Prof. Dr. phil. Heinz-Ulrich Nennen Hochschullehrer für Philosophie am Karlsruher Institut für Philosophie Philosophische Ambulanz Münster, für alle Zweifelsfälle des Lebens, des Denkens und nicht zuletzt der Gefühle. Philosophie | Anthropologie | Psychologie | Pädagogik | Mythologie | Märchen | Ästhetik | Zeitgeistdiagnosen | Philosophische Cafés und Philosophische Praxis. Homepage: www.nennen-online.de heinz-ulrich.nennen@t-online.de

  • Anthropologie,  Götter und Gefühle,  Identität und Individualismus,  Moderne,  Motive der Mythen,  Theorien der Kultur,  Urbanisierung der Seele,  Vorlesung,  Zeitgeist,  Zivilisation

    Die Urbanisierung der Seele

    Die Urbanisierung der Seele.

    Über Zivilisation und Wildnis

    Das Ewig-Weibliche als Motiv aller Motive ist weit weniger biologischer Natur, als gemeinhin angenommen wird, denn gerade die Geschlechterrollen sind eine Folge der Zivilisation. Zuvor waren die Verhältnisse der Geschlechter stets anders arrangiert.

     

    Heinz-Ulrich Nennen: Die Urbanisierung der Seele.
    Heinz-Ulrich Nennen: Die Urbanisierung der Seele. Über Zivilisation und Wildnis; (ZeitGeister 2). tredition, Hamburg. 312 S. – Paperback 18,99 €, ISBN: 978-3-7482-1319-2. Hardcover 28,99 €, ISBN: 978-3-7482-1320-8. Erscheinungsdatum: 07.03.2019

    Wildbeuter sind nicht sesshaft, daher wäre es unsinnig, Besitztümer anzuhäufen und vererben zu wollen. Insofern ist auch nicht das Haben, sondern das Sein entscheidend, wenn und wo es um Anerkennung geht. – Unter den Bedingungen der Zivilisation geht es jedoch um Besitz und Status, vor allem in Bezug auf Frauen, was sich anhand von Allegorien über Weiblichkeit demontrieren läßt. Pandora steht symbolisch für die Verlockungen, Folgen und Nebenfolgen im Prozess der Zivilisation. Aphrodite verkörpert als Göttin der Liebe den Verdrängungs-Wettbewerb unter Frauen und die Entschiedenheit, im Zweifelsfall alles einzusetzen. Derweil steht die schöne Helena für das Schicksal, im Spiel der Mächte zum willenlosen Opfer und zur schönen Beute gemacht zu werden, um als Trumpf, Trophäe, vielleicht sogar im Triumph gewaltsam genommen zu werden. Es gibt eine Fotografie, die minutiös von Friedrich Nietzsche gegen den Einspruch der Beteiligten arrangiert worden ist. – Lou Andreas-Salomé hat Friedrich Nietzsche und Paul Rée vor ihren Karren gespannt. So könnte eine Interpretation lauten, zumal die Begehrte kurz zuvor die Heiratsanträge beider Männer abgelehnt hatte. – Es mag sein, dass Nietzsche sich von dieser enttäuschenden Liebe inspirieren ließ. Aber neben der biographischen Interpretation ist eine andere noch tiefgründiger, es geht um das Motiv aller Motive. Das berühmte Foto spottet jeder landläufigen Interpretation des gemeinen Spruchs: »Wenn Du zum Weibe gehst, vergiss die Peitsche nicht«. Gerade dieser Satz hat Nietzsche in Verruf gebracht. Betrachtet man aber das Foto genauer, so zeigt sich, wer hier die Peitsche führt: Es ist das Weib.  


    Alle Bände der Reihe ZeitGeister erscheinen bei tredition – werden aber auch hier sukzessive zum Download freigegeben. 

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  • Identität und Individualismus,  Moderne,  Urbanisierung der Seele,  Zeitgeist,  Zivilisation

    Anerkennung, Macht, Liebe

    Hauptseminar: Anerkennung, Macht, Liebe

    SS 2019 | Donnerstags | 11:30–13:00 Uhr | Raum: 30.91-009

    Beginn: 25. April 2019 | Ende: 25. Juli 2019

    John William Waterhouse: Cleopatra. Privatsammlung. Quelle: Public Domain via Wikimedia.
    John William Waterhouse: Cleopatra. Privatsammlung. Quelle: Public Domain via Wikimedia.

