen, Maßnahmen und Verhaltensweisen systematisch durchzuspielen und zu erörtern. Dann läßt sich besser einschätzen, welche davon den pädagogischen Idealen noch am ehesten gerecht werden.

    So entsteht allmählich das Bewußtsein, nicht einfach nur agieren und reagieren zu müssen, sondern bewußt gestalten zu können. Nichts ist hilfreicher als die nötige Zuversicht, in diesen doch sehr anspruchsvollen Beruf nicht nur mit Selbstvertrauen einzutreten, sondern auch zuversichtlich bleiben zu können. Dabei ist es ganz besonders wichtig, die Grenzen der eigenen Rolle nicht nur zu sehen, sondern auch zu wahren.

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    EPG II b

    EPG II b (Online und Block)

    Ethisch–Philosophisches Grundlagenstudium II

    SS 2023 | Beginn: 30. Juni 2023 | Ende: 13. August 2023 | Online und Block
    Ab 30. Juni 2023: 5 Seminare online | freitags: 14:00–15:30 Uhr, sowie
    3 Workshops im Block: Fr, 11.08.2023 | Sa, 12.08.2023 | So, 13.08.2023
    jeweils 14–19 Uhr | Raum: 30.91-012.
     
    Universe333: YogaBeyond Honza & Claudine Bondi; Beach, Australia 2013. — Quelle: Public Domain via Wikimedia Commons.

    Zwischen den Stühlen

    Eine Rolle zu übernehmen bedeutet, sie nicht nur zu spielen, sondern zu sein. Wer den Lehrerberuf ergreift, steht gewissermaßen zwischen vielen Stühlen, einerseits werden höchste Erwartungen gehegt, andererseits gefällt sich die Gesellschaft in abfälligen Reden. — Das mag damit zusammenhängen, daß jede(r) von uns eine mehr oder minder glückliche, gelungene, vielleicht aber eben auch traumatisierende Schulerfahrung hinter sich gebracht hat.

    Es sind viele potentielle Konfliktfelder, die aufkommen können im beruflichen Alltag von Lehrern. Daß es dabei Ermessenspielräume, Handlungsalternativen und vor allem auch Raum gibt, sich selbst und die eigenen Ideale mit ins Spiel zu bringen, soll in diesem Seminar nicht nur thematisiert, sondern erfahrbar gemacht werden.

    Das Selbstverständnis und die Professionalität sind gerade bei Lehrern ganz entscheidend dafür, ob die vielen unterschiedlichen und mitunter paradoxen Anforderungen erfolgreich gemeistert werden: Es gilt, bei Schülern Interesse zu wecken, aber deren Leistungen auch zu bewerten. Dabei spielen immer wieder psychologische, soziale und pädagogische Aspekte mit hinein, etwa wenn man nur an Sexualität und Pubertät denkt. — Mitunter ist es besser, wenn möglich, lieber Projekt–Unterricht anzuregen, wenn kaum mehr was geht.

    Es gibt klassische Konfliktlinien, etwa Eltern–Lehrer–Gespräche, in denen nicht selten die eigenen, oft nicht eben guten Schul–Erfahrungen der Eltern mit hineinspielen. Aber auch interkulturelle Konflikte können aufkommen. Das alles macht nebenher auch Kompetenzen in der Mediation erforderlich. — Einerseits wird individuelle Förderung, Engagement, ja sogar Empathie erwartet, andererseits muß und soll gerecht bewertet werden. Das alles spielt sich ab vor dem Hintergrund, daß dabei Lebenschancen zugeteilt werden.

    Gerade in letzter Zeit sind gestiegene Anforderungen bei Inklusion und Integration hinzugekommen. Auch Straf– und Disziplinarmaßnahmen zählen zu den nicht eben einfachen Aufgaben, die allerdings wahrgenommen werden müssen. — Ein weiterer, immer wieder akuter und fordernder Bereich ist das Mobbing, das sich gut ›durchspielen‹ läßt anhand von Inszenierungen.