    Echte Anerkennung ist nicht nur sozial, sondern auch psychologisch von erheblicher Bedeutung. Anerkennung bestätigt nicht nur, sie schafft Identität. Sie wirkt hoch motivierend, ihre Verweigerung dagegen verstörend. Das Ausgeschlossensein von jeder Form der Anerkennung ist hochproblematisch. — Die Psyche eines jeden Individuums muß darauf setzen, für andere von Bedeutung zu sein. Soziale Isolation steht als Todesursache an erster Stelle.

    Wie wichtig authentische Anerkennung tatsächlich ist, wird deutlich anhand der Dialektik jener zweier Selbstbewußtseine, die bei Hegel einander begegnen, weil sie, ein jedes für sich, nicht in der Lage sind, die entscheidende Anerkennung zu finden, eine, die zählt, die gelten, die etwas wert sein soll. — Wir legen also nicht von ungefähr ganz besonders Wert darauf, nicht nur wofür, sondern auch, von wem wir die für unser Selbstbewußtsein so lebenswichtige Anerkennung erhalten. Problematisch ist Beifall von der falschen Seite, überhaupt ist es leichter, mit Kritik umzugehen, nicht aber mit Lob.

    Wenn Anerkennung wirklich ›zählen‹ soll, dann muß sie unabhängig, fast freimütig, ohne jede Berechnung und vor allem ohne Hintergedanken eingeräumt, gewährt, ja geradezu aufgenötigt werden. Sie muß ferner vorgebracht worden sein von jemandem, an dessen Urteil einem liegt. — Augenhöhe ist entscheidend. Das geht bis weit in theologische Spekulationen: Gott habe den Menschen erschaffen, um ein Gegenüber, einen ernstzunehmenden Kritiker zu haben, der unabhängig und urteilsfähig genug ist, auch fundamentale Schöpfungskritik zu betreiben. Es genügt eben nicht, wenn ein Schöpfer tagtäglich stolz auf sein Werk ist, um sich immerzu selbst zu bekunden, daß alles gut sei.

    John William Waterhouse: Cleopatra. Privatsammlung. Quelle: Public Domain via Wikimedia.

    Jeder Zweifel an der Authentizität von Anerkennung offenbart gerade in der Liebe einen unheiligen Kern. Die Tragikomödie beginnt, sobald nach dem Warum einer Liebe gefragt wird. Das Problem liegt darin, daß kein ›Grund‹ diesen Zweifel würde je wieder aus der Welt schaffen können. Dasselbe gilt übrigens auch für die Eifersucht, deren Verdacht ebensowenig ausgeräumt werden kann. — Tatsächlich handelt es sich in beiden Fällen nicht um den Ausdruck des Zweifels am Anderen, sondern vielmehr um manifeste Selbstzweifel, die mit dem anderen eigentlich gar nichts zu tun haben.

    Anerkennung setzt nicht nur ein ehrliches Urteil voraus, sondern eben auch ein gesundes Selbstbewußtsein. Wer jedoch zweifelt, tatsächlich anerkannt oder gar geliebt zu werden, wird die Last sämtlicher Zweifelsfälle selbst abarbeiten müssen. — Tatsächlich haben die ›Gründe‹ für solche Dispositionen kaum etwas mit der Gegenwart zu tun, sie reichen vielmehr weit zurück und sind nicht selten ›systemisch‹ bedingt.

    Wie die Anerkennung, so hat auch die Liebe zwei Seiten. Entscheidend ist der Unterschied zwischen Lieben und Geliebtwerden. Platon zufolge zählt eigentlich nur tätige Liebe, weit weniger dagegen das Geliebtwerden, denn nur dann ist der heilige Wahn inspirierend genug, so daß einem wieder neue Feder nachwachsen, um zusammen mit den Göttern zum Ideenhimmel aufzusteigen.