    Es gibt nicht das einzig richtige professionelle Verhalten, sondern viele verschiedene Beweggründe, die sich erörtern lassen, was denn nun in einem konkreten Fall möglich, angemessen oder aber kontraproduktiv sein könnte. Pädagogik kann viel aber nicht alles. Bei manchen Problemen sind andere Disziplinen sehr viel erfahrener und auch zuständig. — Unangebrachtes Engagement kann selbst zum Problem werden.

    Wichtig ist ein professionelles Selbstverständnis, wichtig ist es, die eigenen Grenzen zu kennen, und mitunter auch einfach mehr Langmut an den Tag zu legen. Zudem werden die Klassen immer heterogener, so daß der klassische Unterricht immer seltener wird. — Inklusion, Integration oder eben Multikulturalität gehören inzwischen zum Alltag, machen aber Schule, Unterricht und Lehrersein nicht eben einfacher.

    Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit setzen zwar hohe Erwartungen in Schule und Lehrer, gefallen sich aber zugleich darin, den ganzen Berufstand immer wieder in ein unvorteilhaftes Licht zu rücken. — Unvergessen bleibt die Bemerkung des ehemaligen Kanzlers Gehard Schröder, der ganz generell die Lehrer als faule Säcke bezeichnet hat.

    „Ihr wißt doch ganz genau, was das für faule Säcke sind.“

    Dieses Bashing hat allerdings Hintergründe, die eben darin liegen dürften, daß viel zu viele Schüler*innen ganz offenbar keine guten Schulerfahrungen gemacht haben, wenn sie später als Eltern ihrer Kinder wieder die Schule aufsuchen.

    Ausbildung oder Bildung?

    Seit 2001 ist das Ethisch–Philosophische Grundlagenstudium (EPG) obligatorischer Bestandteil des Lehramtsstudiums in Baden–Württemberg. Es besteht aus zwei Modulen, EPG I und EPG II. — Ziel des EPG ist es, zukünftige LehrerInnen für wissenschafts– und berufsethische Fragen zu sensibilisieren und sie dazu zu befähigen, solche Fragen selbständig behandeln zu können. Thematisiert werden diese Fragen im Modul EPG II.

    Um in allen diesen Konfliktfeldern nicht nur zu bestehen, sondern tatsächlich angemessen, problembewußt und mehr oder minder geschickt zu agieren, braucht es zunächst einmal die Gewißheit, daß immer auch Ermessens– und Gestaltungsspielräume zur Verfügung stehen. Im Hintergrund stehen Ideale wie Bildung, Entfaltung der Persönlichkeit, die Erfahrung erfüllender Arbeit und Erziehungsziele, die einer humanistischen Pädagogik entsprechen, bei der es eigentlich darauf ankäme, die Schüler besser gegen eine Gesellschaft in Schutz zu nehmen, die immer fordernder auftritt. In diesem Sinne steht auch nicht einfach nur Ausbildung, sondern eben Bildung auf dem Programm.

    Auf ein– und dasselbe Problem läßt sich unterschiedlich reagieren, je nach persönlicher Einschätzung lassen sich verschiedene Lösungsansätze vertreten. Es ist daher hilfreich, möglichst viele verschiedene Stellungnahmen, Maßnahmen und Verhaltensweisen systematisch durchzuspielen und zu erörtern. Dann läßt sich besser einschätzen, welche davon den pädagogischen Idealen noch am ehesten gerecht werden.

    So entsteht allmählich das Bewußtsein, nicht einfach nur agieren und reagieren zu müssen, sondern bewußt gestalten zu können. Nichts ist hilfreicher als die nötige Zuversicht, in diesen doch sehr anspruchsvollen Beruf nicht nur mit Selbstvertrauen einzutreten, sondern auch zuversichtlich bleiben zu können. Dabei ist es ganz besonders wichtig, die Grenzen der eigenen Rolle nicht nur zu sehen, sondern auch zu wahren.

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    Sprache, Macht und Hintersinn

    Am Anfang war das Wort

    Es spricht einiges für die mythisch motivierte Spekulation, daß am Anfang und noch vor Erschaffung der Welt, bereits das Wort vorhanden gewesen sein muß.

    Tatsächlich läßt sich die Hypothese nur schwer abweisen, daß Affen, die sich aus welchen Gründen auch immer, in der Kopf setzen, auszuwandern aus dem Affenparadies, bereits über Kompensationsmöglichkeiten verfügen mußten. — Während Instinkte auf Lebensräume adaptieren, ist eines der Merkmale für die Sonderstellung des Menschen eine spezifische Umweltoffenheit.

    Philosophie beginnt mit Staunen, daher ist es angebracht, auch angebliche Selbstverständlichkeiten generell in Frage zu stellen: Seit wann verfügen wir über Sprache? Warum ›haben‹ wir eigentlich Sprache oder ›hat‹ die Sprache nicht vielmehr uns? — Was geschieht, wenn wir das Wort ergreifen oder auch, wenn uns Worte ergreifen? Wie ist es überhaupt möglich, daß wir sogar über imaginären Welten reden können, die nicht wirklich sind? 

    Es ist erstaunlich, daß wir mit Worten auch Dinge ›repräsentieren‹ können, die gar nicht vorhanden sind. Selbst wenn Vorstellungen an sich irreal sind, erscheinen sie gleichwohl im Nu vor dem inneren Auge. Daher wird Staunen in der Philosophie zur Methode. Es gilt, sich erst einmal vorstellen zu können, was wir verstehen möchten. Der Umgang mit dem Fiktiven ist daher von ganz erheblicher Bedeutung.  

    Allein diese Formulierung ›nicht wirklich‹ hat es in sich. Man könnte fragen: Also was jetzt, wirklich oder nicht wirklich? Aber genau das, etwas in der Schwebe lassen zu können, macht Inspiration erst möglich. 

    Münchhausens Abenteuer. Postkartenserie nach den Lügengeschichten des Baron Münchhausen. — Quelle: Public Domain via Wikimedia.

    Banal ist das alles nicht. Sprache als solche verstehen zu wollen bedeutet, den Menschen als solchen verstehen zu müssen. Denn wir sind nur, weil wir Sprache haben und die Sprache hat uns. Zugleich sind da nämlich auch Grenzen, wie Ludwig Wittgenstein konstatiert:

    Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt. (Ludwig Wittgenstein: Tractatus. Satz 5.6.)

    Es ist nicht einfach, ausgerechnet in wichtigen Momenten, die wieder und wieder vorkommen, die richtigen Worte zu finden. — Also wird bei Wittgenstein süffisant anempfohlen:

    Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen.(Ludwig Wittgenstein: Tractatus. Ebd. Satz 7.

    Wenn Adam und Eva im Paradies den Auftrag erhielten, für alles Namen zu finden, dann kann das nur der Anfang gewesen sein. — Menschliche Sprache ist weit mehr als einfache Nomenklatur , sie erzeugt ganze Vorstellungsweisen für Wirklichkeiten, Wahrnehmungen, Empfindungen und Sehnsüchte. Sie kann mit Tabus auch eingeschränkte Wirklichkeiten erzeugen, die nicht zur Sprache gebracht werden dürfen.

    Es gilt, mit den Mitteln der Sprache über die Grenzen unseres Artikulations– und Differenzierungsvermögens hinauszugehen. — Aber das ergriffene Wort muß getragen sein von einer Weltauffassung, von Weltanschauungen, Kultur, Lebenswelt, Philosophie, Dichtung, Kunst und Wissenschaft, ansonsten werden die Worte sang– und klanglos einfach nur verklingen.

    Reden über Abwesendes

    Entscheidend ist, daß die Worte oft selbst wie Repräsentanten fungieren. Wo etwas tabuisiert ist, werden Worte stumm. Damit verschwinden aber auch die von diesen Worten repräsentierten Phänomene. Sie geraten außer Reichweite unserer Wahrnehmungen und verschwinden jenseits unseres Vorstellungsvermögens. — Man wird ohne Sanktionen nicht einmal mehr nach ihnen fragen.