     

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  • Anthropologie,  Götter und Gefühle,  Identität und Individualismus,  Moderne,  Motive der Mythen,  Theorien der Kultur,  Urbanisierung der Seele,  Zeitgeist,  Zivilisation

    Philosophischer Salon

    Philosophischer Salon

    Literaturhaus im Prinz-Max-Palais

    SS 2019 | donnerstags | 18:00-20:00 Uhr

    Wassily Kandinsky: Thirty (1937). Musée national d’art moderne, Paris. — Quelle: Public Domain via Wikimedia.

    Kultur ist ein Mittel, nicht einfach nur verrückt zu werden, angesichts der überfordernden Komplexität einer Welt, der wir als Individuen und auch als Gattung ziemlich gleichgültig sind. Es gilt, darüber hinaus zu gehen und Ordnung zu schaffen, also Bedeutungen. Kultur bietet Orientierung und Schutz, sie gewährt Erwartungssicherheit, basale Gefühle und die Erfahrung, getragen sein von wieder erkennbaren Strukturen, die verläßlich sind.

    Wir sind immer auf der Suche nach Sinn, weil sich daran das eigene Orientierungsvermögen selbst wieder orientieren läßt. Daher ist Orientierungsorientierung von so große Bedeutung, denn Sinn verschafft Sicherheit im Geiste, und das in einer Welt, die übermächtig und eigentlich auch unbeherrschbar erscheint. Aber die Welt läßt sich in Geschichten verstricken, so daß wir uns wie an einem Ariadnefaden im Labyrinth einer immer unübersichtlicher werdenden Welt orientieren können, obwohl wir sie als ganze gar nicht überschauen.

    Literaturhaus | Prinz-Max-Palais | Karlstraße 10 | Karlsruhe

    Menschen sind Orientierungswaisen. Jedes Tier ist vollkommen integriert in den angestammten Lebensraum. — Man möchte annehmen, daß ›die‹ Natur mit dem Menschen das Spiel eröffnet hat, wie es wohl sei, ein Wesen zu erschaffen, das sich selbst orientieren kann. Inzwischen ist die Welt fast vollständig umgebaut worden. Schon bald werden zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben.

    Der Anspruch, sich in diesen künstlichen Welten zu orientieren, steigt ständig. Zur  Orientierung braucht es inzwischen Orientierungsorientierung. Dabei soll gerade auch die Individualität zum Zuge kommen. — Die Zeiten sind vorbei, in denen traditionelle Rollen mustergültig gelebt werden mußten, vor allem Geschlechteridentitäten, die keinen Ausbruch, keine Abweichung, keine Sperenzien duldeten. Immer weniger ›Sinn‹ ist vorgegeben, was eben bedeutet, sich selbst zu orientieren.

    Seit alters her werden einschlägige Antworten auf letzte Fragen immer wieder neu von den Mythen gegeben, die das Kunststück beherrschen, Weltvertrauen und Zuversicht zu schaffen. Wie das geschieht, das soll mit immer wieder neuen Einsichten im Philosophischen Salon zur Erfahrung gebracht werden. — Menschen sind kosmische Waisen, ausgesetzt in dem Bewußtsein, sich selbst bedenken zu müssen.

     

    16. Mai 2019 | Prof. Dr. Hans-Peter Schütt | Karlsruhe

    Amor und Psyche

    13. Juni 2019 | Dr. Joachim Hammann | Frankfurt

    Die Heldenreise

    4. Juli 2019 | Prof. Dr. Dieter Birnbacher | Düsseldorf

    Über Moralisierung

    18. Juli 2019 | Prof. Dr. Philipp Hübl | Berlin

    Der Untergrund des Denkens

    25. Juli 2019 | Prof. Dr. Jan Söffner | Friedrichshafen

    Körper und Geist

     

    Jeweils 18:00–20:00 Uhr im Prinz-Max-Palais.
     