    John Collier (1850–1934): Collier: Priestess of Delphi (1891). — Quelle: Public Domain via Wikimedia.

    Sie sind dann nicht mehr wahrnehmbar und auch nicht mehr mitteilbar. Es sind bemerkenswerte dialogische und diskursive Anforderungen, die wir tagtäglich erfüllen, um im inneren Theater unseres konsensual koordinierten Vorstellungsvermögens die Kulissen solange zu verschieben, bis wir einsichtsfähig werden. — Wie anspruchsvoll diese Kunst eigentlich ist und worauf es dabei ankommt, läßt sich an einem interessanten Beispiel demonstrieren:

    Francine Patterson, Forschungs–Direktorin der Kalifornischen Gorilla Foundation, hatte in rund 25 Jahren ein Gorillaweibchen namens Koko mit einer Zeichensprache im Umfang von etwa tausend Zeichen vertraut gemacht, nebst einiger englischer Lautwörter, um sich auf diese Weise mit ihr verständigen zu können.

    Ein Internetprovider inszenierte daraufhin als Werbegag die Möglichkeit, mit Koko via Internet zu kommunizieren. Die Fragen sollten in die Zeichensprache übersetzt, Kokos Antworten von Mitarbeitern am Terminal ins Internet eingegeben werden.

    “Der Chat begann, Talika faßte sich als erste Mut: ›Hallo Koko, es ist eine Ehre, dich zu treffen.‹ Kokos Antwort war erstaunlich: ›Gut hier.‹ Und als der Moderator die ersten Fragen einsammelte, huschte ein entschiedenes ›Koko liebt Essen!‹ über die Bildschirme. (…) Ob sie Vögel mag, wollte einer wissen. Koko ging zum Fenster, schaute hinaus, und meinte plötzlich: ›Fake‹. Das kommt immer dann, wenn von Dingen die Rede ist, die nicht hier und jetzt präsent sind, erklärte Dr. Patterson.” (Dieter Grönling: ›Koko liebt Essen!‹ Fragestunde mit einem Flachlandgorilla im Internet. In: die tageszeitung, 30. April 1998. S. 20.)

    Man spricht offenbar als Gorilladame nicht über Abwesendes, schon gar hinter dem Rücken der Dinge, über Sachen und Lebewesen, die im Augenblick nicht ›da‹ sind. — Offenbar fehlt das Vorstellungsvermögen, so daß ein Fake deklariert wird, wenn Sachen nicht vorhanden sind.

    Da nun die Grammatik zuständig ist für die Ontologie, wird bereits im Vorfeld darüber befunden, ob etwas ›existent‹ ist oder aber nicht. Und über Nicht–Vorhandenes zu reden, ist doch Unsinn, oder? — Es ist, als würde die Grammatik bei Koko streiken und jeden Versuch vereiteln, etwas zur Sprache zu bringen, das nicht wirklich, sondern nur in der Vorstellung ›ist‹.

    Dabei können Imaginationen zugleich vorhanden und nicht vorhanden sein, nämlich in unserer Phantasie, die bei Bedarf auch fliegende rosarote Elefanten zur Verfügung stellt. Insofern haben wir es bei Koko mit einem begrenzten Vorstellungsvermögen zu tun; Grenzen, die wir als Menschen anstandslos überschreiten. — Aber es ist nicht einfach, sich Phantasie als solche überhaupt vorzustellen.

    Bewußtsein läßt sich als System beschreiben, das mit einer großen Vielfalt von unterschiedlichen Beobachtungsbeobachtungen operiert. Dabei geht es um Blickwinkel, Perspektiven und Differenzen, die gegeneinander und miteinander ins Verhältnis oder auch in Kontrast gesetzt werden. — Dieses Beobachten von Wahrnehmungswahrnehmungen kann ad Infinitum immer komplexer werden, vom einfachen Bewußtsein über das Selbstbewußtsein, bis hin zum Geist.

    Demnach gibt es stets ein Bewußtsein, das aus anderer Warte ein anderes in seiner Wahrnehmung beobachtet. Erst dadurch wird diese Wahrnehmung ihrerseits ›bewußt‹. — Ich weiß dann nicht einfach nur, sondern ich weiß, daß ich etwas weiß, dessen ich mir bewußt bin.

    Darin liegt einer der wesentlichen Unterschiede zu den Tieren: Es ist uns durch Erleben im eigenen Vorstellungsvermögen möglich, so zu verfahren, als wären wir ›mittendrin‹, inmitten der Ereignisse. — Dabei wissen wir zugleich, daß alles ›nur‹ imaginiert ist, daß es reine Phantasiewelten sind.

    Allerdings können wir in und mit diesen imaginären Welten unseren geistigen Horizont ganz beträchtlich erweitern. Wir können alle erdenklichen Erlebnisse, Erfahrungen und Beobachtungen machen, die von erheblicher Bedeutung sein können.

    Phantasie ist eine erstaunliche Fähigkeit, die nicht genug gewürdigt werden kann. Derweil liegt die eigentliche Kunst darin, einigermaßen ›konstruktiv‹ zu imaginieren, um dann möglichst genau darüber zu sprechen.

    Quadre ’L’art de la conversa’, de René Magritte. Exposició de Caixafòrum a Barcelona, març de 2022.—Quelle: Public Domain via Wikimedia.

    Diese Illustration bewußt mirakulös. Unschwer ist zu erkennen: Es ist ein ‘Magritte’. Aber nicht dieser ist hier das Thema oder sein Surrealismus, auch dieser steht nicht im Zentrum. Tatsächlich handelt es sich um den Ausschnitt aus dem Katalog einer Kunstausstellung über René Magritte in Barcelona. Die Gemälde–Beschriftung liefert dazu einen sicheren Anhaltspunkt. — Dieses ganze Arrangement soll illustrieren, daß wir hochkomplexen Zusammenhänge ›lesen‹, ›interpretieren‹, ›deuten‹ und ›verstehen‹ können.

    Daher rührt aber auch eine bis heute nachwirkende Urangst, weil unsere Altvorderen auf ›frevelhafte‹ Weise die Autorität der Instinkte mißachtet und durch Sprache und Imagination die Grenzen der tierischen Lebenswelten übertreten und überwunden haben.

    Das Imaginationsvermögen erlaubt uns, auch Abwesendes zur Sprache zu bringen, als Kompensation für die verlorene Instinktsicherheit. — So sind wir uns in der Vorstellung selbst immer einen Schritt voraus, aber auch nur selten ›eins mit uns selbst‹.

    So wurden neue Möglichkeiten eröffnet, sich selbst orientieren zu können, etwa durch Erfahrungsaustausch und durch Weitergabe von Wissen. Kultur wurde als etwas völlig Neues erschaffen, als Gegenwelt zur Natur. — Dabei wurden die Voraussetzungen geschaffen für ein Vorstellungsvermögen, mit dem es möglich wurde, sich in der ganzen Welt selbst orientieren zu können.

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  • Philosophie

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    WERDEN IHRE PERSONENBEZOGENEN DATEN VON UNS VERARBEITET, UM DIREKTWERBUNG ZU BETREIBEN, HABEN SIE DAS RECHT, JEDERZEIT WIDERSPRUCH GEGEN DIE VERARBEITUNG SIE BETREFFENDER PERSONENBEZOGENER DATEN ZUM ZWECKE DERARTIGER WERBUNG EINZULEGEN. SIE KÖNNEN DEN WIDERSPRUCH WIE OBEN BESCHRIEBEN AUSÜBEN.

    MACHEN SIE VON IHREM WIDERSPRUCHSRECHT GEBRAUCH, BEENDEN WIR DIE VERARBEITUNG DER BETROFFENEN DATEN ZU DIREKTWERBEZWECKEN.

    6) Dauer der Speicherung personenbezogener Daten

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