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  • Identität und Individualismus,  Moderne,  Motive der Mythen,  Zeitgeist,  Zivilisation

    Philosophische Ambulanz

    Philosophische Ambulanz

    SS 2019 | freitags | 11:30-13:00 Uhr | Café NUN | Gottesauer Str. 35 | Karlsruhe

    Beginn: 3. Mai 2019 | Ende: 26. Juli 2019

     

    Ferdinand Bart: Der Zauberlehrling, (1882). Zeichnung aus dem Buch Goethe’s Werke, 1882. — Quelle: Public Domain via Wikimedia

    Und sie laufen! Naß und nässer
    Wird’s im Saal und auf den Stufen.
    Welch entsetzliches Gewässer!
    Herr und Meister! hör mich rufen! —
    Ach, da kommt der Meister!
    Herr, die Not ist groß!
    Die ich rief, die Geister,
    Werd ich nun nicht los.
    »In die Ecke,
    Besen! Besen!
    Seid’s gewesen.
    Denn als Geister
    Ruft euch nur, zu seinem Zwecke,
    Erst hervor der alte Meister.

    (Goethe: Der Zauberlehrling)

     

    In der Philosophischen Ambulanz kommt die Philosophie wieder zurück auf den Marktplatz, wo Sokrates seine Dispute führte, immer auf der Suche nach einer Philosophie, die es besser aufnehmen kann mit der Wirklichkeit. In den Dialogen und Diskursen der Philosophischen Ambulanz soll es darum gehen, in gemeinsamen Gedankengängen die besseren, höheren und tieferen Einsichten zu gewinnen.

    Verstehen ist Erfahrungssache, Verständigung ist eine Frage der Übung. Oft herrschen aber falsche Vorstellungen vor: Gemeinsames Verstehen entsteht im Dialog und in Diskursen, bei denen es nicht vorrangig um Meinungsäußerungen und Stellungnahmen geht. Es kommt auch nicht darauf an, Recht zu behalten, sich zu behaupten oder etwa vermeintliche ›Gegner‹ mundtot zu machen. — Gewalt entsteht, wo Worte versagen, wenn nicht gesagt und verstanden werden kann, was einem wirklich am Herzen liegt. Es kommt viel mehr darauf an, im gemeinsamen Verstehen weiterzukommen, so daß sich die Diskurse anreichern und ihre Sukzession, also einen Fortschritt erreichen. Daher ist es so wichtig, gerade im Konflikt aus einem Dissens heraus wie

    der zu neuem Einvernehmen zu finden. Erst das macht uns zu mündigen Zeitgenossen, wenn wir auch über die eigene Stellungnahme noch frei verfügen können. — Zu Philosophieren bedeutet, Widersprüche und Ambivalenzen nicht schleunigst aufzulösen, weil sie anstrengend sind. Vielmehr gilt es, das Denken selbst in der Schwebe zu halten. Der Weg ist das Ziel, gerade auch beim Philosophieren.

    Es gilt, nicht nur die üblichen Standpunkte zu vertreten, sondern neue und gänzlich unbekannte Perspektiven zu erproben. Daher ist der Positionswech sel von so eminenter Bedeutung. Genau das ist ›Bildung‹, den Standort der Betrachtung wechseln, um eine Stellungnahme ggf. auch aus einer beliebigen anderen Perspektive vornehmen, kommentieren und beurteilen zu können.

     

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  • Anthropologie,  Identität und Individualismus,  Lehre,  Moderne,  Religion,  Zeitgeist

    EPG II

    Oberseminar: Ethisch–Philosophisches Grundlagenstudium II

    SS 2019 | freitags | 14:00-15:30 Uhr | Raum: 30.91-009

    Beginn: 27. April 2019 | Ende: 27. Juli 2019

     

    Universe333: YogaBeyond Honza & Claudine Bondi; Beach, Australia 2013. — Quelle: Public Domain via Wikimedia Commons.

    Seit 2001 ist das Ethisch–Philosophische Grundlagenstudium (EPG) obligatorischer Bestandteil des Lehramtsstudiums in Baden–Württemberg. Es besteht aus zwei Modulen, EPG I und EPG II. — Ziel des EPG ist es, zukünftige LehrerInnen für wissenschafts– und berufsethische Fragen zu sensibilisieren und sie dazu zu befähigen, solche Fragen selbständig behandeln zu können. Thematisiert werden diese Fragen im Modul EPG II.

    Um in allen diesen Konfliktfeldern nicht nur zu bestehen, sondern tat sächlich angemessen, problembewußt und mehr oder minder geschickt zu agieren, braucht es zunächst einmal die Gewißheit, daß immer auch Ermessens– und Gestaltungsspielräume zur Verfügung stehen. Im Hintergrund stehen Ideale wie Bildung, Entfaltung der Persönlichkeit, die Erfahrung erfüllender Arbeit und Erziehungsziele, die einer humanistischen Pädagogik entsprechen, bei der es eigentlich darauf ankäme, die Schüler besser gegen eine Gesellschaft in Schutz zu nehmen, die immer fordernder auftritt. In diesem Sinne steht auch nicht einfach nur Ausbildung, sondern eben Bildung auf dem Programm.

    Auf ein– und dasselbe Problem läßt sich unterschiedlich reagieren, je nach persönlicher Einschätzung lassen sich verschiedene Lösungsansätze vertreten. Es ist daher hilfreich, möglichst viele verschiedene Stellungnahmen, Maßnahmen und Verhaltensweisen systematisch durchzuspielen und zu erörtern. Dann läßt sich besser einschätzen, welche davon den pädagogischen Idealen noch am ehesten gerecht werden.

    So entsteht allmählich das Bewußtsein, nicht einfach nur agieren und reagieren zu müssen, sondern bewußt gestalten zu können. Nichts ist hilfreicher als die nötige Zuversicht, in diesen doch sehr anspruchsvollen Beruf nicht nur mit Selbstvertrauen einzutreten, sondern auch zuversichtlich bleiben zu können. Dabei ist es ganz besonders wichtig, die Grenzen der eigenen Rolle nicht nur zu sehen, sondern auch zu wahren.

     

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  • Anthropologie,  Götter und Gefühle,  Identität und Individualismus,  Moderne,  Motive der Mythen,  Theorien der Kultur,  Urbanisierung der Seele,  Zeitgeist,  Zivilisation

    Links zu Bibliotheken und zum Online-Buchhandel

    Bücher von Heinz-Ulrich Nennen

    Alle Bände der Reihe ZeitGeister erscheinen bei tredition –

    werden aber auch hier sukzessive zum Download freigegeben → Downloads

     

     

     

     

     

  • Anthropologie,  Götter und Gefühle,  Identität und Individualismus,  Moderne,  Motive der Mythen,  Religion,  Theographien,  Theorien der Kultur,  Urbanisierung der Seele,  Zeitgeist,  Zivilisation

    Der Mensch als Maß?

    Heinz–Ulrich Nennen: Der Mensch als Maß aller Dinge? Über Protagoras, Prometheus und die Büchse der Pandora (ZeitGeister 1); tredition Hamburg 2018. 232 S. – Paperback 16,99 €, ISBN: 978-3-7439-0090-5. Hardcover 26,99 € ISBN: 978-3-7439-0091-2. Erscheinungsdatum: 11.12.2018.

    Pandora ist das Abschiedsgeschenk der abdankenden olympischen Götter, danach kommt nur noch der Mensch. Es sollte keine weitere Dynastie von Göttern mehr geben. — Wir sind werdende Götter in einer Welt, die wir selbst erschaffen haben, für die wir auch ganz allein verantwortlich sind.

    Mit sämtlichen göttlichen Gaben bedacht, ist Pandora die Allegorie aller Verlockungen, wie sie nur zivilisierte Welten bieten. Zugleich bringt sie auch alle damit verbundenen Übel in die Welt. Um die Frage nach dem Warum ranken sich seither viele Meistererzählungen. Grund genug, sie erneut zu befragen, um ›unsere‹ Antworten zu finden.

    Also wie gehen wir um mit unserer Souveränität in Fragen von Moral, Gefühl und Selbstbestimmung? Der Weg führt vom ersten Gewissen bis zur multiplen Identität, immer auf der Suche nach Sinn, Glück und Geborgenheit. — Inzwischen tragen wir die Götter in uns.

    Die Reihe ZeitGeister ist der Psychogenese gewidmet, denn Orientierungswissen ist von zunehmender Bedeutung. Es geht um die neuen Perspektiven einer Philosophischen Psychologie, die in den Meistererzählungen ein uraltes Orientierungswissen findet, das überraschend aktuell ist.

    Wenn der berühmt–berüchtigte Sophist Protagoras von Sokrates um Erläuterung gebeten wird, was man denn nun gegen teures Geld bei ihm erlernen könne, dann zeigt sich ein tiefgreifender Wandel. — Nicht einmal mehr die Einführung ins Erwachsenenleben gehorcht noch der Tradition der Jäger. Die Kultur in den Städten setzt eigene Maßstäbe und bespiegelt sich dabei selbst. Fraglose Maßstäbe sind nicht mehr vorhanden: Der Mensch ist das Maß aller Dinge!

    Protagoras erläutert anhand des Mythos von Prometheus, es mangle nicht an der nötigen Technik, Städte zu errichten. Allein sie zu halten, sei schier unmöglich gewesen. — In der Tat mußte die dringend gebotene Kunst der Politik eigens von Hermes im Auftragdes Zeus nachgereicht werden. Und er, der Sophist, vermittle genaudiese vakanten Kompetenzen.

    Politik ist die Kunst, ständig gegenzusteuern, wenn Gesellschaften wieder einmal aus irgendeinem Gleichgewicht geraten. Die eigentliche ›Wildnis‹, in der es zu bestehen gilt, liegt daher in den Städten. — Seither muß also ›studiert‹ werden. Dann ist es durchaus möglich, Karriere zu machen, auch ohne von Adel zu sein.
    Pandora ist das Abschiedsgeschenk der abdankenden olympischen Götter, danach kommt nur noch der Mensch. Mit sämtlichen göttlichenGaben bedacht, ist sie die Allegorie aller Verlockungen, wie sie nurzivilisierte Welten bieten. Zugleich bringt sie auch alle Übel mit indie Welt, die vorher nicht waren. — Um die Frage nach dem Warum ranken sich seither viele Meistererzählungen. Grund genug, sie erneutzu befragen, um ›unsere‹ Antworten zu finden.

    Philosophie kommt auf, wo Götter schlecht gedacht werden. So entsteht allmählich Souveränität in Fragen von Moral, Gefühl und Selbst. Der Weg führt vom ersten Gewissen bis zur multiplen Identität, immer auf der Suche nach Sinn, Glück und Geborgenheit.

    Die Reihe ZeitGeister ist der bisher kaum bedachten Psychogenese gewidmet, dabei ist Orientierungswissen von zunehmender Bedeutung. Es geht um die neuen Perspektiven einer Philosophischen Psychologie, die in Zweifelsfällen immer wieder auf die Orientierungsorientierung durch Philosophische Anthropologie zurückgreifen kann.

    Alle Bände der Reihe ZeitGeister erscheinen bei tredition – werden aber auch hier sukzessive zum Downloads freigegeben.

     

  • Moderne

    Heinz-Ulrich Nennen

    Profil

    Prof. Dr. Heinz-Ulrich Nennen, geb. 1955 in Rheine im Emsland, ist Hochschullehrer für Philosophie am Karlsruher Institut für Technologie (KIT).

    Nach dem Studium in Münster wurde Nennen im Jahre 1989 mit der Studie “Ökologie im Diskurs” promoviert. Dabei zeigte sich bereits der Schwerpunkt seiner Arbeit: Diskurse und Dialoge über Orientierungsfragen. — Nach 10-jähriger Tätigkeit als Wissenschaftler im Bereich “Diskurs” an der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Stuttgart, habilitierte sich Nennen mit einem philosophischen Experiment unter dem Titel: “Philosophie in Echtzeit. Die Sloterdijk-Debatte: Chronik einer Inszenierung.”

    Nennen veranstaltet Philosophische Cafés, einen Philosophischen Salon in Karlsruhe und betreibt eine Philosophische Praxis im westfälischen Münster.

    Themen: Anthropologie — Mythologie — Moral — Mythen, Märchen, Meistererzählungen — Heldenreise — Psychogenese, Orientierungswissen, Selbstorientierung — Zeitgeist- und Diskursanalysen — Körper, Seele, Liebe, Geist — Philosophische Psychologie

    Philosophie entsteht, wenn die Götter schlecht gedacht werden. — Inzwischen verlieren Religion und Tradition immer mehr Autorität. Aber die Fragen bleiben. Daher ist es kaum verwunderlich, daß in letzter Zeit gerade die Philosophie immer mehr Interesse erweckt, darf man sich doch von ihr versprechen, selbst zu den Einsichten zu kommen, die immer notwendiger werden.

    Wenn herkömmliche Orientierungsweisen unsicher werden, dann sind vormals fraglose Fragen urplötzlich wieder offen. Philosophieren bedeutet, sich im Denken zu orientieren.

    Zur Reihe ZeitGeister:
    Es ist atemberaubend, was die Zivilisation aus Menschen macht: Die Natur wird ›gezähmt‹, kehrt aber im Innern der Städte als Wildnis zurück. Individuelle Selbstorientierung wird nötig, getrieben von einer bisher kaum beachteten Psychogenese. Alles beginnt mit der Stimme des Gewissens; inzwischen tragen wir die Götter in uns. — Grund genug, die einschlägigen Meistererzählungen erneut zu befragen.

    Wir werden uns selbst besser verstehen, wenn wir die Mythen dazu bringen, uns neue, am besten »unsere« Antworten zu geben.

    Die Bände der Reihe ZeitGeister sind der Psychogenese gewidmet. Mit dem Aufkommen der Städte entwickeln sich Menschen und Götter. Allmählich entsteht eine neue Souveränität in Fragen von Moral, Gefühl und Selbst. Der Weg führt vom ersten Gewissen bis zur multiplen Identität, immer auf der Suche nach Sinn, Glück und Geborgenheit.

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  • Anthropologie,  Götter und Gefühle,  Identität und Individualismus,  Moderne,  Motive der Mythen,  Psyche,  Psychosophie,  Schönheit,  Seele,  Theographien,  Theorien der Kultur,  Urbanisierung der Seele,  Zeitgeist,  Zivilisation

    Über Narziß, Adoleszenz und Anerkennung

    Der zerbrochene Spiegel

    Wir wissen nicht, was Narziß auf der spiegelnden Wasseroberfläche gesehen haben mag. Der Mythos vom Narziß thematisiert weit mehr als den dummdreisten Narzißmus eines Selbstverliebten; wäre dem so, der Narziß wäre kaum der Rede wert. — Tatsächlich geht es um etwas anderes: Das Geheimnis menschlichen Bewußtseins, das sich selbst spiegelt, um sich seiner selbst gewiß zu werden, ist erst der Anfang einer langen Reise ins eigene Innere.

    Die beiden Hauptfiguren in diesem Mythos haben bemerkenswerte Handikaps, so daß sie einander nicht begegnen können. Alles beginnt mit der Nymphe Echo, die von Zeus animiert worden ist, Hera nach Art der Scheherezade mit unendlichen Geschichten von den Amouren des Gemahls abzulenken, insbesondere wenn dieser wieder einmal bei den Nymphen weilt. Die oft rasend eifersüchtige Hera ist bereits im Begriff, ihren Gatten in flagranti zu überführen, aber die geschwätzige Echo hält sie davon ab, indem sie weiter und weiter redet.

    Nachdem Hera das Spiel durchschaut hat, bestraft sie Echo, die nunmehr erst zu dem wird, was ihr Name bereits über sie aussagt. Es wird der Nymphe genommen, was sie mißbraucht hat, um die Göttin hinters Licht zu führen: Hera nimmt ihr die Fähigkeit eigener Rede, so daß sie nicht mehr von sich aus sprechen, sondern nur wiederholen kann, was sie hört. Von sich aus kann sie fortan gar nicht mehr sprechen, es bleibt ihr nur noch, die letzten Worte lediglich zu wiederholen, — ein fatales Handikap, insbesondere wenn sie dem Narziß ihre Liebe gestehen will.

    Eines Tages wird Narziß auf der Jagd von seinen Gesellen getrennt. Er gerät in eine sonderbare Landschaft am Helikon, die von der Nymphe Echo beseelt wird. Sobald diese den jungen Mann erblickt, wird sie sogleich in Liebe erglühen. Aber sie kann sich nicht äußern, um ihm ihre Liebe zu gestehen. Also folgt sie ihm heimlich, um ihm bei Gelegenheit näher zu kommen…